13.11.2014 Aufrufe

Editorial 17 - Zm-online

Editorial 17 - Zm-online

Editorial 17 - Zm-online

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

1<br />

Fotos: MEV<br />

<strong>Editorial</strong><br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

unser deutsches Gesundheitswesen könnte<br />

ja so gut sein, gäbe es da nicht diese Heilberufler:<br />

Diese Grundhaltung liegt – jenseits<br />

ihrer ironischen Überspitzung – für die Gedankengänge<br />

so manchen Gesundheitspolitikers<br />

gar nicht all zu<br />

fern. Oft scheint die Auseinandersetzung<br />

mit Ärzten und<br />

Zahnärzten in der politischen<br />

Diskussion schlicht unbequem.<br />

Vergessen wird dabei immer<br />

wieder, dass gerade diese Berufsgruppe<br />

sich das über Jahrzehnte<br />

anhaltende leidige Reformdebattieren<br />

nicht als Profession ausgesucht hat.<br />

Auch wenn ihr inzwischen durch tausende<br />

von Verordnungen, Regelungen und Gesetze<br />

verhagelter Praxisalltag keine Alternative<br />

zum konstruktiven Gegensteuern lässt:<br />

Eigentlich wollen Heilberufler – der Name<br />

sagt es bereits aus – vor allem eins: heilen.<br />

Ihr gewünschtes Gegenüber ist der Patient,<br />

nicht die Gesundheitsministerin.<br />

Insofern führt die Einschätzung des Heilberufes<br />

über die öffentlichen, oft unfair unter<br />

die Gürtellinie zielenden Medienattacken<br />

wohl weniger zur richtigen Einschätzung<br />

dessen, was Patienten und Ärzte tagtäglich<br />

erleben, was sie beschäftigt, was sie notwendigerweise<br />

wollen und brauchen.<br />

Genau diese Partnerschaft zwischen Patient<br />

und Arzt ist seit nunmehr fast zwei Jahren<br />

Forschungsgegenstand des von der unabhängigen<br />

Bertelsmann-Stiftung initiierten<br />

Gesundheitsmonitors, einer über diesen<br />

Zeitraum durchgeführten intensiven Arztund<br />

Patientenbefragung. Und die vom beauftragten<br />

Bremer Zentrum für Sozialpolitik<br />

erhobenen Daten bestätigen weder den<br />

■ Immer mehr<br />

verdrängt Politik die<br />

Partnerschaft von Arzt<br />

und Patient als zentralen<br />

Gedanken des deutschen<br />

Gesundheitswesens.<br />

ehemals klischierten „Halbgott in Weiß“<br />

noch den in jüngerer Zeit immer wieder<br />

in der öffentlichen Anfeindung bemühten<br />

„Abzocker“. Die gibt es in solch radikalisierter<br />

Reinform wohl doch nur in den Märchen<br />

medialer Agitation.<br />

Denn das Bild, das Patienten und Ärzte von<br />

einander haben, ist anders: Der eigene –<br />

und für den Patienten ausschlaggebende –<br />

Arzt genießt großes Vertrauen. Dass das gesellschaftliche<br />

Fremdbild „der Ärzte“ anders<br />

ausfällt, ist wohl eher mit der vor der Haustür<br />

der kolportierten öffentlichen Meinung<br />

abgelegten persönlichen Einschätzung des<br />

Einzelnen zu begründen.<br />

Also ist zwischen Ärzten und Patienten alles<br />

in Ordnung? Diese Einschätzung wäre zu<br />

viel des Guten, die Angelegenheit ist komplexer.<br />

Allerdings sind die tatsächlichen<br />

Probleme zwischen Patient und Arzt nicht<br />

durch laute Politik lösbar, sondern nur<br />

durch optimierten Umgang zwischen Patient<br />

und Arzt. Dazu gehört eine gute und<br />

richtig eingesetzte Kommunikation des<br />

Arztes ebenso wie die passende Atmosphäre<br />

in der Praxis. Dazu zählt der Wunsch<br />

des Patienten nach möglichst umfassender<br />

Aufklärung durch den Arzt, auch der<br />

Wunsch nach einer Beteiligung an der Therapie-Entscheidung.<br />

Für Zahnärzte ist diese Form des Umgangs<br />

mit den Patienten kein Neuland. Dennoch<br />

ist das, was Bertelsmanns Gesundheitsmonitor<br />

erhellt, spannend für den Praxisalltag.<br />

Der Patient wünscht sich einen Arzt auf gleicher<br />

Augenhöhe, eine Partnerschaft, die ein<br />

gemeinsames Ziel hat: Heilung. Es bedarf<br />

keiner Politik, die diesen<br />

Prozess immer mehr verkompliziert.<br />

Egbert Maibach-Nagel<br />

zm-Chefredakteur<br />

Mit freundlichem Gruß<br />

zm 93, Nr. <strong>17</strong>, 1. 9. 2003, (2045)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!