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Editorial 17 - Zm-online

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28 Politik und Beruf<br />

Zuzahlungen im europäischen Ausland<br />

Selbstbeteiligung ist<br />

selbstverständlich<br />

Die Reformdiskussionen der letzten Wochen und Monate haben das Thema<br />

Eigenbeteiligung im Gesundheitswesen in den Fokus des Interesses gerückt.<br />

Der Gedanke, für Gesundheitsleistungen mehr zuzahlen zu müssen, tut den<br />

Deutschen weh, im europäischen Ausland wird das Ganze aber aus anderen<br />

Blickwinkeln betrachtet. Hier hat man sich schon längst darauf eingestellt,<br />

sich an Arztkosten oder Medikamenten zu beteiligen.<br />

In den Niederlanden sind Zusatzversicherungen<br />

und Eigenanteil ein Muss, um sich<br />

ausreichend gegen Krankheitsrisiken zu versichern.<br />

Die Volksversicherung deckt nur<br />

die Basisrisiken ab. Die Schweiz ist bekannt<br />

dafür, dass Gesundheit teuer ist. Kosten für<br />

Zahnbehandlung oder Zahnersatz zahlt jeder<br />

Schweizer aus eigener Tasche (Ausnahme:<br />

schwere Krankheit). Zehn Prozent<br />

der Kosten für einen Arztbesuch, für Medikamente<br />

oder Behandlungen und Therapien<br />

muss der Patienten selbst tragen. In<br />

Österreich gibt es Selbstbehalte, an die<br />

Deutschland auch nach der Reform noch<br />

nicht heranreichen dürfte. Den Franzosen<br />

stehen ab Herbst Einschnitte im Gesundheitswesen<br />

bevor, da die Sozial- und Krankenversicherung<br />

tief in den roten Zahlen<br />

steckt. Bereits jetzt werden die Erstattungen<br />

für ärztliche Leistungen, Medikamente und<br />

Prothesen gekürzt .<br />

Beispiele aus verschiedenen Ländern<br />

(Quelle: EU-Komission/Missoc – Gegenseitiges<br />

Informationssystem der sozialen Sicherheit<br />

in den Mitgliedstaaten der EU und des<br />

EWR, Erhebungen Stand 2002) zeigen, dass<br />

viele unserer europäischen Nachbarn schon<br />

längst darauf eingestellt sind, für Gesund-<br />

Zuzahlungen im Krankheitsfall – Beispiele aus Europa im Vergleich<br />

Land Ambulante Versorgung Stationäre Versorgung Arzneimittel Zahnersatz<br />

Dänemark — — SB für jährliche Ausgaben Kosten werden<br />

■ bis 69 Euro 100 %<br />

vom Patienten getragen<br />

■ 69 bis 167 Euro 50 %<br />

■ 167 bis 390 Euro 25 %<br />

■ darüber 15 %<br />

Deutschland — 9 Euro pro Tag, Abhängig von Packungsgröße, SB-Anteil von 50%,<br />

maximal 14 Tage gestuft von 4, 4,5 bis 5 Euro mit Bonusregelung Zuschuss<br />

von 10 oder 15 %<br />

Finnland bis zu 11 Euro SB 26 Euro pro Tag SB von 8,41 Euro plus 50 % Versicherung zahlt nur<br />

für die ersten drei Besuche pro der darüber hinaus gehenden für Kriegsveteranen<br />

Jahr oder Jahresgebühr<br />

Kosten. SB-Höchstbetrag<br />

von höchstens 22 Euro<br />

von 594 Euro<br />

Frankreich 30 % SB beim Arzt, Pauschale von 11 Euro SB von 35 bis 65 %, Kostenerstattung nach Tarif,<br />

25 % bei ambulanter pro Tag, plus 20 % 100 % bei SB von 30 %<br />

Krankenhausbehandlung der Behandlungskosten Bagatellarzneien<br />

Quelle: EU-Kommission MISSOC/IW, Stand: 2002<br />

Luxemburg Beteiligung an medizinischen SB an Verpflegung von 0, 22, oder 60 %, für Bei Teilnahme an regelmäßiger<br />

Leistungen von 5 % bis zur 8,87 Euro pro Tag für Bagatellarzneien 100 % Vorsorge wird ZE voll erstattet,<br />

Grenze von 43,90 Euro maximal 30 Tage sonst SB in Höhe von 80 %.<br />

Österreich 3,63 Euro SB 7,63 Euro pro Tag Rezeptgebühr von 4,14 Euro Unentbehrlicher ZE wird nach<br />

pro Schein je Verschreibung Satzung gewährt. Bei<br />

abnehmbarem ZE SB<br />

zwischen 25 und 50 %<br />

Schweden 11 bis 16 Euro je Arztbesuch 8,62 Euro pro Tag SB für jährliche Ausgaben Bei der zahnärztlichen Versor-<br />

16 bis 27 Euro je Facharztbesuch ■ bis 97 Euro 100 % gung ist die Preisbildung frei.<br />

■ 97 bis 183 Euro 50 % Anbieter bestimmt den<br />

■ 183 bis 356 Euro 25 % Kostenanteil des Patienten.<br />

■ 356 bis 463 10 %<br />

Für Grundversorgung geht Fest-<br />

■ ab 463 vollständige Erstattung betrag an Leistungserbringer.<br />

Der Patient zahlt den Rest.<br />

Überblick in stark verkürzter Form. Mehr dazu über den zm-Leserservice und unter:<br />

http://europa.eu.int/comm/employment_sicial/missoc/2002/index_de.htm<br />

(SB = Selbstbeteiligung)<br />

zm 93, Nr. <strong>17</strong>, 1. 9. 2003, (2072)

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