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Krieg und Frieden - Institut für soziale Dreigliederung

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gen sie in die einzelnen Seelen hinein, <strong>und</strong> durch diese Vermittelung ergibt sich dann dasjenige, was der Einzelne wirken kann,<br />

nicht bloß <strong>für</strong> seinen eigenen Fortschritt, seine eigene Entwickelung, sondern <strong>für</strong> sein ganzes Volk.<br />

Der Mensch hat diese zwei Strömungen in seinem Erleben nebeneinander. Die eine Strömung ist die, die ihn von Inkarnation zu<br />

Inkarnation vorwärts bringt, die seine eigenen Angelegenheiten angeht, welche er vor allen Dingen zu besorgen hat, um diejenige<br />

Pflicht zu erfüllen, die doch im Gr<strong>und</strong>e genommen die allerstrengste ist, denn es ist seine eigenste Pflicht. Er darf nicht stehen<br />

bleiben, weil er sonst die Keime, die in ihm veranlagt sind, brach liegen lassen würde, wenn er sich um sie nicht kümmerte. Das ist<br />

aber seine eigenste Angelegenheit, durch die er vorwärts schreitet von Verkörperung zu Verkörperung. Was er aber zu seiner<br />

Volksgemeinschaft beiträgt, was zu den Angelegenheiten seiner unmittelbaren Volksgemeinschaft gehört, das bildet die Inspiration<br />

des Engels, der die Befehle des Erzengels zu den einzelnen Menschen heranträgt.»<br />

Mensch steht höher als Nation<br />

GA287, S.40, 2 1985, 19.10.1914, Dornach<br />

Kurzfassung: Dinge vielfach getrübt. Spirituelle Pflicht, es zu sagen. Würde es sonst lassen. Der Einzelne, der Mensch steht höher<br />

als die Nation.<br />

«Der Geisteswissenschafter kann ein Bild der europäischen Kultur gewinnen <strong>für</strong> das, was ihm als Prototyp des Zusammenwirkens<br />

von Empfindungsseele, Verstandes- oder Gemütsseele, Bewußtseinsseele <strong>und</strong> Ich vor Augen schwebt. Und es kann als ein<br />

hohes Ideal vor unserer Seele stehen, daß wir - durch das, was wir als Geisteswissenschafter über das Zusammenwirken dieser Seelenglieder<br />

wissen - wirklich das Unsere dazu beitragen, daß an Stelle dessen, was jetzt als ein Chaos im Zusammenwirken vor uns<br />

liegt, dasjenige entstehe, was uns als Ideal des Zusammenwirkens auch in bezug auf die menschlichen Einzelseelen erscheinen<br />

muß.<br />

Das ist aber nur dann möglich, wenn jeder Einzelne sich zur Objektivität durchringt. Der Einzelne, der Mensch, steht höher als<br />

die Nation. In unserer Zeit sind diese Dinge vielfach getrübt. Solche Bemerkungen zu machen, bin ich nun schon einmal genötigt.<br />

Es ist meine spirituelle Pflicht, sie Ihnen zu machen, <strong>und</strong> nur weil es meine spirituelle Pflicht ist, mache ich diese Bemerkungen in<br />

unserer Zeit.<br />

Wir leben ja heute in einer Zeit, in der mehr als je getrübt zu sein scheint der Blick <strong>für</strong> dasjenige, was die angedeutete Harmonie<br />

der Völkerseelenglieder ausmacht, <strong>und</strong> <strong>für</strong> alles das, was um uns herum vorgeht. Ich will nicht einmal dabei den Hauptnachdruck<br />

auf dasjenige legen, was in den Schlachten geschieht, die muß man aus anderen Notwendigkeiten begreifen, sondern auf das, was<br />

vorgeht in der Beurteilung der einzelnen Völker. Alles das scheint zu widersprechen dem, was in der fünften nachatlantischen<br />

Kulturepoche sein sollte.»<br />

Freiheit <strong>für</strong> Volk durch Individuum statt umgekehrt<br />

GA272, S.311-321, Auflage vergessen, 11.9.1916<br />

Kurzfassung: Bewußtseinsseele fordert Erstarken der Persönlichkeit <strong>und</strong> Tatsachensinn. Nicht die Wiese ist grün (abstrakt),<br />

sondern jede einzelne Pflanze (konkret). Nicht die Völker sind frei, sondern die einzelnen Menschen <strong>und</strong> die Völker nur über sie.<br />

Anderer Rückschritt ist Politisierung des Gedankenlebens. Faust nicht national. Grillparzer: Von der Humanität durch die Nationalität<br />

zur Bestialität.<br />

«Dieses Erstarken der Persönlichkeit liegt im Sinne der normalen, der guten, der regelrechten Fortentwicklung. Das Verschwächen,<br />

Verschwefeln der Persönlichkeit liegt nicht in den Impulsen des Restes der fünften nachatlantischen Zeit; dieses Aufgehen<br />

der Persönlichkeit im Nebulosen, das ist ein Rückfall, ein atavistischer Rückfall in alte Zeiten!»<br />

«Zweierlei wirkt entgegen dem, was notwendig ist zum Fortschritt der Menschheit: ein widersinniges, weil atavistisch gewordenes<br />

Nationalitäten-Prinzip; das ist das Erste. Ein widersinniges Nationalitäten-Prinzip, wie es insbesondere im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

durch die Napoleons in die Welt gebracht worden ist, ein Nationalitäten-Prinzip, im Namen dessen heute viele Impulse aufgerufen<br />

werden gegen den wahren Sinn der menschlichen Entwicklung. Ein benebelndes Nationalitäten-Prinzip, welches die Begriffe umnebelt<br />

<strong>und</strong> verwirrt, die Begriffe in falsche Sphären hineinsetzt!<br />

(…) Wenn ich abstrakt gebrauche das Wort: die Grünheit der Wiese, so muß ich mir dessen klar sein, daß ich nur ein Abstraktum<br />

forme, welches zusammenfaßt die einzelnen Konkreta, die grünen Pflanzen. Das ist im eminentesten Sinne notwendig, daß solche<br />

Klarheit herrscht in Bezug auf Begriffsbildungen, daß z. B. die Menschen lernen, daß die Worte Freiheit <strong>und</strong> Recht nur anzuwenden<br />

sind in Bezug auf den einzelnen Menschen konkret, wie die Grünheit auf die einzelnen Pflanzen konkret, <strong>und</strong> daß, wenn ich von<br />

Recht <strong>und</strong> Freiheit der Völker spreche, ich nur meinen kann ein Abstraktum, so wie die Grünheit der Wiese. Heute aber wird die<br />

verlogenste Devise, die es geben kann, fast über die halbe Welt hin gestreut, indem geredet wird von etwas, was man erkämpfen will<br />

im Namen von Recht <strong>und</strong> Freiheit der Völker, was solch ein Unsinn, eine solche Torheit ist, wie die Grünheit der Wiese eine Torheit<br />

ist, wenn man meint, man könne die ganzen Pflanzen der Wiese anstreichen, statt daß die Wiese grün ist durch die einzelnen Pflanzenindividuen.<br />

Dennoch wird durch die heutige Benebelung der Völker mit dem falschen Nationalitätsprinzip geredet von dieser<br />

törichten Devise: Recht <strong>und</strong> Freiheit der Völker.»<br />

«Und das andere, das in unserer Zeit wirkt gegen die fortschreitenden Prinzipien außer dem widersinnigen Nationalitäten-<br />

Prinzip, das ist die Politisierung des Gedankenlebens.»<br />

«Er ist [Sylvain: Faust] der lebendigste Protest gegen das falsche Nationalitäten-Prinzip unserer Tage, das mit einem (…) hart<br />

klingenden, aber doch tief wahren Worte Grillparzers gründlich getroffen ist. Grillparzer sprach das Wort aus: Von Humanität<br />

durch Nationalität zur Bestialität. Das ist schon der Weg! Die Nationalität führt ab, wenn auf sie gepocht wird, wenn aus ihr die<br />

Aspirationen herausgeschöpft werden (…) von der Humanität <strong>und</strong> sie führt bald in die Bestialität hinein.»<br />

Keine Freiheit bei Völkern<br />

GA174, S.56-62, 1 1966, 7.1.1917, Dornach<br />

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