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Krieg und Frieden - Institut für soziale Dreigliederung

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iete liegenden Lebensinteressen stehen werden. Die Staaten werden die Herstellung der Wirtschaftsbeziehungen den an der Wirtschaft<br />

beteiligten Personen oder Personengruppen überlassen müssen.<br />

Sollen dadurch nicht die geistigen Kulturbeziehungen in restlose Abhängigkeit kommen von den Wirtschaftsinteressen, so<br />

mussen diese Beziehungen aus ihren eigenen Voraussetzungen heraus ihr internationales Leben entfalten.<br />

Es soll hier sicherlich nicht in Abrede gestellt werden, daß die wirtschaftlichen Beziehungen Gr<strong>und</strong>lagen abgeben können auch<br />

<strong>für</strong> den geistigen Verkehr. Doch muß anerkannt werden, daß der in dieser Art bewirkte geistige Verkehr erst fruchtbar werden kann,<br />

wenn neben ihm sich Volkerbeziehungen bilden, die nur aus den Bedürfnissen des Geisteslebens selbst kommen. Im einzelnen<br />

Volke entringt sich das Geistesleben der Persönlichkeiten den wirtschaftlichen Untergründen. Es nimmt Gestaltungen an, die mit<br />

den Formen des Wirtschaftslebens nichts zu tun haben. Diese Gestaltungen mussen zu den entsprechenden bei andern Völkern in<br />

Beziehungen kommen können, die nur aus ihrem eigenen Leben hervorgehen. Es ist nicht zu leugnen, daß in dem gegenwärtigen<br />

Augenblicke der Menschheitsentwickelung der internationalen Gestaltung der geistigen Lebensgebiete der egoistische Drang der<br />

Volker nach Abschluß in ihrem Volkstum widerstrebt. Die Volker streben danach, sich Staatsgebilde zurechtzuzimmern, deren<br />

Grenzen die ihrer Volksturner sind. Und dieses Streben erweitert sich zu dem andern, den geschlossenen Volksstaat auch zu einem<br />

geschlossenen Wirtschaftsgebiet zu machen.<br />

Die gekennzeichnete Tendenz der Weltwirtschaft wird diesen Volksegoismen in der Zukunft entgegenarbeiten. Und sollen nicht<br />

aus diesem Entgegenarbeiten nie endende Konflikte entstehen, so werden sich die in den Volksturnern auslebenden geistigen<br />

Kulturinteressen aus ihrem eigenen Wesen heraus unabhängig von den Wirtschaftsverhältnissen verwalten <strong>und</strong> aus diesen Verwaltungen<br />

heraus internationale Beziehungen bilden müssen. Das wird nicht anders möglich sein, als wenn sich die Gebiete, in denen<br />

gemeinsames Geistesleben herrscht, Grenzen geben, die relativ unabhängig sind von den Gebietsgrenzen, die aus den Voraussetzungen<br />

des Wirtschaftslebens entstehen.<br />

Es ist nun ganz selbstverständlich die Frage naheliegend, wie das Geistesleben aus dem Wirtschaftsleben seinen Unterhalt beziehen<br />

soll, wenn die Verwaltungsgrenzen der beiden Gebiete nicht zusammenfallen. Die Antwort ergibt sich, wenn man bedenkt,<br />

daß ein sich selbst verwaltendes Geistesleben dem selbständigen Wirtschaftsleben als eine Wirtschaftskorporation gegenübersteht<br />

Diese letztere kann aber <strong>für</strong> ihre wirtschaftlichen Gr<strong>und</strong>lagen mit den Wirtschaftsverwaltungen ihres Gebietes Beziehungen eingehen,<br />

gleichgültig, zu welchem größeren Wirtschaftsgebiete diese Verwaltungen gehören. Wer sich als praktisch möglich nur dasjenige<br />

vorstellt, was er bisher gesehen hat, der wird, was hier vorgebracht wird, <strong>für</strong> graue Theorie halten. Und er wird glauben, daß die<br />

Ordnung der entsprechenden Verhältnisse an der Kompliziertheit derselben scheitern müsse. Nun, ob die Verhältnisse kompliziert<br />

sein werden oder nicht: das wird lediglich von der Geschicklichkeit derjenigen Persönlichkeiten abhängen, die mit ihrer Ordnung<br />

zu tun haben werden. Niemand aber sollte, weil er vor einer solchen vermeintlichen Kompliziertheit zurückschreckt, sich Maßnahmen<br />

entgegenstellen, die von den weltgeschichtlichen Notwendigkeiten der Gegenwart gefordert sind. (Man vergleiche damit die<br />

Ausführungen meines Buches «Die Kernpunkte der <strong>soziale</strong>n Frage», S. 141. [Sylvain: Bezieht sich auf eine der ersten Auflagen!] )<br />

Das internationale Leben der Menschheit strebt darnach, die geistigen Beziehungen der Volker <strong>und</strong> die wirtschaftlichen der einzelnen<br />

Erdgebiete voneinander unabhängig zu gestalten. Dieser Notwendigkeit in der Entwickelung der Menschheit wird durch die<br />

<strong>Dreigliederung</strong> der <strong>soziale</strong>n Organismen Rechnung getragen.<br />

In dem dreigliedrigen <strong>soziale</strong>n Organismus bildet das Rechtsleben auf demokratischer Gr<strong>und</strong>lage das Band zwischen dem Wirtschaftsleben,<br />

das aus seinen Bedürfnissen heraus internationale Beziehungen herstellt, <strong>und</strong> dem Geistesleben, das solche aus<br />

seinen Kräften gestaltet.»<br />

Bedeutung der nationalen Grenzen<br />

Völker als Formen einer einzigen geistigen Wahrheit<br />

GA54, S.449-450, 2 1983, 29.3.1906, Berlin<br />

Kurzfassung: Selber Inhalt bei Geisteswissenschaft <strong>und</strong> Mythologie, nur Form ändert sich. Eine Wahrheit, die jedes Volk anders<br />

ausspricht.<br />

«Daran können Sie sehen, wie die Theosophie oder Geisteswissenschaft mit ihrer Auffassung der Mythen der Kunst Wagners näherkommen<br />

muß. Es ist vor allen Dingen dem Theosophen klar, daß wir in den Sagen nichts anderes zu sehen haben als Bilder <strong>und</strong><br />

Ausdrücke <strong>für</strong> große Wahrheiten. Den alten Völkern wurden dadurch gegeben die Bilder der Entwickelung des äußeren Lebens <strong>und</strong><br />

der Seele. An der Lohengrin-Sage wird etwas klargemacht, damit der Mensch wüßte, was mit ihm geschieht, wenn er an gewissen<br />

Stufen angelangt ist. Den Völkern wird die Wahrheit in der Weise verkündigt, daß sie es fassen können. Stämme <strong>und</strong> Völker gab es<br />

<strong>und</strong> gibt es, die nur in Sagenform die großen Wahrheiten fassen können. Heute reden wir nicht mehr in bildlichen Formen. Die<br />

Geisteswissenschaft enthält dieselben Wahrheiten, die in grandiosen Sagen vor das alte Volk hingebracht worden sind <strong>und</strong> die<br />

Wagner zu erneuern sucht.<br />

Die Geisteswissenschaft redet in einer andern Weise, aber was sie als Geist einströmen lassen will in die Welt, ist dasselbe. Und<br />

so fühlen wir, daß nicht nur das wahr ist, was Schopenhauer sagt, daß die großen Geister sich über die Jahrh<strong>und</strong>erte hin verstehen,<br />

daß Plato <strong>und</strong> Spinoza, Buddha <strong>und</strong> Goethe, Giordano Bruno <strong>und</strong> Sokrates, Hermes <strong>und</strong> Pythagoras, über Jahrh<strong>und</strong>erte hin sich<br />

verstehen, miteinander reden, in einem geistigen Verkehr sind. Nicht bloß das ist wahr, nicht bloß die auserlesenen Individualitäten<br />

verstehen sich, sondern auch das, was als Wahrheit in dem Volksgeiste lebt. Das klingt zusammen zu einem großen geschichtlichen<br />

Sphärenklang, <strong>und</strong> das verspüren wir, wenn wir uns heute klarmachen, was in den Sagen <strong>und</strong> Mythen lebt, wenn wir es auferstehen<br />

lassen <strong>für</strong> die höhere Seele der Gegenwart. Eine Wahrheit lebt zu allen Zeiten <strong>und</strong> drückt sich in den verschiedensten Formen<br />

aus. Dringen wir ein in diese Wahrheiten <strong>und</strong> wir werden verstehen, wie die Völker <strong>und</strong> Zeiten in diesen einzelnen Formen<br />

sprechen, <strong>und</strong> wir werden es nachklingen hören, wie in den mannigfaltigsten Tönen die eine Wahrheit allen Völkern, allen Menschen<br />

sich kündet.»<br />

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