Krieg und Frieden - Institut für soziale Dreigliederung
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Siehe den Text unter dem Schlagwort «Unterschied zwischen Volk, Sprache <strong>und</strong> Denken».<br />
Sprache greift tiefer ein als Ich<br />
GA121, S.37-41, 5 1982, 8.6.1910, Kristiania<br />
Sexualisierung der Politik durch Sprache<br />
GA180, S.154-165, 2 1980, 5.1.1918, Dornach<br />
Kurzfassung: Soll bekannt statt geheimgehalten werden: Stimmänderung ist Ausdehnung der sexuellen Essenzen. Früher von<br />
einer Vorstellungsänderung begleitet. Was das Kind in der Außenluft durch Imagination wahrnahm, wurde verinnerlicht, als<br />
Befruchtung erlebt. Bei Jungen als Vorstellung, bei Mädchen als innere Imagination-Menschenbild. Nacheinander von Wahrnehmen<br />
<strong>und</strong> Denken, als Tag <strong>und</strong> Nacht erlebt. Sexualität daher mit den Sternen <strong>und</strong> dem Göttlichen in Verbindung gesetzt. Geht<br />
über das Persönliche (Tag) hinaus, daher Gr<strong>und</strong>lage des Sozialen gewesen. Chauvinismus, Freiheit der Völker, da wo dieses<br />
inzwischen vergröberte Sexuelle Menschen mehr ergreift. Luziferische sternenlose Balzstimme des Hahns: nicht nur bei Clémenceau<br />
anzutreffen.<br />
«Zurückgeblieben ist unter anderem auch das begierden- <strong>und</strong> gefühlsmäßige Hängen am Nationalen; das Hängen am Nationalen,<br />
das chauvinistische Drängen zum Nationalen, das ist der zurückgebliebene Rest desjenigen, was in alten Zeiten eben in ganz anderen<br />
Verhältnissen gedacht werden konnte (…) Was drückt sich aus in dem nationalen Pathos? (…) Was lebt darinnen? Genau dasselbe,<br />
was im Sexuellen lebt - nur im Sexuellen auf andere Weise, im nationalen Pathos wiederum auf andere Weise. Es ist der sexuelle<br />
Mensch, der sich auslebt durch diese zwei verschiedenen Pole. Chauvinistisch sein - könnte man sagen - ist nichts anderes als:<br />
gruppenmäßig Sexualität entwickeln (…) Wo die sexuellen Essenzen in dem, was sie zurückgelassen haben, die Menschen mehr<br />
ergreifen, da ist mehr nationaler Chauvinismus vorhanden, denn es ist dieselbe Kraft, die in der Fortpflanzung liegt, die auch im<br />
nationalen Pathos sich äußert. Daher ist der Schlachtruf von der sogenannten Freiheit der Völker oder der Nationen etwas, was<br />
durchaus richtig erst betrachtet wird in seinen intimeren Zusammenhängen, wenn man - aber mit vornehmem Sinn selbstverständlich<br />
- sagen würde: Der Ruf nach Wiederherstellung des Nationalen im Lichte eines sexuellen Problems. Daß das sexuelle Problem<br />
in einer ganz besonderen Form heute über die Erde hin verkündet wird, ohne daß die Leute eine Ahnung haben, wie aus ihrem Unterbewußtsein<br />
das Sexuelle in die Worte sich kleidet: Freiheit der Völker, das ist dasjenige, was als ein Geheimnis der Zeitimpulse<br />
angesehen werden muß (…) Solche Wahrheiten dürfen in unserer Gegenwart nicht mehr hinter Schloß <strong>und</strong> Riegel gehalten werden.»<br />
«Es konnte eine alte Zeit von Nationen sprechen, als man die Nationen so vorstellte, daß die eine Nation ihren Schutzgeist im<br />
Orion, die andere in einem andern Stern hatte, <strong>und</strong> man wußte: man werde sich nach den Sternenkonstellationen regeln. Da appellierte<br />
man gewissermaßen an die Himmelsordnung. Heute, wo solche Himmelsordnung nicht vorhanden ist, da ist das Appellieren<br />
an das bloß Nationale, das chauvinistische Appellieren an das bloß Nationale, also das Geltendmachen eines im eminentesten<br />
Sinne Psychisch-Sexuellen, ein zurückgebliebener luziferischer Impuls.»<br />
«Will man klar <strong>und</strong> deutlich dasjenige sehen, was heute ist, so darf man eben nicht zurückschrecken vor den wirklichen Untergründen<br />
der Wahrheit. Aber man kann aus solchen Dingen auch sehen, warum sich die Menschen so <strong>für</strong>chten vor der Wahrheit. Man<br />
stelle sich nur vor, daß die Menschen heute bei dem Geschrei, das sich über Freiheit der Nationen <strong>und</strong> dgl. erhebt, hören sollten:<br />
das geschieht aus sexuellen Impulsen heraus. Man stelle sich das vor! Man stelle sich einmal den krähenden Hahn vor (…), ich<br />
meine jetzt keinen einzelnen, ich meine nicht gerade bloß Clémenceau - man stelle sich vor all die Deklamatoren über die entsprechenden<br />
Themata (…) <strong>und</strong> man stelle sich vor: sie müßten begreifen, daß dasjenige, was sie krähen, im Gr<strong>und</strong>e genommen doch die<br />
Balzstimme des Hahnes ist, wenn es auch noch so fein national eingekleidet ist!»<br />
Politisierung durch Materialisierung der Sprache<br />
GA224, S.195-197, 2 1983, 23.5.1923<br />
Kurzfassung: Physich-physiologisches der Sprache ruht über Nacht mit dem physischen <strong>und</strong> Ätherleib. Was seelisch in die Sprache<br />
hineingelegt wurde, wird vom Astralleib <strong>und</strong> Ich aber überarbeitet. Durch Materialismus der Sprache (Fixierung auf materielle<br />
Gegenstände) schwieriges Verhältnis zum eigenen Erzengel im Schlaf. Wird kramphaft durch Forderung des äußeren politischen<br />
Verhältnisses zur Sprache kompensiert. Anders bei Idealismus oder Spiritualismus der Sprache, der aber den Materialisten<br />
nur ein Spiel mit Worten ist, da ihr Gegenstand unsichtbar.<br />
«Was ein Mensch, der sozusagen ganz im Materialismus der Sprache lebt, mit dem Einschlafen hinüberträgt in die geistige Welt,<br />
das bringt ihn merkwürdigerweise in ein schwieriges Verhältnis zur Erzengel-Welt, zur Welt der Archangeloi, in die er ja kommen<br />
soll jede Nacht zwischen Einschlafen <strong>und</strong> Aufwachen; während der, der den Idealismus der Sprache sich bewahrt, der da weiß, wie in<br />
der Sprache der Sprachgenius lebt, in das notwendige Verhältnis zur Hierarchie der Archangeloi, namentlich zu demjenigen der<br />
Archangeloi, dem er selbst zugeordnet ist in der Welt zwischen dem Einschlafen <strong>und</strong> Aufwachen, kommt. Ja, dies drückt sich selbst<br />
in den äußeren Welterscheinungen aus. Warum suchen denn die Menschen heute so krampfhaft ein äußeres Verhältnis zu den Nationalsprachen?<br />
Warum kam denn dieses furchtbare Unglück über Europa, das Woodrow Wilson <strong>für</strong> ein Glück gehalten hat? (…)<br />
Warum kam denn dieses große Unglück über Europa, daß die Freiheit verb<strong>und</strong>en ist mit dem krampfhaften Ergreifenwollen der<br />
kleinsten Nationalsprachen? Weil die Menschen in Wirklichkeit äußerlich krampfhaft ein Verhältnis suchen, das sie nicht mehr<br />
haben im Geistigen: denn einschlafend haben sie nicht mehr das naturgemäße Verhältnis zur Sprache - <strong>und</strong> deshab auch nicht zu<br />
der Hierarchie der Archangeloi! Und die Menschheit wird sich wiederum zurückfinden müssen zu der Durchdringung des ganzen<br />
Sprachlichen mit Idealismus, wenn sie nicht den Weg in die geistige Welt verlieren will.»<br />
Siehe auch das Schlagwort «Geschlossenheit der Kulturnationen vordatiert» sowie auch die Schlagworte «Nationale Verachtung<br />
durch Verlust des Lautwerts der Sprache» <strong>und</strong> «Kampf wenn nicht <strong>Krieg</strong> aus Westen wegen Sprachschwäche».<br />
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