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Krieg und Frieden - Institut für soziale Dreigliederung

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Da sehen Sie gerade einen Punkt, in dem Zugehörigkeit zur Geisteswissenschaft die Seele zu etwas anderem macht, eine andere<br />

Stimmung in die Seele hineinbringt. Sie sehen aber zugleich, wie weit das allgemeine Zeitbewußtsein zurück ist hinter dem, was<br />

heute von den willigen Leuten wohl gewußt werden könnte. Das allgemeine Zeitbewußtsein kann gar nicht anders, als die Zugehörigkeit<br />

des Menschen zur Nationalität nach dem Blute, oder nach dem, was sehr wenig blutsmäßig, aber eben im Zusammenhange<br />

mit dem Blut <strong>und</strong> aus diesem Anschauen des Blutes heraus geregelt wird, auffassen. Es wird eine viel freiere Auffassung dieser<br />

Zugehörigkeit Platz greifen, wenn die ganze Angelegenheit als eine Karmaangelegenheit betrachtet wird. Dann werden gewisse<br />

feine Begriffe auftauchen <strong>für</strong> denjenigen, der sich vielleicht der oder jener Nationalität bewußt anschließt <strong>und</strong> dadurch eine Karmaschwenkung<br />

vollzieht.<br />

Aber wie wir die Sache auch nehmen, ob in dem unvollkommenen Sinn, in dem der größte Teil der Menschheit es heute empfinden<br />

muß, oder in dem vollkommeneren Sinn, in dem man es empfinden kann als Angehöriger der Geisteswissenschaft, es bleibt<br />

bestehen, daß durch die allgemeinen Weltenverhältnisse die Menschheit heute in Gruppen differenziert ist. Und nichts kann uns<br />

schmerzlicher als die gegenwärtigen Ereignisse zum Bewußtsein bringen, daß diese Gruppendifferenzierung heute in hohem Maße<br />

noch vorhanden ist. Dabei wird diese Gruppendifferenzierung vielfach vermischt mit ganz andern Verhältnissen <strong>und</strong> Tatsachen, um<br />

den menschlichen Gemütern eine Aufklärung darüber zu erschweren, warum solch schmerzliche Gegensätze, solche schmerzlichen<br />

Disharmonien in der Menschheit auftreten können, wie sie jetzt aufgetreten sind.<br />

Kurz, in dem, was da berührt wird, liegt ein Tragisches, das mit der gewöhnlichen Logik, den äußerlichen oberflächlichen Urteilen<br />

nichts zu tun haben sollte; denn ob man die Sache auffaßt als eine Blutsache oder als eine Karmasache: das Blut liegt unterhalb,<br />

das Karma oberhalb des Logischen. Daher müssen durch dasjenige, was da ins Auge gefaßt wird, notwendigerweise Konflikte<br />

im menschlichen Zusammenleben resultieren, <strong>und</strong> diese Konflikte muß man eben als notwendige verstehen. Zu glauben, daß diese<br />

Konflikte sich beurteilen lassen nach denselben Begriffen, die gültig sind zwischen einzelnen Menschen, führt zu den größten<br />

Irrtümern, <strong>und</strong> darinnen besteht der große Irrtum, daß heute im weitesten Umfange über Völkerkonflikte so gesprochen wird, wie<br />

wenn es sich um Menschenkonflikte, um Konflikte zwischen menschlichen Individuen handelte. Ich habe schon darauf aufmerksam<br />

gemacht: Begriffe wie Recht <strong>und</strong> Freiheit sind anwendbar auf die einzelnen menschlichen Individualitäten; sie als Programmpunkte<br />

<strong>für</strong> Völker anzugeben, bedeutet von vornherein, nichts zu wissen von den Eigentümlichkeiten des Volkstümlichen, gar<br />

nicht den Willen haben, auf das Eigentümliche des Volksmäßigen einzugehen.<br />

Für denjenigen, der die Dinge durchschaut <strong>und</strong> sachliche, naturgemäße Notwendigkeiten aus der geistigen Erkenntnis heraus zu<br />

durchblicken vermag, ist der Glaube, der heute aus vielen Publikationen spricht, ganz gleich mit dem Glauben, den ein Haifisch<br />

haben würde, wenn er sagt: Ich will ein Abkommen treffen mit den kleinen Fischen, die ich sonst fresse! Es ist unmenschlich, es ist<br />

inhuman, die kleinen Fische zu fressen; ich werde das abstellen! - Er stellt sich damit sein Todesurteil aus, denn es ist in der Welt<br />

eben einmal so eingerichtet, daß der Haifisch die kleinen Fische frißt! Man muß eine gründliche Empfindung da<strong>für</strong> bekommen, daß<br />

man die Welt nicht verstehen kann, wenn man nicht im Realen die notwendigen Konflikte sieht, die zum Tragischen in der Welt<br />

führen. Und es heißt zugleich, die Eigentümlichkeit des physischen Planes überhaupt nicht zu verstehen, wenn man meint, innerhalb<br />

des physischen Planes könne so etwas sein wie ein Paradies. Das Paradies ist nicht auf der Erde. Es muß notwendigerweise<br />

Unverstand herrschen bei denjenigen, die entweder in der physischen Welt das neue Jerusalem als eine Utopie realisieren, oder wie<br />

ein Sozialdemokrat irgendeinen andern allgemein befriedigenden Zustand herbeiführen wollen. Es ist ein tiefes Gesetz, daß der<br />

Mensch, insofern er hier auf dem physischen Plane lebt, nur dann zu einer befriedigenden Auffassung der Wirklichkeit kommen<br />

kann, wenn er sich bewußt ist, daß es höhere Welten gibt, daß er mit seiner Seele mit höherenWelten zusammenhängt. Nur wenn wir<br />

wissen, daß wir Bürger höherer Welten sind, ist eine Befriedigung möglich. Daher würde auch mit dem Auslöschen des geistigen<br />

Bewußtseins der Menschheit eine Zeit heraufkommen müssen, in der diese nicht mehr verstehen könnte, warum so viel Unheil, so<br />

viel Konflikte hier in der Welt sind. Lösen können sich diese Konflikte nur, wenn man sich nicht nur in der physischen, sondern<br />

auch in der geistigen Welt lebendig darinnen fühlt. Dann fängt man an zu begreifen: Ebenso wie der Mensch nicht immer jung sein<br />

kann, sondern auch altern muß, so muß es auch ein Abtragen dessen geben, was aufgebaut wurde, daß zugleich mit der Entstehung<br />

Konflikte, Zerstörung da sein müssen. Wenn man dieses versteht, so versteht man, daß auch zwischen Menschengruppen Konflikte<br />

eintreten müssen. Diese Konflikte sind das Tragische im Weltengeschehen, <strong>und</strong> als Tragisches muß man sie auffassen.»<br />

Siehe auch das Schlagwort «Inkarnation nach Landschaft statt nach Blut».<br />

Amoralität bringt Sprachzwang <strong>und</strong> nationale Verachtung<br />

GA207, S.102-107, 2 1981, 7.10.1921, Dornach<br />

Kurzfassung: Bestreben das Physische amoralisch zu halten, kappt bewußte Antwort auf Engel, der nur noch erwirkt. Aus demselben<br />

Gr<strong>und</strong>e nachtödlich auch keine innere Beziehung zum Erzengel: Volkszugehörigkeit durch äußere Impulse, wie Zusammengehörigkeit<br />

der Sprache <strong>und</strong> Chauvinismus. Sonst nur eigene Farbe ohne Gegnerschaft, fruchtbare Kräfte des Volkstums<br />

werden individuell gemacht. Hat der Mensch keine moralischen Kräfte bei der Mitternacht seines Todes, dann wirkt Erzengel<br />

durch Pflanzenhaftes, die ihn in die Atmungsverhältnisse hineinstellen, die durch Sprachverhältnisse modifiziert werden. Der<br />

Mensch wächst von außen, mechanisch in die Sprache hinein, würde sonst Genius der Sprache wahrnehmen.Gesichtsausdruck,<br />

volksmäßige Physiognomie wird dann durch Äußerlichkeit bloß Abdruck des Sprachlichen.<br />

«Wenn die Menschen wie das ja schon seit Jahrh<strong>und</strong>erten der Fall ist, innerlich ungeistig leben, dann entwickelt sich eben die<br />

Beziehung der Erzengel zum Menschen einseitig <strong>und</strong> dann wächst der Mensch nicht mit seinem inneren seelischen Wesen in das<br />

Volkstum hinein, sondern er wird gewissermaßen von außen durch die Weltordnung in das Volkstum hineingestellt. Man kommt<br />

nicht früher zu einem Verständnis unserer heutigen Zeit, die ja gerade dadurch charakterisiert ist, daß in einer so einseitigen Weise<br />

die Volkstümer kultiviert werden, wenn man nicht weiß, daß das davon herrührt, daß eigentlich die Seelen, die in der letzten Zeit<br />

herunter gekommen sind in das irdische Dasein, eben eine lose Beziehung zu ihrem Engelwesen <strong>und</strong> dadurch keine innere Beziehung<br />

zu dem Erzengelwesen haben; daß sie dadurch von außen gewissermaßen nur hineinwachsen in ihr Volkstum, daß das Volkstum<br />

dann durchaus als ein seelenloser Impuls in ihnen ist, <strong>und</strong> die Menschen nur durch äußerliche, durch Zusammengehörigkeiten<br />

der Sprache, durch allerlei nach dem Chauvinismus hinneigende Impulse eben drinnen stehen in dem Volkstum. Wer seelisch in<br />

seinem Volkstume drinnen steht - <strong>und</strong> das ist ja bei den wenigsten Menschen heute der Fall -, der wird durchaus nicht zum Chau-<br />

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