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Krieg und Frieden - Institut für soziale Dreigliederung

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diese Dinge sind nicht so ganz selten, <strong>und</strong> vor allen Dingen aus solchen Gesellschaftskreisen heraus, daß Sie oftmals staunen<br />

würden, wenn man Ihnen die Titel anführen würde der Menschen, die solches <strong>und</strong> ähnliches schreiben.<br />

Also auch das Spirituelle, die Kraft, hineinzuschauen in die geistige Welt, sie wird nicht ins Auge gefaßt von diesem einseitigen<br />

Impuls so, daß man hineinkommen soll in die geistige Welt, sondern daß man, wenn es schon solche Kräfte gibt, sie hereinfaßt in<br />

die physische Welt, um die physische Welt mit Bezug auf das Prinzip der Nützlichkeit zu fördern. Das ist eine Einseitigkeit. Ich<br />

will sie zunächst heute abstrakt schildern, morgen wird es konkreter sein.<br />

Die andere Einseitigkeit, welche der Evolution der fünften nachatlantischen Periode droht, ist diese, welche eben in einseitiger<br />

Weise unter dem Einfluß jener Begriffe <strong>und</strong> Ideen steht, wo die großen Errungenschaften der phänomenalen Welt mehr abgelehnt<br />

werden, da<strong>für</strong> aber die Pflege der Imaginationen vor allen Dingen in Aussicht genommen wird. Das steht noch viel mehr am Anfange<br />

als die andere Einseitigkeit. Aber wer die Entwickelung des russischen Geisteslebens kennt, der kennt auch die mannigfaltigen<br />

Einseitigkeiten auf diesem Gebiete. Denn innerhalb mancher östlicher Kreise bildet sich immer mehr <strong>und</strong> mehr die Anlage zu bedeutsamen<br />

Imaginationen heraus. Welche Gestalt solche Imaginationen annehmen, davon kann sich jeder überzeugen, der - was ich<br />

empfehlen möchte - den ersten Band der Übersetzung Solowjows liest; in den «Drei Gesprächen», am Schluß des Bandes, da werden<br />

Sie finden, wie diesem bedeutendsten russischen Philosophen wirklich bedeutende, bedeutsame Imaginationen aufgehen. Dieses<br />

Hineindringen in die geistige Welt, wenn es auch vielfach einseitig, wenn es auch vielfach schief ist - darauf kommt es jetzt nicht<br />

an -, sondern darauf kommt es an, daß das sich als gewisse Anlage herausbildet. Das ist charakteristisch <strong>für</strong> den anderen einseitigen<br />

Impuls unserer Evolution der fünften nachatlantischen Periode. Da wird sich mehr ein Leben herausbilden, welches wenig Wert legt<br />

auf die Weltenphänomene, dagegen immer mehr <strong>und</strong> mehr Wert legt auf dasjenige, was der Mensch an Imaginationen aus sich<br />

selbst heraussetzt, Imaginationen, die sich oftmals bis zum visionären Leben steigern können. Da wird sich eine besondere Vorliebe<br />

<strong>für</strong> solches visionär gestaltete Leben mit all dem herausbilden, was solches im Gefolge hat.<br />

Dasjenige, was unter dem westlichen Impulse steht, das sieht ab von den geistigen Zusammenhängen, geht auf das Physisch-<br />

Sinnliche; was da das einzelne ist, muß daher die geistigen Zusammenhänge, weil sie ja nur physisch zutage treten sollen, in die<br />

physischen Kräfte aufnehmen, das heißt es muß möglichst in die Machtorganisation des <strong>soziale</strong>n Lebens das Geistige hineinfließen.<br />

Daher strebt diese einseitige Machtorganisation nach großen Imperien, nach mächtigen Organisationen, welche die einzelne<br />

Individualität vernichten. Wenn solche Dinge heute erst im Anfange sind <strong>und</strong> sie daher derjenige, der sie nicht sehen will, nicht<br />

sehen kann, so tut das nichts <strong>für</strong> die Erkenntnis des Wahrhaftigen. Im Osten dagegen ist das Geistige unmittelbar im einzelnen<br />

individuellen Menschen gegeben. Der Mensch kann ja nur in seiner Individualität das Geistige real machen hier in der physischen<br />

Welt. Daher strebt alles dasjenige, was unter dem Einfluß dieser Impulse steht, zur Auflösung der äußeren Machtorganisationen,<br />

zur Auflösung alles dessen, was durch Verträge, Gesetze, Staatsorganisationen <strong>und</strong> so weiter die Menschen zusammenhalten will,<br />

strebt viel mehr zu dem Sektiererischen, zu dem Vereinzelten hin, zur Negation der äußeren Machtorganisation. Solche Dinge<br />

kaschieren sich oftmals. Wenn aber im Osten heute große Machtzusammenhänge, Machtorganisationen auftreten, so ist das zunächst<br />

nur eine Reaktion gegen das eigentliche Prinzip des Ostens, lauter kleine Gemeinschaften mit sektiererischem Charakter zu<br />

bilden, nicht nur auf dem Gebiete des religiösen Lebens, sondern auch auf dem Gebiete des <strong>soziale</strong>n Lebens, der Ansichten über das<br />

gewöhnlichste, alltäglichste Zusammenleben. Das strebt alles nach Auflösung des Imperialistischen. Und das Menschheitsideal,<br />

das sich da heranbildet, das ist dasjenige des Menschen, der durch das Leben gehen will, um sich vom Leben zu befreien, um als ein<br />

möglichst Starker durch den Tod hindurchzugehen, um als ein möglichst Starker die Impulse des Bösen zu überwinden, Befreiung<br />

zu suchen von dem, was nur Gültigkeit hat zwischen Geburt <strong>und</strong> Tod. Das wird innerhalb dieser Kulturgemeinschaften angestrebt:<br />

durch das Leben zu gehen so, daß sich der Mensch ganz auf die in seinem Innern sich losringende imaginative Welt stellen kann,<br />

gewissermaßen eine Art Kosmos, seelischen Kosmos in seinem Innern ausbildet, unbekümmert um die äußeren Zusammenhänge.<br />

Während einerseits äußere Zusammenhänge immer wichtiger <strong>und</strong> wichtiger sein werden, während man immer mehr träumen wird<br />

von äußeren Zusammenhängen <strong>und</strong> immer mehr <strong>und</strong> mehr die Seligkeit in äußeren Zusammenhängen suchen wird, wird andrerseits<br />

immer auftreten das Durchgehenwollen durch das menschliche Leben. Während im Westen das Menschheitsideal der Bourgeois ist,<br />

ist im Osten das menschheitliche Ideal - ich kann zunächst kein anderes Wort bilden als - der Pilger, wie man in manchen deutschen<br />

Dialekten sagt: der «Bilcher», der durch das Leben pilgert, der das Leben auch als eine Pilgerschaft ansieht, <strong>und</strong> der im<br />

Gr<strong>und</strong>e genommen pilgert, bis er durch das Tor des Todes geht, um da mit starker Seele, die alle Erlebnisse getragen hat, in die<br />

rechte Befreiung einzugehen. Wenn er sich einseitig ausbilden wird, dieser Impuls, wird er das feste Stehen in dem anderen Impuls<br />

verleugnen.»<br />

I II<br />

Verwandtschaft Das Böse<br />

(Leiden, Schmerz)<br />

Geburt Glückseligkeit<br />

Tod Erlösung<br />

(Nützlichkeit) (Bestimmung)<br />

Kampf um Dasein Gegenseitige Hilfeleistung<br />

Bourgeois Pilger<br />

<strong>Krieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Frieden</strong><br />

Eskalation <strong>und</strong> Mediation<br />

70

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