Heft 18 /2010 - Deutsche Gesellschaft für Logotherapie und ...
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DGLE-Nachrichten<br />
Stellungnahme der Sektion Medizin/Psychotherapie zur Frage nach der<br />
Anerkennung der <strong>Logotherapie</strong> als Richtlinientherapie<br />
Wir wollen die Anerkennung der <strong>Logotherapie</strong> als anerkanntes Verfahren <strong>und</strong><br />
damit die Abrechenbarkeit über die Krankenkassen. Aber wir wollen sie nicht<br />
um jeden Preis. Das heißt, wir wollen sie keinesfalls unter Verzicht auf das<br />
Spezifikum der <strong>Logotherapie</strong>.<br />
Dieses Spezifikum ist die Fokussierung auf die einmalige, unaufhebbare<br />
geistige Person des Klienten/Patienten. Daraus folgt, dass Logotherapeuten<br />
nicht objektivieren, sondern subjektivieren aus Achtung vor der einmaligen<br />
Würde ihres Gegenübers. Daher muss jede Heilung als Unikat gelten. Insofern<br />
setzen wir der Tendenz nach immer stärkerer Objektivierung die Forderung<br />
nach immer stärkerer Individualisierung entgegen, d.h. nach Anerkennung<br />
der Einzigartigkeit des geistbegabten Menschen, der in Korrespondenz<br />
mit seinem individuellen Gewissen steht.<br />
In den derzeit geltenden Psychotherapierichtlinien (unter http://www.<br />
bptk.de/service/rechtsquellen/92808.html) wird die <strong>Logotherapie</strong> in Anlage<br />
1, 3., unter jene Verfahren eingereiht, die die Erfordernisse der Psychotherapierichtlinien<br />
nicht erfüllen (zusammen mit Gesprächspsychotherapie,<br />
Gestalttherapie, Psychodrama, Respiratorisches Biofeedback, Transaktionsanalyse).<br />
Auf Anfrage wurde mitgeteilt, dass hier alle jene Verfahren aufgeführt<br />
werden, die jemals einen Antrag auf Anerkennung bei der B<strong>und</strong>esärztekammer<br />
gestellt haben. D.h., ein Verfahren, das noch nie einen Antrag gestellt<br />
hat, erscheint in dieser Liste nicht.<br />
Damit ein Verfahren anerkannt wird, müssen Studien eingereicht werden<br />
(darüber informiert www.wbpsychotherapie.de). Gute Studien kann man aber<br />
nicht einfach „machen“. Die klassischen Studien objektivieren in einer Weise,<br />
die dem Menschenbild der <strong>Logotherapie</strong> nicht entspricht. Ob andere Psychotherapierichtungen<br />
mit einem anderen Menschenbild sich da leichter tun,<br />
können wir nicht beurteilen. Soweit uns bekannt, setzen sie sich mit derselben<br />
Problematik auseinander. Gute Studien müssen sorgfältig geplant <strong>und</strong><br />
ethisch verantwortlich durchgeführt, die Ergebnisse statistisch korrekt ausgewertet<br />
<strong>und</strong> dann auch richtig interpretiert werden. Therapieforschung setzt<br />
daher nicht nur ein hohes Maß an Engagement der Mitarbeiter voraus, sondern<br />
auch mindestens ein universitäres Institut mit entsprechenden Forschungsmitteln<br />
als Instrument. Leider befindet sich unseres Wissens unter<br />
den Mitgliedern der DGLE weder ein Lehrstuhlinhaber noch ein Universitäts-Institutsleiter<br />
mit entsprechender Erfahrung <strong>und</strong> Ausstattung.<br />
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