Krieg und Frieden - Institut für soziale Dreigliederung
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«Will man nämlich eine kommerziell-industrielle Weltherrschaft begründen, so muß man das Hauptgebiet, auf das es ankommt,<br />
zunächst in zwei Teile teilen. Das hängt zusammen mit der Natur des Kommerziell-Industriellen. Ich kann mich nur durch einen<br />
Vergleich ausdrücken: Es fordert dasjenige, was auf der Welt des physischen Planes geschieht, immer eine Zweispaltung. Stellen<br />
Sie sich einmal einen Lehrer ohne Schüler vor - das gibt es nicht. So kann auch nicht ein Kommerzium da sein ohne ein Gebiet, das<br />
einem Kommerzium gegenübersteht. Daher muß ebenso, wie auf der einen Seite das britische Kommerzium begründet wird, der<br />
russische als der dazugehörige gegensätzliche Pol geschaffen werden. Damit sich die entsprechende Differenzierung ergibt zwischen<br />
Einkauf <strong>und</strong> Verkauf, damit sich die Zirkulation ergibt, braucht man diese zwei Gebiete. Man kann nicht die ganze Welt zu<br />
einem einheitlichen Reiche machen; da würde man nicht ein kommerzielles Weltreich begründen können. Es ist das nicht genau<br />
dasselbe, aber es ist ähnlich damit, daß wenn man etwas erzeugt, man Abnehmer braucht; sonst kann man nicht erzeugen. So muß es<br />
die Zwiespältigkeit geben. Und daß man dieses als einen großen Zug hereingebracht hat in die Sache, das ist ein großer, ein gigantischer<br />
Gedanke von jenen okkulten Brüderschaften, von denen ich gesprochen habe. Es ist ein weltgigantischer Gedanke, den<br />
Gegensatz zu schaffen, gegenüber dem alles andere als eine Kleinigkeit erscheint, diesen Gegensatz zwischen dem britischen<br />
Kommerzimperium <strong>und</strong> demjenigen, was sich aus dem Russischen heraus ergibt mit der durch die spirituellen Anlagen bewirkten<br />
Vorbereitung <strong>für</strong> den sechsten nachatlantischen Zeitraum mit alledem, was ich Ihnen geschildert habe. - Das ist ein großer, gigantischer,<br />
bew<strong>und</strong>ernswürdiger Gedanke von diesen okkulten Brüderschaften, von denen gesprochen worden ist. Denn, trivial ausgedrückt,<br />
man kann sich kaum einen schöneren Gegenpol denken <strong>für</strong> dasjenige, was sich im Westen als höchste Blüte des kommerziellen<br />
<strong>und</strong> industriellen Denkens ausbildete, als den künftigen russischen Slawen, der in der Zukunft ganz gewiß noch weniger als<br />
heute geneigt sein wird, sich mit Kommerziellem berufsmäßig zu betätigen, <strong>und</strong> der ja gerade dadurch ein ganz ausgezeichneter<br />
Gegenpol sein wird.»<br />
Nun handelt es sich aber darum, daß selbstverständlich ein solches Imperium seine eigenen Bedingungen aussprechen muß. Und<br />
es war ein tiefer Gedanke von Spencer <strong>und</strong> seinem Vorgänger schon, immer wieder zu betonen. Das Industriell-Kommerzielle, das<br />
ein Volk durchdringt, will nichts mit <strong>Krieg</strong> zu tun haben, sondern das ist <strong>für</strong> den <strong>Frieden</strong>, braucht den <strong>Frieden</strong> <strong>und</strong> liebt den <strong>Frieden</strong>.<br />
- Das ist ganz wahr: Es wird sozusagen eine tiefe Liebe bestehen zwischen dem, was nach dem Kommerziell-Industriellen hinstrebt<br />
<strong>und</strong> dem <strong>Frieden</strong>selemente der Welt. Nur kann diese <strong>Frieden</strong>sliebe manchmal sonderbare Formen annehmen. In der jetzigen<br />
Note an Wilson lebt ja schon etwas Merkwürdiges. Obwohl man bloß das auf die Tafel zu zeichnen braucht, was aus Österreich wird<br />
- sehen Sie einmal nach, was aus Österreich geschieht, wenn Sie diese Karte anschauen, die ganz nach der Note gezeichnet ist -,<br />
trotzdem wagt diese Note auszusprechen: Als politisches Gemeinwesen soll dasjenige, was in den mitteleuropäischen Völkern lebt,<br />
nicht irgendwie berührt werden. - Nun, das ist auch «gigantisch», gigantisch nämlich durch sein absolut frivoles Spielen mit der<br />
Wahrheit, denn sonst sagt man gewöhnlich nur das, was unwahr ist, in bezug auf etwas, was außerhalb eines Schriftstückes liegt;<br />
aber hier sagt man zwei Dinge auf dem gleichen Papier: Wir werden das Mittelreich zerstückeln, aber wir tun ihm ja eigentlich<br />
nichts. - Die Zeitungen begleiten das schon im Chorus dadurch, daß sie schreiben: Man wird sehen, ob die Mittelmächte nun auch<br />
die annehmbaren Bedingungen annehmen werden. - Man kann überall lesen: Nun haben die Ententemächte ihre Bedingungen<br />
gestellt, man wird sehen, ob diese <strong>für</strong> die Mittelmächte durchaus annehmbaren Bedingungen nun schroff zurückgewiesen werden. -<br />
Es ist in der Tat weit gekommen, aber das kann man lesen.<br />
Folgen wir nun dem Gedanken dahin, wohin er uns geführt hat. Wir haben es also zu tun mit einer Zweispaltung der Welt, <strong>und</strong> es<br />
handelt sich darum, daß diese Zweispaltung der Welt so durchgeführt werde, daß man der Welt sagen kann: Wir wollen den <strong>Frieden</strong><br />
haben <strong>und</strong> sind nur <strong>für</strong> den <strong>Frieden</strong>. - Das ist nach einem gewissen Rezept, nach dem jetzt sehr vieles geschrieben wird, etwa so, wie<br />
wenn einer sagt: Ich will dir gar nichts antun, ich werde dir auch nicht ein Härchen krümmen, sondern ich sperre dich nur in einen<br />
tiefen Keller <strong>und</strong> gebe dir nichts zu essen! Hab ich dir irgendwie das Allergeringste angetan? Kann mir irgendein Mensch sagen,<br />
daß ich dir nur ein Härchen gekrümmt habe? - Nach diesem Rezept sind sehr viele Dinge geformt, nach diesem Rezept ist auch die<br />
<strong>Frieden</strong>sliebe geformt, trotzdem sie eine Realität ist. Aber wenn sie sich zu gleicher Zeit paart mit der Prätention der kommerziellen<br />
Weltherrschaft, so ist sie <strong>für</strong> den andern nicht akzeptabel, sie kann ganz unmöglich angewendet werden. Und so wird das friedensliebende<br />
Kommerzium in der Zukunft in seiner <strong>Frieden</strong>sliebe ganz gewiß einigermaßen gestört werden. - Das wissen selbstverständlich<br />
diejenigen auch, die die Welt so zweiteilen, <strong>und</strong> daher braucht man einen Wall dazwischen. Dieser Wall soll in der großen<br />
südeuropäischen Konföderation geschaffen werden, die auch Ungarn <strong>und</strong> alles das umschließt, was ich gestern angedeutet habe;<br />
dies soll gerade <strong>Frieden</strong> schaffen.»<br />
Wirtschaftliche Ausbeutung des geistigen Osten<br />
GA191, S.247-251, 21983, 14 11 1919, Dornach<br />
Kurzfassung: Alte Weisheit hat sich spezifiziert. Ohne neuen Einschlag würden sich die Menschen über die Erde hin ganz nach<br />
ihren Territorien differenzieren: Im Westen nur Wirtschaft, im Osten geistige Wahrheiten; Mitteleuropa würde das intellektuelle<br />
Gebiet pflegen. Der Osten würde wirtschaftlich zum Ausbeutungsobjekt <strong>für</strong> den Westen: Würde mit westlichen Produktionsmitteln<br />
produzieren <strong>und</strong> Vermarktung England überlassen.<br />
«Wenn wir nur weit genug zurückgehen in die Erdenentwickelung, dann finden wir, wie der Mensch nicht im irdischen Dasein<br />
selber wurzelt. Sie wissen ja, daß der Mensch vor der irdischen Entwickelung eine lange vorherige Entwickelung durchgemacht hat.<br />
Sie finden diese Entwickelung in meiner «Geheimwissenschaft im Umriß» beschrieben. Sie wissen, daß der Mensch dann wiederum<br />
gewissermaßen zurückgenommen worden ist in ein rein geistiges Dasein <strong>und</strong> aus diesem rein geistigen Dasein heruntergestiegen<br />
ist zum Erdendasein. Nun ist es in der Tat so, daß mit diesem Heruntersteigen des Menschen ins Erdendasein von der Menschheit<br />
mitgenommen worden ist ein ausgebreitetes, man kann es nennen Erbwissen, eine Urweisheit, eine Erbweisheit; eine Weisheit, die<br />
so war, daß sie eigentlich <strong>für</strong> die ganze Menschheit eine einheitliche war. Im einzelnen finden Sie diese Dinge geschildert in meinem<br />
Vortragszyklus «Die Mission einzelner Volksseelen» in Kristiania. Dieses Erbwissen war also ein einheitliches. Ich verstehe,<br />
indem ich vom Wissen rede, jetzt nicht bloß dasjenige, was man gewöhnlich innerhalb der Wissenschaft so nennt, sondern alles<br />
dasjenige, was der Mensch überhaupt in seine Seelenwelt als eine Anschauung von seiner Weltumgebung <strong>und</strong> von seinem Leben<br />
aufnehmen kann.<br />
Nun hat sich dieses Urwissen spezifiziert. Es hat sich so spezifiziert, daß es verschieden geworden ist je nach den verschiedenen<br />
Territorien der Erde. Wenn Sie das äußerlich betrachten, was man die Kultur der verschiedenen Erdenvölker nennt - besser noch<br />
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