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Heft 18 /2010 - Deutsche Gesellschaft für Logotherapie und ...

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Sinn <strong>und</strong> Sein<br />

sich darüber keine Entscheidung herbeiführen. Zwar möchte der Sinn seine<br />

Gr<strong>und</strong>sätze bis zuletzt in Geltung wissen. Doch die Erfahrung zeigt: Es geht<br />

auch anders. Mancher Egoist fühlt sich r<strong>und</strong>um zufrieden <strong>und</strong> wahrscheinlich<br />

zufriedener als der eine oder andere Altruist. Aber auch hier gilt: Eine<br />

geordnete Basis sollte sein. Für den Alltag der <strong>Gesellschaft</strong> ist sie wohl noch<br />

wichtiger als <strong>für</strong> den persönlichen Bereich. Wer sein Mütchen kühlen will,<br />

tut gut daran, in einer geordneten Welt zu leben. Zieht sich die Gegenseitigkeit<br />

aus der <strong>Gesellschaft</strong> in die Clans zurück <strong>und</strong> verbreiten sich Gewalt,<br />

Korruption <strong>und</strong> mafiöse Verhältnisse, hat auf Dauer niemand etwas davon.<br />

Verantwortungsethik bürgt <strong>für</strong> ein erträgliches <strong>und</strong> fruchtbares Zusammenleben.<br />

Kurz <strong>und</strong> gut: Philosophische Ethik ist das Rückgrat einer humanen<br />

Zivilgesellschaft – nicht mehr <strong>und</strong> nicht weniger.<br />

Allerdings haben Ethiken auf dieser Ebene zwangsläufig etwas Sprödes<br />

<strong>und</strong> Unpersönliches an sich, wie etwa die Gerechtigkeitstheorie von John<br />

Rawls. Das liegt auch daran, dass es in der <strong>Gesellschaft</strong> im Höchsten nur um<br />

Harmonie geht – Ausgleich, Verteilung, Gerechtigkeit, Freiheit –, nicht mehr<br />

dagegen (hier endet die Analogie zum Persönlichen) um Ganzheit. Die Träume<br />

von der ganzheitlich verb<strong>und</strong>enen <strong>und</strong> verfassten kommunistischen <strong>Gesellschaft</strong><br />

waren <strong>und</strong> bleiben Utopie. Ganzheit <strong>und</strong> damit die Fülle des Sinns<br />

kann nur der Einzelne erreichen – in einer gelingenden Beziehung, falls sie<br />

ihm zuteil wird, oder auch <strong>für</strong> sich allein. Für die <strong>Gesellschaft</strong> entfällt dieses<br />

Thema, <strong>für</strong> den Einzelnen ist es entscheidend; es ist die Frage nach dem Sinn<br />

seines Lebens. Die Antwort kann die Philosophie – jedenfalls als transzendental<br />

begründete – nicht mehr geben. Sie kann nur – das wäre Gegenstand<br />

einer gesonderten Betrachtung – die Frage erläutern.<br />

Der Autor<br />

Dr. Werner Reiland<br />

Graf-Rasso-Str. 27<br />

82284 Grafrath<br />

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