Krieg und Frieden - Institut für soziale Dreigliederung
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Notwendigkeit so zu produzieren, daß Bedürfnisse gesamtwirtschaftlich gedeckt werden<br />
GA35, S.191, 1905<br />
Überproduktion als <strong>soziale</strong> Krebsbildung<br />
GA153, S.164-165, 1959, 4 1914, Wien<br />
Imperialismus <strong>und</strong> <strong>Krieg</strong> durch Exportdruck der Kartelle<br />
GA noch nicht erschienen, 3.3.1920<br />
Zitiert nach R. Boos: Die Assoziationen der Wirtschaft, S.72-78, 4 1980<br />
Kurzfassung: Wirtschaftliche Monopole können höhere Preise erzielen aber auf Kosten des Absatzes. Um keine höhere Produktionskosten<br />
zu haben, versuchen sie daher den mangelnden Absatz durch Exporte auszugleichen. Steht als Ursache hinter der<br />
modernen Neigung zum wirtschaftlichen Imperialismus. Gehört auch zu den Ursachen des <strong>Krieg</strong>es.<br />
«An die Stelle der heutigen Wirtschaftsverwaltung soll dasjenige treten, was sich durch den freien Verkehr der wirtschaftlichen<br />
Assoziationen ergibt. Selbstverständlich gehört zu diesem Gewebe von wirtschaftlichen <strong>Institut</strong>ionen auch - mit Bezug auf das<br />
Wirtschaftliche - alles, was sonst arbeitet im Rechts- <strong>und</strong> Staatsleben, was arbeitet im geistigen Leben. Das geistige Leben als solches<br />
ist unabhängig auf seine eigene Füße gestellt. Aber diejenigen, die im geistigen Leben wirksam sind, die müssen essen, trinken<br />
<strong>und</strong> sich kleiden. Sie müssen daher von sich aus auch wiederum Wirtschaftskorporationen bilden, die sich dem Wirtschaftskörper<br />
einzuverleiben haben <strong>und</strong> sich mit denjenigen Korporationen assoziieren, die gerade ihren Interessen dienen können. Ebenso<br />
muß es geschehen mit der Korporation derjenigen Menschen, die im Rechtsleben stehen.<br />
So wird im Wirtschaftsleben alles drinnen sein, was an Menschen überhaupt im <strong>soziale</strong>n Organismus drinnen ist. Geradeso, wie<br />
in den beiden anderen Gliedern, im Staatsleben <strong>und</strong> Geistesleben, alles drinnen sein wird an Menschen, was dem <strong>soziale</strong>n Organismus<br />
angehört. Nur sind die Menschen unter verschiedenen Gesichtspunkten in den drei Gliedern des <strong>soziale</strong>n Organismus enthalten.<br />
Worauf es ankommt, ist ja, daß der <strong>soziale</strong> Organismus nicht gegliedert ist nach Ständen, sondern nach Gesichtspunkten <strong>und</strong><br />
daß in jedem Gliede ein jeder Mensch mit seinen Interessen drinnen steht.<br />
Durch ein solches auf dem Assoziationsprinzip beruhendes Wirtschaftsleben kann erreicht werden, daß die Schäden, die sich<br />
allmählich ergeben haben durch die Produktionsweise der letzten Jahrh<strong>und</strong>erte, besonders des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts, aus dem Wirtschaftsleben,<br />
<strong>und</strong> damit aus dem menschlichen Leben überhaupt, beseitigt werden. (...) In der neueren Zeit hat sich das Band gelöst<br />
zwischen dem Produkt <strong>und</strong> dem Produzierenden. (...) Durch die Technik <strong>und</strong> gewisse <strong>soziale</strong> Verhältnisse ist eine Herrschaft des<br />
Produkts über den produzierenden Menschen eingetreten. Vor drei Jahrh<strong>und</strong>erten ist im <strong>soziale</strong>n Leben der ökonomische Mensch<br />
derjenige geworden, der als maßgebend erscheint, der «homo oeconomicus». (...) So ist es gegangen bis ungefähr ins erste Drittel<br />
des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts. In diesem 19. Jahrh<strong>und</strong>ert aber - weil die Dinge in der Wirklichkeit Verwandlungen eingehen durch ihre<br />
eigenen Gesetze - ist nich einmal mehr maßgebend geblieben der ökonomische Mensch, der ökonomische Prozeß. Sondern wir<br />
können sagen: Ungefähr vom Jahre 1810 ab - um einen Zeitpunkt anzusetzen - ist Herrschender geworden der Bankier im wirtschaftlichen<br />
Leben der zivilisierten Welt, der Geldwechsler, derjenige, der eigentlich bloß das Geld verwaltet. Alle Ereignisse,<br />
welche seit jener Zeit eingetreten sind, stehen mehr oder weniger unter dem Einfluß dieses geschichtlichen Umschwungs: daß aus<br />
dem ökonomischen Menschen geworden ist im volkswirtschaftlichen Zusammenhang der Bankier, der Geldwechsler <strong>und</strong> -leiher,<br />
<strong>und</strong> aus dem öffentlichen <strong>soziale</strong>n Prozeß die Geldverwaltung. (...) Und es mußte entstehen unter dem Einfluß der Weltbankierwirtschaft<br />
eine Auslöschung der konkreten Wechselwirkungen der Produktion im menschlichen <strong>soziale</strong>n Verkehr. (...) Über alle<br />
menschlichen Verhältnisse sind die Gesichtspunkte des Geldkapitalismus gezogen. Sie haben in der Volkswirtschaft die Menschen<br />
abgelenkt von dem, was nur herauswachsen kann, wenn der Mensch verb<strong>und</strong>en ist mit dem Produktionszweig, verb<strong>und</strong>en ist<br />
mit Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Boden, verb<strong>und</strong>en ist mit den Konsumtions-Produkten, die in irgendeinem Gebiet unter den Menschen zirkulieren.<br />
Das war in früheren Jahrh<strong>und</strong>erten vorhanden. Es ist schon verschw<strong>und</strong>en unter dem Einfluß des ökonomischen Menschen, am<br />
meisten aber unter dem Einfluß des Bankiers im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert. Während ungefähr bis zum Jahre 1810 die Volkswirtschaft abhängig<br />
war von den Händlern <strong>und</strong> den Industriellen, wurden im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert die Händler <strong>und</strong> Industriellen, wenn sie sich das<br />
auch nicht gestanden, im wesentlichen abhängig von der nationalen <strong>und</strong> internationalen Geldwirtschaft, vom Bankier.<br />
Vollständig in den wirtschaftlichen Egoismus hineingetrieben werden kann man aber nur durch diese Art von Geldwirtschaft.<br />
Diese sollte man nicht verwechseln mit dem bloßen Kapitalismus, was heute vielfach geschieht. Der bloße Kapitalismus - Sie finden<br />
das Nähere ausgeführt in meinen «Kernpunkten» - soll ermöglichen, daß derjenige, der dazu befähigt ist, große Kapitalmassen<br />
- sei es an Produktionsmitteln, sei es an dem Repräsentanten von Produktionsmitteln, an Geld - in den Händen haben kann <strong>und</strong><br />
gerade dadurch mit der Produktion zusammenwächst (aber auch nur so lange mit ihr verb<strong>und</strong>en bleibt, als er seine Fähigkeiten im<br />
Dienste der Produktion verwenden kann). Dieser Kapitalismus ist durchaus <strong>für</strong> die moderne Volkswirtschaft notwendig, <strong>und</strong> gegen<br />
ihn wettern, ist Unsinn. Ihn abschaffen, würde bedeuten, die gesamte moderne Volkswirtschaft untergraben.<br />
Darauf kommt es an, daß man in die Wirklichkeit hineinsieht, daß man zum Beispiel einsieht, welcher Unterschied besteht zwischen<br />
der Verwaltung eines großen Komplexes von Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Boden, der durchaus durch das Zusammengehören von Wald <strong>und</strong><br />
Gr<strong>und</strong> notwendig sein kann <strong>und</strong> in der Hand eines befähigten Menschen etwas ganz anderes bedeuten wird, als wenn einer den<br />
Wald abtrennt <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Boden absondert, dann den Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Boden parzelliert, in Kleinbesitz auflöst <strong>und</strong> dergleichen.<br />
Das kann <strong>für</strong> gewisse Gegenden gut sein. Für andere müßte es die Volkswirtschaft ruinieren. Überall kommt es auf die konkreten<br />
Verhältnisse an, <strong>und</strong> wir müssen endlich den Weg zurückfinden zu den konkreten Verhältnissen.<br />
Aber das äußert sich nicht nur in der nationalen Wirtschaft, in der einzelnen Volkswirtschaft, sondern das äußert sich immer<br />
mehr <strong>und</strong> mehr im internationalen wirtschaftlichen Wesen. Auch das zeigte sich - das ist <strong>für</strong> den, der die Dinge studiert, ganz klar -,<br />
daß die einzelnen Menschen, solange sie auf sich gestellt - auch wenn sie Kapitalisten sind -, irgendwelche Produktionszweige<br />
nach ihren Fähigkeiten versorgen, einander nicht stören, sondern im Gegenteil einander in die Hände arbeiten. Das Schlimme beginnt<br />
erst, wenn die Menschen auf irgendeine Weise herauswachsen aus ihrem Zusammengeb<strong>und</strong>ensein mit dem Produktionszweige.<br />
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