Krieg und Frieden - Institut für soziale Dreigliederung
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terliches, nämlich das Kaisertum aus dem alten Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Das, was Habsburg war, war ältestes<br />
Mittelalter, <strong>und</strong> leider auch durch <strong>und</strong> durch verb<strong>und</strong>en mit ältestem Mittelalter mit Bezug auf den Romanismus, mit Bezug auf<br />
jenen Katholizismus, der durch die Gegenreformation wiederum lebendig oder wenigstens lebensähnlich gemacht worden war <strong>und</strong><br />
der alle jene Zustände hervorgebracht hat, von denen ich Ihnen auch hier schon gesprochen habe, der so viel beigetragen hat zur<br />
Einschläferung, zur Eindämmerung, aber auch zu anderen üblen Wirkungen innerhalb der mitteleuropäischen Welt.»<br />
N a t i o n a l i s m u s u n d G r e n z e n<br />
Verlauf der nationalen Grenzen<br />
Französische Sprachnation, italienische Papstnation<br />
GA180, S.304-334, 2 1980, 17.1.1918, Dornach<br />
Kurzfassung: Jede Nation bildet sich anders, nicht einheitlich. In Frankreich aus der suggestiven Kraft der römischen Sprache<br />
alter Eliten. Dadurch ihnen <strong>und</strong> den neuen Eliten leichter mit den widerstrebenden Elementen fertig zu werden als in Mitteleuropa.<br />
Reaktion des Volkes von unten auf die Einwirkung dieses Geistes von oben durch die Jungfrau von Orleans. Kirche noch<br />
international bis Innozenz III, der italienische Nation initiert. Durch ihre Politisierung dann so geschwächt, daß sie den Hussitismus<br />
nicht verhindern kann.<br />
Kein staatlich-wirtschaftlicher Zwang zu einer Kultur<br />
GA24, S.371, 2 1982, 7.1917<br />
«Der Mensch muß sich zu einem Volke, zu einer Religionsgemeinschaft, zu jedem Zusammenhang, der sich aus seinen allgemein-menschlichen<br />
Aspirationen ergibt, bekennen können, ohne daß er in diesem Bekenntnisse von seinem politischen oder<br />
wirtschaftlichen Zusammenhange durch die Staatsstruktur abgehalten wird.»<br />
Auseinander der differenzierten Grenzen<br />
GA24, S.21-26, 2 1982, 7.1919<br />
Kurzfassung: Nicht <strong>Dreigliederung</strong> sondern Staaten stören internationale Beziehungen, nämlich Erdwirtschaft. Weltwirtschaft<br />
kann Gr<strong>und</strong>lagen <strong>für</strong> den internationalen geistigen Verkehr abgeben, reicht aber nicht aus, weil Geistesleben der Persönlichkeiten<br />
sich der Wirtschaft entringt. Zur Zeit Egoismus der Völker statt internationale Gestaltung. Ohne <strong>Dreigliederung</strong> Niederschlag<br />
dieses Volksegoismus in den Staats- <strong>und</strong> Wirtschaftsgrenzen <strong>und</strong> daher Konflikt mit Tendenz der Weltwirtschaft. Nicht<br />
vor der Kompliziertheit unterschiedlicher Grenzen zurückschrecken, Handhabe braucht nur Geschicklichkeit. Bei Wirtschaftsleben<br />
internationale Beziehungen aus seinen Bedürfnissen, bei Geistesleben aus seinen Kräften.<br />
«Eine Einwendung, die oft gegen die Idee der <strong>Dreigliederung</strong> des <strong>soziale</strong>n Organismus gemacht wird, ist, daß ein Staat, der diese<br />
<strong>Dreigliederung</strong> durchfuhrt, seine internationalen Beziehungen zu anderen Staaten stören müsse. Welche Bedeutung dieser Einwand<br />
hat, wird man nur erkennen, wenn man das Wesen der internationalen Staatenverhältnisse in der Gegenwart ins Auge faßt.<br />
Am auffälligsten <strong>für</strong> eine dahingehende Beobachtung ist, daß die wirtschaftlichen Tatsachen in der neuesten Zeit Gestalten angenommen<br />
haben, die mit den Staatenabgrenzungen nicht mehr im Einklange stehen. Die geschichtlichen Bedingungen, aus denen<br />
sich diese Staatenabgrenzungen ergeben haben, haben wenig zu tun mit den Interessen des Wirtschaftslebens, das die in den<br />
Staatsgebieten lebenden Volker führen. Die Folge davon ist, daß die Staatsleitungen die internationalen Beziehungen herstellen,<br />
<strong>für</strong> deren Herstellung das naturgemäßere wäre, wenn sie durch die wirtschaftenden Personen oder Personengruppen unmittelbar<br />
zustande käme. Ein Industriebetrieb, der ein Rohprodukt eines auswärtigen Staates braucht, sollte zum Erhalt dieses Rohproduktes<br />
nichts anderes nötig haben, als sich mit der Verwaltung desselben auseinanderzusetzen. Und alles, was zu dieser Auseinandersetzung<br />
gehört, sollte sich nur innerhalb des Wirtschaftskreislaufes abspielen. Man kann sehen, daß in der neuesten Zeit das Wirtschaftsleben<br />
Formen angenommen hat, die auf ein solches Abschließen in sich selbst hinweisen. Und daß in dieses in sich geschlossene<br />
Wirtschaftsleben, das allmählich dahin strebt, über die ganze Erde hin eine Einheit zu werden, die staatlichen Interessen<br />
sich hineinstellen als störendes Element. Was haben die historischen Bedingungen, unter denen England die Herrschaft über Indien<br />
bekommen hat, zu tun mit den wirtschaftlichen Bedingungen, aus denen heraus ein deutscher Fabrikant Waren aus Indien bezieht?<br />
Die Weltkriegskatastrophe offenbart, daß das Leben der neueren Menschheit die Störung der nach Einheit strebenden Weltwirtschaft<br />
durch die Interessen der Staatsgebiete nicht verträgt. Die Konflikte, in die Deutschland mit den Ländern des Westens gekommen<br />
ist, haben zum Untergr<strong>und</strong>e diese Störung. Und auch in die Konflikte mit den Ländern des Ostens spielt das gleiche hinein.<br />
Wirtschaftliche Interessen forderten eine Bahn aus dem österreichisch-ungarischen Gebiete nach Sudosten. Die Staatsinteressen<br />
Österreichs <strong>und</strong> diejenigen der Balkanländer machten sich geltend. Und es entstand die Frage, ob diesen Interessen nicht zuwiderlauft,<br />
was den wirtschaftlichen Forderungen entspricht. Das Kapital, das im Dienste der Wirtschaft stehen soll, wird dadurch in<br />
Zusammenhang gebracht mit den Staatsinteressen. Die Staaten wollen, daß ihre Kapitalisten in ihren Dienst sich stellen. Die Kapitalisten<br />
wollen, daß die im Staate konzentrierte Macht ihren wirtschaftlichen Interessen dienstbar werde. Das Wirtschaftsleben wird<br />
dadurch in die Staatsgebiete eingefangen, während es in seiner neueren Entwickelungsphase über alle Staatsgrenzen hinaus zu<br />
einem einheitlichen Wirtschaftsleben strebt.<br />
Diese Internationalität des Wirtschaftslebens weist darauf hin, daß in der Zukunft die einzelnen Gebiete der Weltwirtschaft in<br />
Beziehungen treten mussen, die unabhängig sind von den Beziehungen, in denen die Volker durch die außer dem Wirtschaftsge-<br />
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