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Editorial 17 - Zm-online

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zm-Info<br />

33<br />

Fotos: Ingram<br />

können oder wegen allgemeiner „Befindlichkeitsstörungen“.<br />

Was bedeutet das aber<br />

für die Effizienz der ambulanten Versorgung?<br />

Lotsen ohne Sonderstatus<br />

Nach Ansicht des Sachverständigenrates<br />

leidet diese insbesondere darunter, dass bereits<br />

„bei unkomplizierten Erkrankungen“<br />

Fachärzte in Anspruch genommen würden<br />

– was meist „unangemessen sei“. Dieses Patientenverhalten<br />

habe zur Folge, dass medizintechnische<br />

Leistungen in der Diagnostik<br />

übermäßig erbracht werden, ohne eine<br />

bessere Versorgungsqualität zu erreichen.<br />

Aus dieser Beobachtung resultiert auch die<br />

Forderung, die Rolle des Hausarztes zu stärken,<br />

so wie es das SGB V in § 73 fordert:<br />

Durch seine längerfristige Betreuung und<br />

intensivere Kenntnis eines Patienten kann er<br />

sich besser zwischen Diagnosemaßnahmen<br />

und Therapien entscheiden, „welche dem<br />

hohen Anteil unspezifischer Symptome<br />

und dem Ziel der Vermeidung<br />

von Medikalisierungen“<br />

gerecht werden.<br />

Zahnärzte seien hiervon allerdings<br />

ebenso auszunehmen wie<br />

Internisten, Frauenärzte oder Augenärzte.<br />

Ihnen ist, so Streich, aufgrund ihrer medizinischen<br />

Tätigkeiten ein „Sonderstatus“ einzuräumen.<br />

Anders verhielte sich das jedoch<br />

bei Hals-Nasen-Ohren-Ärzten, Orthopäden<br />

und Urologen. Dass direkte Facharztkontakte<br />

ohne Überweisung hier längst<br />

nicht immer zwingend oder medizinisch<br />

begründet seien, zeige sich<br />

etwa daran, dass ihr Anteil mit der sozialen<br />

Schichtzugehörigkeit der jeweiligen<br />

Patienten steige.<br />

Ein Primärarztsystem – in dem der<br />

von Ulla Schmidt geforderte „Lotse“<br />

die entscheidende Rolle spielt –<br />

könne auf die aktuelle Situation einen<br />

nicht unerheblichen Einfluss haben,<br />

wie Streich ausführt: Insgesamt<br />

suchten 44 Prozent aller befragten<br />

Patienten mindestens einmal<br />

jährlich den direkten Weg zu einem<br />

Spezialisten. Der Anteil derjenigen, die<br />

per Überweisung zum Facharzt gelangten,<br />

sei mit 37 Prozent deutlich geringer.<br />

Wenn es um die Frage geht, wie Patienten<br />

die Qualität der medizinischen Versorgung<br />

im Allgemeinen und die Kompetenz ihrer<br />

jeweiligen Ärzte im Speziellen bewerten, so<br />

zeigt sich für Streich eine große Diskrepanz.<br />

Auf der einen Seite falle auf, dass viele von<br />

ihnen eine „Mangelhaftigkeit des Versorgungssystems“<br />

konstatieren; die persönlichen<br />

Erfahrungen, die jeder einzelne Patient<br />

mit „seinem Arzt“ macht, korrespondieren<br />

allerdings kaum mit dieser Auffassung.<br />

Gleiches gilt übrigens auch für die Wahrnehmung<br />

der Zahnärzte, wie eine Allensbach-Umfrage<br />

im vergangenen Jahr zeigte<br />

(siehe zm 18/2002) – demnach sind es nur<br />

13 Prozent der Bevölkerung, die „keine<br />

gute Meinung von den Zahnärzten“ haben.<br />

Zurück zu den Hausärzten: Während zwei<br />

Drittel der medizinischen Laien glauben,<br />

dass „die Qualität der einzelnen Ärzte und<br />

ärztlichen Einrichtungen“ zu unterschiedlich<br />

sei, sind mehr als 80 Prozent davon<br />

Patienten- und<br />

Ärztebefragung<br />

Der „Gesundheitsmonitor“ ist eine Patienten-<br />

und Ärztebefragung, die von<br />

der Bertelsmann Stiftung initiiert und<br />

vom Bremer Zentrum für Sozialpolitik<br />

wissenschaftlich betreut wird. Die Patienten<br />

werden zweimal, die Ärzte einmal<br />

pro Jahr befragt.<br />

Die erste Patientenbefragung gab es im<br />

November und Dezember 2001, eine<br />

zweite im Mai 2002, die bisher letzte<br />

folgte im Oktober 2002. Während die<br />

Patienten einen umfangreichen schriftlichen<br />

Fragebogen (mit jeweils 130 bis<br />

140 Punkten) beantworten, werden die<br />

Ärzte zu zirka 50 Fragen telefonisch interviewt.<br />

Themenschwerpunkte sind zum Beispiel<br />

„Behandlungserfahrungen in der ambulanten<br />

Versorgung“, „Gesundheitsverhalten“<br />

oder „Einstellungen zu gesundheitspolitischen<br />

Fragen“. Mit der Erhebung<br />

der Daten wurde das Institut NFO<br />

Infratest Health in München beauftragt.<br />

Die Auswertung der Ergebnisse und die<br />

Ausarbeitung der Berichte übernimmt<br />

das Zentrum für Sozialpolitik. Im November<br />

erscheint die komplette Studie<br />

für das Jahr 2003.<br />

Die Bertelsmann Stiftung versteht sich<br />

als „neutrale Institution jenseits von<br />

Partikularinteressen“. In ihrem „Gesundheitsmonitor“<br />

will sie den Status Quo der<br />

ambulanten Versorgung erheben, um<br />

eine Einsicht in die Bedürfnisse der Versicherten<br />

und die Belange der Ärzte zu ermöglichen.<br />

■ Weitere Informationen sowie ein<br />

Newsletter zum „Gesundheitsmonitor“<br />

der Bertelsmann Stiftung sind im<br />

Internet zu finden unter:<br />

www.bertelsmann-stiftung.de<br />

überzeugt, ihr Arzt sei bestens „über ihre<br />

gesundheitliche Entwicklung in den vergangenen<br />

Jahren beziehungsweise über<br />

ihre Krankengeschichte“ informiert. Nur<br />

rund fünf Prozent haben Zweifel an seiner<br />

ärztlichen Kompetenz. Für Streich ist in diesem<br />

Zusammenhang bemerkenswert, dass<br />

zm 93, Nr. <strong>17</strong>, 1. 9. 2003, (2077)

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