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Krieg und Frieden - Institut für soziale Dreigliederung

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Ein solches unlösbares Problem - ich meine jetzt nicht <strong>für</strong> den abstrakten Verstand, da ist es selbstverständlich lösbar, aber ich<br />

meine Wirklichkeiten - wird geschaffen 1870/71 zwischen West-, Mittel- <strong>und</strong> Osteuropa. Das ist das sogenannte Elsässische Problem.<br />

Selbstverständlich, die gescheiten Menschen, die können es lösen. Entweder erobert der eine Staat oder der andere, besiegt<br />

den andern, dann hat er die Sache gelöst, nicht wahr. Das hat man ja mit Bezug auf das Elsaß von der einen oder von der anderen<br />

Seite lange versucht. Oder wenn man das nicht will, stimmt man ab unter der Bevölkerung. Das geht sehr leicht, die Majorität entscheidet.<br />

Nicht wahr, auf diese Weise geht es, so sagen die gescheiten Menschen. Aber diejenigen, die in der Wirklichkeit stehen,<br />

die nicht bloß einen einzelnen Zeitpunkt sehen, sondern die da sehen, wie die Zeit überhaupt ein realer Faktor ist, <strong>und</strong> wie man<br />

nicht, was im Laufe der Zeit sich entwickeln muß, in einem kurzen Zeitraum zur Entwickelung kommen lassen kann - kurz, die<br />

Menschen, die in der Wirklichkeit stehen, die wußten schon, daß dies ein unlösbares Problem ist. Man lese nur, was die Menschen,<br />

die hineinzuschauen versuchten in den Gang der europäischen Entwickelung, über dieses Problem in den siebziger Jahren dachten<br />

<strong>und</strong> schrieben <strong>und</strong> sagten. Vor ihren Augen, vor ihren Seelenaugen stand, wie durch das, was da geschah, der Zukunft Europas<br />

sonderbare Vorbedingungen geschaffen wurden, wie der Drang entstehen wird im Westen, den ganzen Osten aufzurufen. Dazumal<br />

gab es schon Leute, welche wußten: Das slawische Problem wird in die Welt gesetzt dadurch, daß man im Westen die Sache anders<br />

wird lösen wollen als in Mitteleuropa. - Ich will nur hindeuten darauf, wie die Sache ist. Ich will hindeuten darauf, daß es ein solches<br />

handgreifliches Symptom ist, wie ich Ihnen gestern den Dreißigjährigen <strong>Krieg</strong> vorgeführt habe, um Ihnen zu zeigen, daß man<br />

in der Geschichte nicht das Folgende als eine Wirkung des Vorhergehenden zeigen kann. Gerade der Dreißigjährige <strong>Krieg</strong> zeigt:<br />

Das, womit es angefangen hat, was vor dem Ausbruch des <strong>Krieg</strong>es war, das ist genauso wie nach dessen Ende; aber mit dem, was<br />

dann entstanden ist, hat es nicht angefangen. Von Ursache <strong>und</strong> Wirkung ist nicht die Rede. Sie sehen da etwas Charakteristisches<br />

an diesem Symptom, ebenso an dem Elsässischen Problem. Für viele Fragen der neueren Zeit könnte ich Ihnen das gleiche zeigen.<br />

Die Dinge werden aufgeworfen, führen aber nicht zu einer Lösbarkeit, sondern zu einer Unlösbarkeit, zu immer neuen Konflikten,<br />

führen in Sackgassen des Lebens. Das ist wichtig, daß man das ins Auge faßt. Sie führen so in Sackgassen des Lebens, daß man<br />

nicht einerlei Meinung sein kann in der Welt, daß der eine eine andere Meinung haben muß als der andere, einfach wenn er an einem<br />

anderen Orte von Europa steht. Und wiederum gehört das zu charakteristischen Seiten neuzeitlicher Geschichtssymptome, daß<br />

die Menschen es dazu bringen, sich Tatsachen zu schaffen, die unlösbare Probleme sind.»<br />

<strong>Krieg</strong> durch östliche Verachtung <strong>für</strong> westliche Wirtschaft<br />

GA209, S.9-14, 1 1968, 24 11 1921<br />

Kurzfassung: Volksseelenzyklus. Einleitung zum Völkerpsychologiekursus geschrieben worden, um einen Staatsmann [Sylvain:<br />

Prinz Max von Baden] darauf aufmerksam zu machen, der später eine wichtige kurze Rolle spielen sollte. Wurde aber beiseite<br />

geschoben. Man würde sonst einsehen, daß ein <strong>Krieg</strong> zwischen Westen <strong>und</strong> Osten bevorsteht, weil Westen nur wirtschaftliche<br />

Beziehungen will <strong>und</strong> kein Vertrauen da ist.<br />

«Es war im Januar 1918, da hatte ich eine Unterredung in Mitteleuropa mit einer Persönlichkeit, die dann, als <strong>für</strong> Mitteleuropa<br />

die Katastrophe eine gefährliche Gestalt annahm, im Herbste desselben Jahres, innerhalb der katastrophalen Ereignisse, eine kurze,<br />

aber bedeutsame Rolle spielte. Diejenigen, welche die Ereignisse verfolgen konnten, wußten aber schon im Januar, daß, wenn es<br />

einmal zur Entscheidung kommen werde, gerade diese Persönlichkeit eine gewisse Rolle spielen würde. Schon im Januar also hatte<br />

ich ein Gespräch mit dieser Persönlichkeit. Es führte auch darauf, daß von seiten dieser Persönlichkeit bemerkt wurde, wie notwendig<br />

es eigentlich sei, eine Psychologie, eine Seelenk<strong>und</strong>e der europäischen Völker zu haben; denn das große Chaos, in das man<br />

hineinsegelt, werde fordern, daß diejenigen, die einigermaßen führend sein wollen, sich auskennen in der Wirksamkeit, in den<br />

Kräften der europäischen Völkerseelen. Und es wurde von dieser Persönlichkeit sehr bedauert, daß eigentlich keine Möglichkeit<br />

sei, bei der Behandlung der öffentlichen Angelegenheiten so etwas wie eine Seelenk<strong>und</strong>e der Völker zu Gr<strong>und</strong>e legen zu können.<br />

Ich erwiderte, daß ich über diese Seelenk<strong>und</strong>e der europäischen Völker hier in Christiania einen Vortragszyklus gehalten habe,<br />

<strong>und</strong> ich habe dann dieser Persönlichkeit diesen Vortragszyklus mit einer aus der damaligen Situation - Januar 1918 - heraus geschriebenen<br />

Vorrede geschickt. Ja, ich kann nur darauf aufmerksam machen, wie dieser Vortragszyklus dazumal gemeint war, durch<br />

die Erzählung dieser Episode. Er sollte wirklich richtunggebend sein gegenüber den in die Verwirrung hineinsteuernden Kräften.<br />

Deshalb mußte ich ihn auch 1918 in dieser eben erzählten Weise gebrauchen.<br />

Genützt hat es trotz der aus der Situation heraus geschriebenen Vorrede aus dem Gr<strong>und</strong>e nichts, weil jene Reife, die notwendig<br />

wäre, um wirklich einzusehen, wie stark die Niedergangskräfte sind, die Reife, die schon in einer großen Anzahl von Seelen sein<br />

könnte, eben von diesen Seelen nicht bewußt angestrebt werden will. Man hat heute noch eben eine große Furcht davor, sich das,<br />

was an in das Chaos hineinsteuernden Kräften wirklich vorhanden ist, in wahrer Gestalt vor die Seele zu rufen.<br />

Es sollte heute mehr, als es den Europäern klar ist, einleuchtend sein, daß Europa immer mehr <strong>und</strong> mehr verfallen muß, wenn es<br />

sich nicht auf die spirituelle Gr<strong>und</strong>lage des Menschenlebens besinnt, wenn es weiter beiseite schiebt aus reiner Bequemlichkeit<br />

das, was doch zuletzt so gemeint ist, daß es Hilfe bringt aus den antispirituellen Wirren heraus.<br />

Für mich war ja tief symbolisch dieses Beiseiteschieben meines nordischen Völkerpsychologiekursus durch eine der führenden<br />

Persönlichkeiten während der sinnlosen Zeit. So wird im Gr<strong>und</strong>e noch heute von denjenigen, die tonangebend sind, alles beiseite<br />

geschoben!»<br />

Siehe auch das Schlagwort «Panslawismus weder Imperialismus noch Zwang sondern Individualismus <strong>und</strong> Freiheit».<br />

K r i e g u n d B r ü d e r l i c h k e i t<br />

Überproduktion <strong>und</strong> Imperialismus<br />

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