Krieg und Frieden - Institut für soziale Dreigliederung
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Österreich als Staat an Nationalitäten gescheitert<br />
GA23, S.112-124, 6 1976, 4.1919<br />
Kurzfassung: In Österreich Konflikt des Einheitsstaates mit den Nationalitäten. Österreich mußte daher den <strong>Krieg</strong> entfesseln, um<br />
das Alte aufrechtzuerhalten.<br />
«Das österreichisch-ungarische Staatsgebilde drängte seit mehr als einem halben Jahrh<strong>und</strong>ert nach einer Neugestaltung. Sein<br />
geistiges Leben, das in einer Vielheit von Völkergemeinschaften wurzelte, verlangte nach einer Form, <strong>für</strong> deren Entwickelung der<br />
aus veralteten Impulsen gebildete Einheitsstaat ein Hemmnis war. Der serbisch-österreichische Konflikt, der am Ausgangspunkte<br />
der Weltkriegskatastrophe steht, ist das vollgültigste Zeugnis da<strong>für</strong>, daß die politischen Grenzen dieses Einheitsstaates von einem<br />
gewissen Zeitpunkte an keine Kulturgrenzen sein durften <strong>für</strong> das Völkerleben. Wäre eine Möglichkeit vorhanden gewesen, daß das<br />
auf sich selbst gestellte, von dem politischen Staate <strong>und</strong> seinen Grenzen unabhängige Geistesleben sich über diese Grenzen hinüber<br />
in einer Art hätte entwickeln können, die mit den Zielen der Völker im Einklange gewesen wäre, dann hätte der im Geistesleben<br />
verwurzelte Konflikt sich nicht in einer politischen Katastrophe entladen müssen. Eine dahin zielende Entwickelung erschien<br />
allen, die in Österreich-Ungarn sich einbildeten, «staatsmännisch» zu denken, als eine volle Unmöglichkeit, wohl gar als der reine<br />
Unsinn. Deren Denkgewohnheiten ließen nichts anderes zu als die Vorstellung, daß die Staatsgrenzen mit den Grenzen der nationalen<br />
Gemeinsamkeiten zusammenfallen. Verstehen, daß über die Staatsgrenzen hinweg sich geistige Organisationen bilden können,<br />
die das Schulwesen, die andere Zweige des Geisteslebens umfassen, das war diesen Denkgewohnheiten zuwider. Und dennoch:<br />
dieses «Undenkbare» ist die Forderung der neueren Zeit <strong>für</strong> das internationale Leben. Der praktisch Denkende darf nicht an dem<br />
scheinbar Unmöglichen hängen bleiben <strong>und</strong> glauben, daß Einrichtungen im Sinne dieser Forderung auf unüberwindliche Schwierigkeiten<br />
stoßen; sondern er muß sein Bestreben gerade darauf richten, diese Schwierigkeiten zu überwinden. Statt das<br />
«staatsmännische» Denken in eine Richtung zu bringen, welche den neuzeitlichen Forderungen entsprochen hätte, war man bestrebt,<br />
Einrichtungen zu bilden, welche den Einheitsstaat gegen diese Forderungen aufrechterhalten sollten.<br />
Dieser Staat wurde dadurch immer mehr zu einem unmöglichen Gebilde. Und im zweiten Jahrzehnt des zwanzigsten Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
stand er davor, <strong>für</strong> seine Selbsterhaltung in der alten Form nichts mehr tun zu können <strong>und</strong> die Auflösung zu erwarten, oder das<br />
innerlich Unmögliche äußerlich durch die Gewalt aufrechtzuerhalten, die sich auf die Maßnahmen des <strong>Krieg</strong>es begründen ließ. Es<br />
gab 1914 <strong>für</strong> die österreichisch-ungarischen «Staatsmänner» nichts anderes als dieses: Entweder sie mußten ihre Intentionen in<br />
die Richtung der Lebensbedingungen des ges<strong>und</strong>en <strong>soziale</strong>n Organismus lenken <strong>und</strong> dies der Welt als ihren Willen, der ein neues<br />
Vertrauen hätte erwecken können, mitteilen, oder sie mußten einen <strong>Krieg</strong> entfesseln zur Aufrechterhaltung des Alten. Nur wer aus<br />
diesen Untergründen heraus beurteilt, was 1914 geschehen ist, wird über die Schuldfrage gerecht denken können. Durch die Teilnahme<br />
vieler Völkerschaften an dem österreichisch-ungarischen Staatsgebilde wäre diesem die weltgeschichtliche Aufgabe gestellt<br />
gewesen, den ges<strong>und</strong>en <strong>soziale</strong>n Organismus vor allem zu entwickeln. Man hat diese Aufgabe nicht erkannt. Diese Sünde wider den<br />
Geist des weltgeschichtlichen Werdens hat Österreich-Ungarn in den <strong>Krieg</strong> getrieben.»<br />
Polnischer Wille nach politischer Einheit<br />
GA185a, S.18-19, 2 1963, 9.11.1918, Dornach<br />
«Das Nationale ist zwar das Schlimme daran gewesen, aber bei den Slawen von Österreich ging es um nationale Kulturpolitik,<br />
nicht um Chauvinismus. Sie wollten als Völker sich entwickeln. Bis zum Sturz des Zares keine Sympathie zum russichen Imperialismus<br />
bei den Tschechoslowaken. Vorher höchstens bei den Polen, die ein geschlossenes Reich wollen.»<br />
Östliche Tendenz zur Gruppenverkleinerung<br />
GA191, S.202+266-282, 2 1983, 1+15.11.1919<br />
Kurzfassung: Luziferisches Denken generalisiert, ahrimanisches Denken differenziert. Goethe dachte am wenigsten luziferisch.<br />
Seit die Menschen der Erde verwandter geworden sind, entfremden sie sich dem luziferischen Elemente, es bringt ihnen weniger<br />
Nutzen. Zu den luziferischen Vereinheitlichungstendenzen kommt daher die gegenseitige Tendenz hinzu, seit dem 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
<strong>und</strong> besonders dem Weltkrieg, sich in immer kleinere Gruppen zu spalten. Tendiert zum einzelnen Menschen als der kleinsten<br />
Gruppe. Freiwilligen christlichen Ausgleich suchen.<br />
«Eine andere Strömung in unserem jetzigen Leben, die Ahriman benötigt, um seine eigene Inkarnation zu befördern, das ist diejenige,<br />
die heute so deutlich hervortritt in dem sogenannten nationalen Prinzip. Alles dasjenige, was die Menschen spalten kann in<br />
Menschengruppen, was sie entfernt von dem gegenseitigen Verständnis über die Erde hin, was sie auseinanderbringt, das fördert zu<br />
gleicher Zeit Ahrimans Impulse. Und man sollte eigentlich Ahrimans Stimme entnehmen aus dem, was heute so vielfach als ein<br />
neues Ideal über die Erde hin gesprochen wird: Befreiung der Völker, selbst der kleinsten, <strong>und</strong> so weiter. - Die Zeiten sind vorüber,<br />
in denen das Blut entscheidet. Und konserviert man ein solches Altes, dann fördert man dasjenige, was Ahriman gefördert haben<br />
will.<br />
(…) Die luziferischen Wesenheiten impfen dem Menschen ihre Weisheit ein, aber sie wollen, daß er dadurch von der Erde abzweigt<br />
<strong>und</strong> nicht die Erdenentwickelung durchmacht. Die Erde will Luzifer ihrem Schicksal überlassen, von den Menschen unbevölkert<br />
sein lassen; er will die Menschheit <strong>für</strong> ein besonderes, dem Christus-Reiche fremdes Reich gewinnen.<br />
Die Weisen der alten Zeiten, die die Urweisheit aus Luzifers Händen empfangen haben, die mußten also die Verpflichtung übernehmen,<br />
nicht dem Luzifer nachzugeben, sondern seine Weisheit zu empfangen, aber sie im Dienste der Erdenentwickelung zu<br />
gebrauchen. Das ist es, was im wesentlichen durch die Mysterien der vorchristlichen Zeiten ja auch geleistet worden ist. Und wenn<br />
man frägt, was eigentlich die Menschheit bekommen hat durch diese Mysterien der vorchristlichen Zeiten, durch den Einfluß der<br />
luziferischen Wesenheiten, die zuerst, also noch in der nachatlantischen Zeit, inspirierten gewisse Persönlichkeiten, die Rishis der<br />
Inder, <strong>und</strong> dann selbst ihren Sendboten auf die Erde schickten, wie ich Ihnen angedeutet habe, so ist es alles dasjenige, was die<br />
Menschen aufgebracht haben seit ihrer Entwickelung an, Fähigkeit des Sprechens <strong>und</strong> an Fähigkeit des Denkens. Denn Sprechen<br />
<strong>und</strong> Denken sind ursprünglich durchaus luziferischer Natur, nur daß diese Künste gewissermaßen dem Luzifer entlistet worden<br />
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