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Krieg und Frieden - Institut für soziale Dreigliederung

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Nationale Identifikation übersieht Reinkarnation<br />

GA173, S.161, 1 1966, 17.12.1916, Dornach<br />

Kurzfassung: Volkseele nicht mit Einzelseele zu verwechseln, wie auch nicht Eltern mit Kindern. Man darf sich nicht mit der<br />

Volksseele identifizieren, weil man in einem Volke nur in einer Inkarnation steckt. Man darf nicht über Vaterlandsliebe, Heimatliebe<br />

<strong>und</strong> Patriotismus hinaus. Man trägt in sich unendlich viel mehr <strong>und</strong> viel weniger als Volksseele.<br />

«Ferner müssen wir, wenn wir die Zusammenhänge verstehen sollen, um die es manchen unter unseren Fre<strong>und</strong>en gemäß dem von<br />

ihnen ausgedrückten Wunsch zu tun ist, die konkrete Realität dessen zu verstehen suchen, was Volksseele ist. Denn unsere materialistische<br />

Zeit <strong>und</strong> Empfindungsweise ist nur zu geneigt, Volksseele zu verwechseln mit einzelner Seele, das heißt, wenn man von<br />

einem Volke spricht, zu glauben, daß dieses in der Realität etwas zu tun hat mit den einzelnen Angehörigen des Volkes. Für den<br />

Okkultisten ist, wenn ich einen allerdings etwas groben, aber anschaulichen Vergleich brauchen darf, es ebenso unsinnig, jemanden,<br />

der sich einen Engländer oder einen Deutschen nennt, mit seiner Volksseele zu identifizieren, wie es unsinnig wäre, den Sohn<br />

oder die Tochter mit dem Vater oder der Mutter zu identifizieren. Es ist, wie gesagt, ein grober Vergleich, weil wir es hier mit zwei<br />

physischen Menschen zu tun haben, <strong>und</strong> dort mit einer physischen <strong>und</strong> einer nichtphysischen Wesenheit; aber beide sind zwei<br />

ganz verschiedene Gebilde, wenn man sie konkret betrachtet. Verstehen allerdings wird man dasjenige, was da zugr<strong>und</strong>e liegt, was<br />

aber zu verstehen höchst notwendig ist, wenn man überhaupt von diesen Dingen mit einer realen Unterlage reden will, erst von dem<br />

Zeitpunkt an, wo man die Geheimnisse der wiederholten Erdenleben <strong>und</strong> des damit zusammenhängenden Karmas begreift. Denn<br />

darin liegt eine ungeheuer bedeutsame Wahrheit, daß man in einem Volke ja nur mit einer Inkarnation drinnensteckt, daß man aber<br />

in der eigenen individuellen Wesenheit etwas ganz anderes, unendlich viel mehr <strong>und</strong> auch unendlich viel weniger trägt als dasjenige,<br />

was in der Volksseele ist. Sich zu identifizieren mit der Volksseele, hat der Realität gegenüber überhaupt keinen Sinn, wenn<br />

es über das hinausgeht, was man mit den Worten Vaterlandsliebe, Heimatliebe, Patriotismus <strong>und</strong> dergleichen bezeichnet. Richtig<br />

sehen wird man diese Dinge erst, wenn man ernsthaftig <strong>und</strong> tief die Wahrheiten von der Reinkarnation <strong>und</strong> dem Karma ins Auge<br />

fassen. kann.»<br />

Volk als Karma mit Wechselmöglichkeit statt Blut<br />

GA174, S.56-62, 1 1966, 7.1.1917, Dornach<br />

Kurzfassung: Nationalität kann entweder als Blut <strong>und</strong> Entsprechung im Ätherleib (mehr oder weniger Animalisches) durch die<br />

Mutter oder als Karma mit Möglichkeit der Karmaschwenkung verstanden werden. Individualität über den Vater. Blut unterhalb<br />

<strong>und</strong> Karma oberhalb der Logik. Völkerkonflikte daher als Tragik, wo die Klugheit nicht hilft: sind genauso notwendig wie Abbau<br />

im Leben.<br />

«Wodurch wirkt denn eigentlich die Volksseele in das Menschengemüt herein? Wenn wir so, wie die Menschheit einmal ist, betrachten,<br />

was in bezug auf diese Sache geschieht, so müssen wir sagen: Das Hereinwirken der Volksseele in die individuelle Menschenseele<br />

ist zunächst ein unterbewußtes, das nur teilweise heraufsteigt in das Bewußtsein. Der Mensch fühlt sich diesem oder<br />

jenem Volkstum angehörig, <strong>und</strong> in der Hauptsache geschieht ja die Einwirkung der Volksseele auf die Individualität des Menschen<br />

durch den Umweg des mütterlichen Prinzips. Das mütterliche Prinzip ist eingebettet in das Volksseelentum. Was den Menschen<br />

als physisch-ätherisches Naturwesen mehr herausreißt aus dem Gruppenhaften, ist die Einwirkung des väterlichen Impulses.<br />

Das habe ich in früheren Jahren öfter auseinandergesetzt. Für die christliche Weltanschauung liegt das schon in den Evangelien<br />

ausgedrückt. Auch darüber ist in früheren Jahren gesprochen worden. Im wesentlichen wird, so wie die Dinge heute noch liegen,<br />

zunächst durch das Blut vom Volkstume aus in den Menschen hereingewirkt, <strong>und</strong> durch dasjenige, was im Ätherleibe dem Blute<br />

entspricht. Natürlich haben wir es da mit einem mehr oder weniger animalischen Impulse zu tun, <strong>und</strong> er bleibt animalisch <strong>für</strong> den<br />

weitaus größten Teil der heutigen Menschen. Der Mensch gehört einem gewissen Volkstum an durch sein Blut. Welche geheimnisvollen<br />

Kräfte <strong>und</strong> Impulse in das Blut hineinwirken, ist schwierig im einzelnen auseinanderzusetzen, weil diese Impulse außerordentlich<br />

vielgestaltig, mannigfaltig sind. Aber sie liegen unter der Oberfläche des Bewußtseins.<br />

Viel bewußter lebt der Mensch in all dem, was an Menschlichkeit ohne Unterschied der Nation in ihm lebt. Daher wird auch das<br />

Pathos, die Leidenschaft, der Affekt, mit dem sich der Mensch einer Nationalität angehörig fühlt, mit einer gewissen elementaren<br />

Kraft hervortreten. Der Mensch wird nicht versuchen, logische Gründe oder Urteile geltend zu machen, wenn es sich <strong>für</strong> ihn darum<br />

handelt, seine Zusammengehörigkeit mit seiner Nationalität zu bestimmen oder zu empfinden. Das Blut <strong>und</strong> das Herz, das unter<br />

dem Einflusse des Blutes steht, bringt den Menschen mit seiner Nationalität zusammen, läßt ihn in der Nationalität drinnen leben.<br />

Die Impulse, die da in Betracht kommen, sind unterbewußt, <strong>und</strong> es ist schon viel gewonnen, wenn man sich dieses unterbewußten<br />

Charakters bewußt ist. Gerade in bezug darauf ist es wichtig, wenn der Mensch, der an die Geisteswissenschaft herantritt, in sich<br />

selber eine Entwickelung durchmacht, wenn er in bezug auf diese Dinge gewissermaßen anders empfindet als die übrige Menschheit.<br />

Wenn Menschen, die nicht der Geisteswissenschaft angehören, gefragt werden, wie sie mit ihrer Nationalität zusammenhängen,<br />

so werden <strong>und</strong> müssen sie sagen: Durch das Blut! - Das ist die einzige Idee, die sie sich über die Zugehörigkeit zu ihrer Nationalität<br />

machen können. Der Geisteswissenschafter soll allmählich dazu kommen, sich nicht diese Antwort zu geben, sondern eine<br />

andere. Würde er sich nicht allmählich zu dieser andern Antwort entwickeln können, so würde er die Geisteswissenschaft nur theoretisch<br />

nehmen, nicht im eigentlichen Sinne praktisch <strong>und</strong> lebendig. Während also der Nichtgeisteswissenschafter sich nur die<br />

Antwort geben kann. Durch mein Blut hänge ich mit meiner Nationalität zusammen, durch mein Blut verteidige ich dasjenige, was<br />

in der Nation lebt, durch mein Blut fühle ich die Verpflichtung, mich zu identifizieren mit meiner Nationalität -, muß der Geisteswissenschafter<br />

sich die andere Antwort geben: Durch mein Karma bin ich mit der Nationalität verb<strong>und</strong>en, denn es ist ein Teil des<br />

Karma. - Sobald man Karmabegriffe einführt, vergeistigt man allerdings das gesamte Verhältnis. Und während der Nichtgeisteswissenschafter<br />

<strong>für</strong> alles das, was er als Angehöriger eines bestimmten Volkes tut, das Pathos, die Impulsivität, das Blut aufrufen wird,<br />

wird derjenige, der die geisteswissenschaftliche Entwickelung durchgemacht hat, sich durch das Karma verb<strong>und</strong>en fühlen mit<br />

diesem oder jenem Volkstum.<br />

Das ist eine Vergeistigung der Sache. Außerlich mag dasselbe ablaufen, äußerlich mag der Mensch, wenn er diese Vergeistigung<br />

empfindet, das gleiche geltend machen; aber innerlich wird die Sache vergeistigt sein, <strong>und</strong> er wird ganz anders empfinden als derjenige,<br />

der die Zugehörigkeit gewissermaßen nur animalisch empfindet.<br />

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