BEITRÄGE ZUR STADTENTWICKLUNG • 40
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2.8 Besondere Mobilitätsbedürfnisse<br />
Leitlinien<br />
Das Hauptziel gleichwertiger Mobilitätschancen<br />
gilt auch für Bürgerinnen und<br />
Bürger, die in ihrer Mobilität eingeschränkt<br />
sind, insbesondere auch für Kinder<br />
und Jugendliche, für ältere Menschen<br />
und für Menschen mit Behinderungen.<br />
Ihnen soll eine sichere, selbstbestimmte<br />
und gleichberechtigte Teilnahme am Verkehrsgeschehen<br />
ermöglicht werden.<br />
Niederflurfahrzeuge sind eine Hilfe bei vielen Arten<br />
von „Mobilitätsbehinderungen“.<br />
Die Berücksichtigung von Mobilitätseinschränkungen<br />
muss bei allen Verkehrsarten<br />
ansetzen. Wichtige Gesichtspunkte<br />
sind die Erhöhung der Verkehrssicherheit<br />
für „schwächere“ Verkehrsteilnehmer, die<br />
barrierefreie Gestaltung des Straßen- und<br />
Wegenetzes, die uneingeschränkte und<br />
selbständige Nutzbarkeit der öffentlichen<br />
Verkehrsmittel, die Erleichterung der<br />
Orientierung für Menschen mit Sehbehinderungen,<br />
sowie die Schaffung geeigneter<br />
Wege und Abstellmöglichkeiten für die<br />
Fahrzeuge von mobilitätsbehinderten<br />
Menschen.<br />
Bei Um- und Neugestaltungsmaßnahmen<br />
im öffentlichen Verkehrsraum sind die<br />
Belange mobilitätsbehinderter Verkehrsteilnehmer<br />
regelmäßig zu berücksichtigen.<br />
Der Behindertenbeauftragte der<br />
Stadt sowie Interessenvertretungen von<br />
Behindertengruppen sind in die Planung<br />
einzubeziehen. Weiterhin ist nach Wegen<br />
zu suchen, die besonderen Mobilitätsbedürfnisse<br />
von Kindern und Jugendlichen<br />
sowie von älteren Menschen zu ermitteln<br />
und in den Planungsprozess einzubinden.<br />
Ausgangslage<br />
Probleme und Handlungsfelder<br />
In Leipzig waren 1995 knapp 10 % der Bevölkerung<br />
als behindert anerkannt, 7,5 % als<br />
schwer behindert. Zählt man nicht registrierte<br />
Behinderte, Personen mit vorübergehenden<br />
Behinderungen sowie solche, die aufgrund<br />
ihres geringen oder hohen Alters in ihrer Mobilität<br />
beeinträchtigt sind, hinzu, so kann man<br />
davon ausgehen, dass bis zu einem Viertel der<br />
Bevölkerung in ihrer Mobilität soweit eingeschränkt<br />
sind, dass für ihre selbständige und<br />
gleichberechtigte Teilnahme am Verkehrsgeschehen<br />
besondere Vorkehrungen zu treffen<br />
sind.<br />
Über 20.000 Leipziger sind erheblich oder<br />
außergewöhnlich gehbehindert, die Zahl der<br />
Rollstuhlbenutzer wird auf 2.500 – 3.000<br />
geschätzt. Vom 65. Lebensjahr an nehmen<br />
daneben Hör- und Sehbehinderungen stark zu.<br />
Mehr als die Hälfte der Behinderten gehören<br />
der Altersgruppe der über 65-jährigen an.<br />
Die besonderen Probleme der „schwächeren“<br />
Verkehrsteilnehmer spiegeln sich u. a. im<br />
Unfallgeschehen wider. Mehr als die Hälfte der<br />
als Fußgänger im Straßenverkehr Verletzten<br />
und Getöteten sind Kinder oder ältere Menschen,<br />
obwohl deren Anteil an der Gesamtbevölkerung<br />
nur gut ein Drittel beträgt. In der<br />
Konsequenz werden Kinder in ihrer Bewegungsfreiheit<br />
stark eingeschränkt, ältere Menschen<br />
wagen sich oft nur ungern auf die Straße.<br />
Allgemein kommen Maßnahmen, die den Fußgängerverkehr<br />
sicherer und komfortabler<br />
machen und den Zugang zu den öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln vereinfachen, auch Personen<br />
mit Mobilitätseinschränkungen zugute. Spezieller<br />
Handlungsbedarf besteht bei der Sicherung<br />
einer hindernisfreien Mindestbreite der<br />
Gehwege sowie der Beseitigung von Stufen<br />
und Barrieren auf Gehwegen, Fahrbahnquerungen<br />
und Haltestellenzugängen. Fußgängertunnel<br />
und -brücken zwingen mobilitätsbehinderte<br />
Menschen oft zu langen Umwegen.<br />
Sehbehinderte sind in besonderem Maße auf<br />
spezielle Orientierungshilfen angewiesen, die<br />
37<br />
Brücken und Tunnel stellen für viele Menschen eine<br />
Barriere dar. Am Tröndlinring wurde deshalb eine<br />
ebenerdige Querungsmöglichkeit geschaffen, die<br />
Brücke wird in Kürze abgerissen.<br />
z. B. durch in Farbe, Helligkeit oder Textur<br />
kontrastierende Materialien geschaffen werden<br />
können, sowie auf speziell ausgerüstete<br />
Lichtsignalanlagen und ggf. Blindenleitsysteme.<br />
Für behinderte Autofahrer sind besondere<br />
Stellplätze in der Nähe wichtiger Ziele erforderlich.<br />
Eingeleitete Maßnahmen<br />
Die Ratsversammlung hat im Dezember 1996<br />
Leitlinien der Politik für Menschen mit Behinderungen<br />
beschlossen und dem darauf aufbauenden<br />
„Langfristigen Konzept zur Integration<br />
und Gleichstellung von Menschen mit<br />
Behinderungen in Leipzig“ zugestimmt, das als<br />
verbindliche Richtschnur des Verwaltungshandelns<br />
dient. Maßnahmen zur Umsetzung des<br />
Konzeptes werden in den Jahreshaushalten<br />
verankert.<br />
Im öffentlichen Verkehrsraum wurden bereits<br />
zahlreiche Barrieren beseitigt. Bei Straßenbauvorhaben<br />
werden grundsätzlich an Überwegen<br />
Bordabsenkungen vorgenommen. Darüber hinaus<br />
wurde ein Programm für Bordabsenkungen<br />
in Bestandsstraßen aufgestellt und inzwi-