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Editorial 17 - Zm-online

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96 Recht<br />

Aus der Rechtsprechung<br />

Urteile für den Praxisalltag<br />

Unsicher bei der Auslegung von Vorschriften, Streitigkeiten<br />

mit Patienten? Recht haben und Recht bekommen<br />

sind bekanntlich zweierlei. Lesen Sie, was die Gerichte<br />

aktuell für den Praxisalltag entschieden haben.<br />

Arztdiplome gelten<br />

EU-weit<br />

Wenn das Arztdiplom in einem<br />

EU-Mitgliedsstaat erworben<br />

wurde, darf der Antrag auf<br />

Anerkennung nur in Ausnahmefällen<br />

abgelehnt werden.<br />

Wie der Europäische Gerichtshof<br />

(EUGH) festgestellt hat, kann die<br />

Anerkennung eines Arztdiploms<br />

nicht mit der Begründung abgelehnt<br />

werden, das Studium sei<br />

nicht vollständig in einem EU-<br />

Mitgliedsstaat erworben worden.<br />

Außerdem müssten sich die Behörden,<br />

bei denen die Anerkennung<br />

beantragt wurde, an die<br />

Erklärung der Ämter des Mitgliedsstaates,<br />

in dem das Diplom<br />

ausgestellt wurde, halten, dass<br />

Zeugnisse und Befähigungsnachweise<br />

vorschriftsmäßig ausgestellt<br />

wurden. Nur wenn die<br />

Zeugnisse mehrdeutig seien,<br />

könnten die vorgelegten Diplome<br />

überprüft werden. Eine extensive<br />

Kontrolle der Diplome ist nach<br />

Ansicht des EUGH nur dann zulässig,<br />

wenn keine vollständige Ausbildung<br />

bescheinigt werden<br />

konnte. In diesem Fall dürfe die<br />

Zulassung jedoch nur verweigert<br />

werden, wenn die belegten<br />

Kenntnisse und Fähigkeiten nicht<br />

den Vorgaben des Gastlandes<br />

entsprächen und der Antragsteller<br />

nicht nachweisen könne, dass<br />

er diese erworben habe.<br />

Europäischer Gerichtshof<br />

Urteil vom 19.06.2003<br />

Aktenzeichen C-110/01<br />

Foto: dpa<br />

Der Europäische Gerichtshof in Luxemburg<br />

Neue Kollegen<br />

haften mit<br />

In einer Gemeinschaftspraxis<br />

haften neue Gesellschafter mit<br />

ihrem Privatvermögen auch<br />

für alle bereits bestehenden<br />

Verbindlichkeiten mit.<br />

Wenn Zahnärzte eine Gemeinschaftspraxis<br />

gründen, wählen<br />

sie als Rechtsform überwiegend<br />

die Gesellschaft bürgerlichen<br />

Rechts (GbR). Diese Gesellschaften<br />

sind regelmäßig keine festen<br />

Gebilde: Die Praxis wird durch<br />

neue Zahnärzte erweitert oder<br />

für einen ausscheidenden Zahnarzt<br />

tritt ein neuer Gesellschafter<br />

ein. Die bislang nicht eindeutig<br />

beantwortete Frage, ob der<br />

neue Gesellschafter gegenüber<br />

den Gläubigern der Gemeinschaftspraxis<br />

für Altschulden<br />

haften muss, beantwortete der<br />

Bundesgerichtshof (BGH) nun<br />

zu Lasten der neuen Gesellschafter:<br />

Künftig haften neu eintretende<br />

Gesellschafter für die bei<br />

ihrem Eintritt bestehenden Verbindlichkeiten<br />

der Gemeinschaftspraxis<br />

gesamtschuldnerisch<br />

und damit mit ihrem privaten<br />

Vermögen mit. Angesichts<br />

der Brisanz dieser Änderung in<br />

der Rechtsprechung hat der<br />

BGH ausdrücklich entschieden,<br />

dass dies nur auf künftige Fälle –<br />

also nach der Entscheidung neu<br />

abgeschlossene Gemeinschaftspraxisverträge<br />

– anwendbar ist.<br />

Bundesgerichtshof Karlsruhe<br />

Urteil vom 7.04.2003<br />

AZ II ZR 56/1<br />

Europäischer Gerichtshof<br />

Urteil vom 19.06.2003<br />

Aktenzeichen C-110/01<br />

René Krousky<br />

Bundeszahnärztekammer<br />

Chausseestr. 13<br />

10115 Berlin<br />

Versicherung hat<br />

Auskunftspflicht<br />

Weigert sich eine private<br />

Krankenversicherung die Behandlungskosten<br />

zu erstatten,<br />

muss sie dem Patienten ein<br />

dafür maßgebliches ärztliches<br />

Gutachten offen legen. Dazu<br />

gehört auch der Name des<br />

Gutachters.<br />

Der Bundesgerichtshof (BGH)<br />

gab damit einem Mann Recht,<br />

dem ein Teil seiner Heilpraktikerbehandlung<br />

nicht erstattet worden<br />

war. Die Versicherung stützte<br />

sich dabei auf ein ärztliches Gutachten,<br />

das sie aber – weil sie dem<br />

Arzt Vertraulichkeit zugesichert<br />

habe – nicht offen legen wollte.<br />

Das Karlsruher Gericht entschied<br />

dagegen: Der Patient müsse sich<br />

umfassend über das Gutachten<br />

und dessen Urheber informieren<br />

können, weil er sich andernfalls<br />

kein Bild über die Kompetenz und<br />

Unbefangenheit des Sachverständigen<br />

machen könne. Das Versicherungsvertragsgesetz<br />

gewähre<br />

dem Kunden einen Auskunftsanspruch<br />

– auch dann, wenn der<br />

von der Versicherung beauftragte<br />

Facharzt den Patienten nicht persönlich<br />

untersucht hat, sondern<br />

lediglich versicherungsintern eine<br />

Bewertung des Antrags auf Kostenübernahme<br />

vorgenommen<br />

hat. Ob dies auch für Ärzte gilt,<br />

die bei der Versicherung fest angestellt<br />

sind, ließ der BGH offen.<br />

ck/dpa<br />

Bundesgerichtshof Karlsruhe<br />

Urteil vom 11. Juni 2003<br />

Aktenzeichen IV ZR 418/02<br />

Leser<br />

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Die ausführlichen Urteile zur<br />

Haftung in Gemeinschaftspraxen<br />

und zur Gültigkeit von Arztdiplomen<br />

können Sie in der Redaktion<br />

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auf den Nachrichtenseiten am<br />

Ende des Heftes.<br />

zm 93, Nr. <strong>17</strong>, 1. 9. 2003, (2140)

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