BEITRÄGE ZUR STADTENTWICKLUNG • 40
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3. Leitlinien zum öffentlichen Raum<br />
Die öffentlichen Räume der Stadt prägen das<br />
Erlebnis der Stadt, tragen zur Unverwechselbarkeit<br />
ihrer Teile und zur Identifikation ihrer<br />
Bürger bei und helfen bei der Orientierung.<br />
Zugleich sind sie Hintergrund für alltägliche<br />
Verrichtungen wie Einkauf und Schulweg und<br />
wichtige soziale Räume der Bewegung und<br />
Begegnung. Bei der Gestaltung öffentlicher<br />
Räume müssen auch diese Funktionen mit<br />
bedacht werden.<br />
Die Aussagen dieses Stadtentwicklungsplans<br />
konzentrieren sich auf die Hauptstraßen des<br />
Kraftfahrzeugverkehrs und die Trassen der<br />
öffentlichen Verkehrsmittel, einschließlich der<br />
zugehörigen Platzräume und Knoten. Quartiersstraßen<br />
und -plätze sind Gegenstand<br />
anderer Planungsebenen und - instrumente,<br />
ebenso andere für die Öffentlichkeit wichtige<br />
Orte wie Grün- und Freiflächen, Bahnanlagen<br />
und Bahnhöfe oder Autobahnen und ihre Auffahrten.<br />
Zur Bedeutung von Straßen und Plätzen als<br />
öffentliche Räume tragen u.a. die folgenden<br />
Faktoren bei:<br />
<strong>•</strong> Ablesbarkeit von Stadtgrundriss<br />
und Stadtgeschichte,<br />
<strong>•</strong> Beitrag zur großräumigen Gliederung<br />
des Stadtraums und zur großräumigen<br />
Orientierung in der Stadt,<br />
<strong>•</strong> übergeordnete Prägung von Stadtbild<br />
und Stadtgestalt,<br />
<strong>•</strong> signifikante Raumfolgen und<br />
stadtbildprägende Elemente,<br />
<strong>•</strong> wichtige Blickachsen auf<br />
prägende Gebäude oder Landmarken,<br />
<strong>•</strong> vielfältige zentrentypische Nutzungen,<br />
<strong>•</strong> Intensität und Dichte<br />
des öffentlichen Lebens,<br />
<strong>•</strong> Nutzung als Straßenbahntrasse<br />
oder stark frequentierte Bustrasse,<br />
<strong>•</strong> Einbindung in das regionale<br />
und überregionale Straßennetz,<br />
<strong>•</strong> wichtige Erschließungsfunktion.<br />
Die folgenden Leitlinien und Empfehlungen<br />
zum öffentlichen Raum beruhen auf einer<br />
funktionalen und gestalterischen Analyse des<br />
Bestandsnetzes. Sie sollen bei allen Maßnahmen<br />
im öffentlichen Stadtraum gleichgewichtig<br />
mit verkehrlichen Aspekten in die Entscheidungsfindung<br />
einfließen:<br />
Die Bedeutung der Straßenräume für die Stadtgestalt und ihre Funktion im Verkehrsnetz<br />
müssen in Einklang gebracht werden. Das Stadtraumnetz darf nicht in „schöne<br />
Straßen“ und „Hochleistungsstraßen“ auseinanderfallen. Notwendig ist vielmehr die<br />
Verknüpfung beider Anforderungen in Straßentypen, die stadträumliche und verkehrliche<br />
Funktionen gleichzeitig erfüllen können. Zentrales Planungsziel ist ein Raumnetz,<br />
in dem der erforderliche Verkehr auf stadtverträgliche Weise abgewickelt werden<br />
kann.<br />
Wichtige städtebauliche Ziele der Gestaltung von Straßen und Plätzen sind die<br />
Identität des Gesamtnetzes und seiner Teile, die einfache Orientierung im Stadtraum<br />
sowie die soziale Brauchbarkeit und soziale Sicherheit der öffentlichen Räume.<br />
In angebauten Straßen muss die Gestaltung und insbesondere die Flächenaufteilung<br />
in einer Abwägung zwischen städtebaulichen und verkehrlichen Zielen festgelegt<br />
werden. Die städtebaulichen Ziele sollen mit Hilfe der „städtebaulichen Bemessung“<br />
quantifiziert werden. Dies gilt für Neuplanungen ebenso wie für Umbauplanungen im<br />
bestehenden Netz.<br />
Neue oder wesentlich veränderte Straßenabschnitte sollen zu integralen Bestandteilen<br />
ihrer Umgebung werden und in ihrem Raumcharakter der ihnen zugewiesenen<br />
stadträumlichen Funktion entsprechen. Nach Abschluss der Baumaßnahmen sollen sie<br />
nicht mehr als Störung oder als Eingriff in das Stadtgefüge wahrgenommen werden.<br />
Wenn Straßen zusätzliche verkehrliche Funktionen übertragen werden, sollen die<br />
damit verbundenen zusätzlichen Belastungen u.a. durch eine stadtgestalterische Aufwertung<br />
kompensiert werden.<br />
Maßnahmen zur Beschleunigung der öffentlichen Verkehrsmittel sind stadtgestalterisch<br />
in den Straßenraum einzubinden.<br />
Die geplante Verlagerung des Kraftfahrzeugverkehrs auf Ringverbindungen und Tangenten<br />
bietet die Chance für lebenswertere Stadtstraßen in der Innenstadt, wenn<br />
dort Straßenbahn, Fußgängern und Radfahrern mehr Raum gegeben wird und die<br />
Seitenräume verbreitert, bepflanzt und von anderen Nutzungen soweit entlastet werden,<br />
dass sich auf ihnen städtisches Leben in seiner differenzierten Ausformung entwickeln<br />
kann.<br />
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