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Krieg und Frieden - Institut für soziale Dreigliederung

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Mit alledem hängt aber auch zusammen eine wichtige Erscheinung in dem ganzen modernen Geistesleben. Es hängt damit zusammen<br />

die ganze Formation des neueren geschichtlichen Lebens. Versuchen Sie einmal in Ihre geschichtliche Auffassung hineinströmen<br />

zu lassen diese Intimität des sprachlichen Untertönens, dann werden Sie finden, warum in dem Zeitpunkte, der angedeutet<br />

worden ist, sich in sich gruppieren die europäischen Nationalitäten, welche vorher in ganz anderen Verhältnissen zueinander waren,<br />

von ganz anderen Impulsen in ihren Verhältnissen zueinander beherrscht waren. Wie sich in den einzelnen Territorien Europas<br />

die einzelnen Nationalitäten zusammenschließen, sich formen bis zum heutigen Tage, das hängt mit Impulsen zusammen, die man<br />

ganz falsch interpretiert, wenn man - von heute zurückgehend - die Entstehung der Nationen im Mittelalter oder im Altertume sucht<br />

<strong>und</strong> nicht berücksichtigt, wie eine so wichtige Etappe überschritten werden mußte <strong>für</strong> das Seelenleben.»<br />

Illusion über geographischen Ursprung der Nation: Westen <strong>und</strong> Osten<br />

Panslawismus vom Westen nur Parolen<br />

GA171, S.251-252, 1 1964, 14.10.1916, Dornach<br />

Kurzfassung: Panslawismus nicht auf die Bildung von geschlossenen Großgruppen aus, sondern eher anarchistische Richtung.<br />

Versuch Zwangsorganisationen aufzulösen. Es werden nur die westlichen Schlagworte übernommen, auch von den Panslawisten<br />

selbst.<br />

«Das sind die beiden Einseitigkeiten: auf der einen Seite das bloße Leben in dem Phänomen, in den Erscheinungen, auf der anderen<br />

das bloße Leben in den Imaginationen, die nicht anknüpfen wollen an das äußere Leben. Und was droht, weil in der Welt alles<br />

aufeinanderstoßen muß, das ist, daß diese beiden einseitigen Impulse miteinander in Kampf treten, immer mehr <strong>und</strong> mehr in den<br />

Kampf treten. Dieser Kampf wird überhaupt eine der Signaturen des fünften nachatlantischen Zeitraums sein.<br />

Von der einen Seite immer mehr <strong>und</strong> mehr das Bestreben, Zwangsorganisationen zu schaffen, von der anderen Seite das Bestreben,<br />

die Zwangsorganisationen aufzulösen. Die Sache tritt nur jetzt noch nicht so hervor, weil man immer die Vorstellung hat, das<br />

sei eine Wirklichkeit, was zum Beispiel im russischen Osten heute sich als ein scheinbar großes Reich entfaltet. Aber bei solchen<br />

Dingen stößt man ja viel mehr auf Schlagworte <strong>und</strong> auf falsche Vorstellungen als auf das, was wirklich ist. Es gibt keine größeren<br />

Gegensätze in Wirklichkeit als zwischen demjenigen, was sich im Imperialismus des europäischen <strong>und</strong> amerikanischen Westens<br />

vorbereitet, <strong>und</strong> demjenigen, was sich vorbereitet im Osten, sogar bis in den Osten Asiens hinein. Das sind volle Gegensätze. Und<br />

auch was den Westen in vieler Beziehung belebt, was man da das nationale Prinzip nennt, das betrachtet man heute als etwas gleiches<br />

oder ähnliches mit dem, was man im Osten den Panslawismus nennt. Es gibt keinen größeren Unsinn als dieses; denn der<br />

Panslawismus ist alles eher als etwas Nationales. Er ist nur scheinbar durch die Schlagworte des Westens zu etwas Nationalem auch<br />

<strong>für</strong> die Panslawisten selber gestempelt; er ist in Wirklichkeit dasjenige, was gerade auflösen wird das Nationale. So paradox diese<br />

Dinge heute noch erscheinen, weil man dasjenige, was total voneinander verschieden ist, heute oftmals als etwas gleiches bezeichnet,<br />

so paradox das erscheint, was ich zu sagen habe, so tief innerlich in den wirklich bewegenden Kräften ist es begründet.»<br />

Kurzfassung: Nationalismus objektiv vom Westen ausgehend, im Osten nur Nachahmung.<br />

Nation aus dem Westen, sonst nur Nachahmung<br />

GA185, S.29, 3 1982, 18.10.1918, Dornach<br />

«Jedenfalls hat sich aus dem, was sich da entwickelt hatte, gerade das ergeben, daß die führende Stellung von England <strong>und</strong><br />

Frankreich, wie sie sie in Europa erlangt haben, mehr oder weniger aus diesem [Sylvain: dem Dreißigjährigen] <strong>Krieg</strong>e hervorgegangen<br />

ist, mit dieser Entwickelung des <strong>Krieg</strong>es zusammenhängt. Aber sie hängt wahrhaftig nicht mit den Ursachen, die zu ihm geführt<br />

haben, irgendwie zusammen. Und gerade das ist nun das Wichtigste im Gang der neueren Zeitgeschichte, daß sich anschließend an<br />

den Dreißigjährigen <strong>Krieg</strong> die nationalen Impulse im Verein mit den anderen Impulsen, die ich charakterisiert habe, dazu entwikkeln,<br />

daß Frankreich <strong>und</strong> England die repräsentativen Nationalstaaten werden. Wenn vom nationalen Prinzip im Osten heute so<br />

viel geredet wird, so darf man dabei nicht vergessen, daß das nationale Prinzip hinübergezogen ist vom Westen nach dem Osten.<br />

Das ist wie die Passatströmung auf der Erde: so ist die Strömung des nationalen Impulses vom Westen nach dem Osten gegangen.»<br />

Siehe auch unter dem Titel «Haltung einzelner Völker zum <strong>Krieg</strong>» das Schlagwort «Französischer <strong>Krieg</strong>shaß als fremde Ursache<br />

des slawischen Konflikts»<br />

Europäischer Staat als Import aus Mongolei <strong>und</strong> Rom<br />

GA185a, S.189-193, 1963, 23.11.1918, Dornach<br />

Kurzfassung: Germanische Struktur der Blutsbände in Rußland anders als in England vom östlichen Einfluß völlig überlagert.:<br />

Höchst zentralistischer Staatsgedanke mit Überspringung des Feudalismus. Östlicher Einfluß allerdings schon früher in England,<br />

nicht über Mongolen sondern Römer.<br />

«Dasjenige aber, was eigentlicher Staatsgedanke ist, das ist ein Gebilde, das sorgfältig studiert sein sollte. Dieser Staatsgedanke<br />

kommt in einer gewissen Beziehung aus demselben Wetterwinkel her, woher manches andere <strong>für</strong> Europa Bedeutungsvolle kommt.<br />

Gerade wenn man so etwas bespricht, muß man sich intensiv erinnern, daß Geschichte ja nur symptomatisch betrachtet werden<br />

kann. Wenn man also irgendeine Erscheinung betrachtet, die eine äußere Tatsache ist, so muß man diese als Symptom taxieren. In<br />

diesem Rußland war, solange dieser normannisch-germanische Einfluß sozial strukturbildend da war, nichts von einem Staatsgedanken<br />

vorhanden. Es waren gewissermaßen in sich geschlossene slawische Gebiete, <strong>und</strong> ausgebreitet hatte sich also das, was ich<br />

Sippengedanke genannt habe. Der Sippengedanke hat das so netzförmig umschlungen. Die verschiedenen geschlossenen Slawengebiete,<br />

die hatten in sich dasjenige Element, was vielleicht der moderne Mensch demokratisches Element nennen wurde, aber zu<br />

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