13.11.2014 Aufrufe

Editorial 17 - Zm-online

Editorial 17 - Zm-online

Editorial 17 - Zm-online

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

58 Medizin<br />

versucht werden, den Muskelkrampf möglichst<br />

rasch zu lösen.<br />

Das gelingt unter Umständen, wenn der<br />

Muskel gedehnt wird. So kann man, wenn<br />

der Fuß mit einbezogen ist, zum Beispiel<br />

versuchen, die Zehen wieder gerade zu ziehen.<br />

Ist das zu schmerzhaft, so kann es hilfreich<br />

sein aufzustehen und umherzugehen<br />

oder fest auf den Boden aufzutreten. Anderen<br />

Menschen mit Wadenkrämpfen hilft dagegen<br />

eine kurze Massage der jeweiligen<br />

Muskelregion.<br />

Viele Betroffene schwören auf Massagen und<br />

regelmäßige Fußgymnastik.<br />

Möglichkeiten der<br />

Vorbeugung<br />

Wenngleich im akuten Fall wenig getan<br />

werden kann, um den Wadenkrampf zu beheben,<br />

gibt es doch eine ganze Reihe von<br />

Möglichkeiten der Prophylaxe. So muss für<br />

eine adäquate Behandlung der Grunderkrankung<br />

gesorgt werden, wenn die Wadenkrämpfe<br />

mit einer Gefäßerkrankung<br />

oder beispielsweise einer Polyneuropathie<br />

assoziiert sind.<br />

All jene, die häufig mit Wadenkrämpfen zu<br />

tun haben, sollten mehr noch als andere<br />

Menschen auf eine ausgewogene ballaststoffreiche<br />

Kost achten und vermehrt<br />

magnesiumhaltige Nahrungsmittel verzehren.<br />

Auf den häufigen Konsum von Alkohol<br />

und Kaffee sollte verzichtet werden und<br />

ebenso auf Diuretika sowie auf Abführmittel,<br />

die dem Körper Wasser und Elektrolyte<br />

entziehen.<br />

Bei Erkrankungen, die einen Magnesiummangel<br />

erwarten lassen, etwa bei Nierenerkrankungen<br />

mit hohen Mineralstoffverlusten<br />

Foto: PhotoDisc<br />

oder bei Magen-Darm-Erkrankungen, die<br />

mit Resorptionsstörungen verbunden sind,<br />

ist neben der Behandlung der Grunderkrankung<br />

und einer gesunden, magnesiumreichen<br />

Ernährung auch eine vorsorgliche Substitution<br />

von Magnesium zu erwägen. Eine<br />

solche Behandlung wird zudem der Arzt einleiten,<br />

wenn Patienten in der Praxis vorstellig<br />

werden und über häufige Wadenkrämpfe<br />

klagen ohne dass weitere Krankheitszeichen<br />

auffallen. In solchen Fällen ist eine probatorische<br />

Behandlung mit einem Magnesiumpräparat<br />

gerechtfertigt. Die Dosierung liegt<br />

bei 200 bis 400 Milligramm täglich, so dass<br />

der individuelle Magnesiumbedarf in jedem<br />

Fall gedeckt sein sollte.<br />

Hilfe durch<br />

Phytotherapeutikum<br />

Unabhängig von der Mineralstoffversorgung<br />

schwören viele Betroffene darauf,<br />

durch eine regelmäßige Fußgymnastik,<br />

durch Wärme- oder Kältebehandlungen<br />

oder durch Kneippsche Güsse den schmerzhaften<br />

nächtlichen Krämpfen vorbeugen zu<br />

können. Außerdem gibt es Berichte, wonach<br />

sich durch Chininsulfat eine wirkungsvolle<br />

Behandlung nächtlicher Wadenkrämpfe<br />

erwirken lässt. Hierbei handelt es<br />

sich um einen Extrakt des Chinarindenbaums,<br />

der in den Anden heimisch ist.<br />

Der therapeutische Effekt des Chinarinden-<br />

Extrakts wurde in klinischen Studien bestätigt.<br />

Foto: Uni Braunschweig<br />

Der Extrakt ist offiziell zur Therapie und<br />

Prophylaxe nächtlicher Wadenkrämpfe zugelassen<br />

und es liegen klinische Studien<br />

vor, die bestätigen, das die Behandlung<br />

Erfolg versprechend ist. So wurden 109<br />

Patienten, die mindestens sechs Muskelkrämpfe<br />

in den vergangenen 14 Tagen erlebt<br />

hatten, für zwei Wochen doppelblind<br />

randomisiert und placebokontrolliert mit<br />

Chininsulfat behandelt. Das Ergebnis: 80<br />

Prozent der mit dem Chininextrakt therapierten<br />

Patienten gegenüber 53 Prozent<br />

unter Placebo verspürten eine Reduktion<br />

der Wadenkrämpfe um mindestens 50 Prozent.<br />

Der Effekt setzte sich über die Behandlung<br />

hinaus in der sich anschließenden therapiefreien<br />

Beobachtungsphase fort, wobei<br />

weiterhin ein Unterschied zwischen der<br />

Verum- und der Placebogruppe zu Gunsten<br />

des Chininsulfats zu verzeichnen war. Es ist<br />

somit von einem anhaltenden Effekt der<br />

Therapie auszugehen.<br />

Häufige Wadenkrämpfe<br />

nicht unterbewerten<br />

Bestehen die Beschwerden jedoch weiter<br />

fort, so ist eine weiterführende Diagnostik<br />

unerlässlich. Denn obwohl der Wadenkrampf<br />

an sich harmlos ist, sollte er dennoch<br />

nicht auf die leichte Schulter genommen<br />

werden. Hinter dem plötzlich einschießenden<br />

reißenden Schmerz in der<br />

Wade kann sich unter Umständen auch<br />

eine Thrombose verbergen. Ursache der<br />

Schmerzen kann außerdem ein Muskelriss<br />

sein.<br />

Wer zu Wadenkrämpfen neigt, sollte zudem<br />

in gewissen Situationen besondere<br />

Vorsicht walten lassen. Die sehr schmerzhafte<br />

Verkrampfung der Muskulatur kann<br />

gefährliche Folgen haben, beispielsweise<br />

wenn der Muskelkrampf beim Schwimmen<br />

im Meer oder in Seen auftritt und dann<br />

möglicherweise zu Panikreaktionen und bis<br />

hin zum Ertrinken führen kann. Auch bei<br />

sportlicher Aktivität kann sich der Wadenkrampf<br />

verheerend auswirken, etwa in<br />

schweren Stürzen beim Skilauf. Beim Autound<br />

Motorradfahren kann der plötzliche<br />

Wadenkrampf schließlich mit einer erhöhten<br />

Unfallgefahr verbunden sein.<br />

Die Autorin der Rubrik „Repetitorium“<br />

ist gerne bereit, Fragen zu ihren Beiträgen<br />

zu beantworten<br />

Christine Vetter<br />

Merkenicher Str. 224<br />

50735 Köln<br />

zm 93, Nr. <strong>17</strong>, 1. 9. 2003, (2102)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!