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Heft 18 /2010 - Deutsche Gesellschaft für Logotherapie und ...

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Rezensionen<br />

tile Kritik, die Thomas <strong>und</strong> Brigitte Görnitz an pseudowissenschaftlichen<br />

Theorien mancher Gehirnforscher (Wolf Singer, Gerhard Roth) üben, wirkt<br />

<strong>für</strong> den Philosophierenden einfach wohltuend. Die Autoren schreiben, (um<br />

hier ein Beispiel zu nennen): „Wenn man lediglich mit dem überkommenen<br />

Materiemodell <strong>und</strong> seinen Atomvorstellungen arbeitet (…) kann man auch<br />

irrtümlich zu dem Schluss gelangen, dass es so etwas wie ein Selbst in Wirklichkeit<br />

nicht geben kann, ein solches aber durch Konstruktion wie real erscheinen<br />

würde“ (S. 275). Diese voll zutreffende Kritik richtet sich gegen den<br />

Mainzer Professor <strong>für</strong> Philosophie Thomas Metzinger. Die Zusammenschau<br />

der naturwissenschaftlichen Ergebnisse lautet: „Die Wirklichkeit ist im Gr<strong>und</strong>e<br />

geistig“ (S. 312). Was mir persönlich immer schon, seitdem ich bewusst denken<br />

<strong>und</strong> empfinden kann, eingeleuchtet hat – dass nämlich die erste <strong>und</strong> letzte<br />

Wirklichkeit nur der wesenhaft substantielle Geist sein kann, der zugleich<br />

als ewige Wirklichkeit die Fülle aller Kräfte in sich selbst trägt <strong>und</strong> aus sich<br />

selbst emaniert –, wird in dem Buch von Thomas <strong>und</strong> Brigitte Görnitz in verschiedenen<br />

Variationen gezeigt <strong>und</strong> begründet. „Die Naturwissenschaft kann<br />

eine Öffnung zu Phänomenen bewirken, die bisher in ihrem Rahmen nicht<br />

einmal vorstellbar gewesen waren. Heute wird deutlich, dass die Annäherung<br />

an die Wahrheit von verschiedenen Seiten her zu geschehen hat, von<br />

der Naturwissenschaft, von der Geisteswissenschaft <strong>und</strong> auch von der Religion.<br />

Heute kann man formulieren: Das Tor zur Transzendenz steht wieder offen“<br />

(S. 312f.). Dass die Autoren in diesem Zusammenhang auch auf Viktor<br />

Frankl hinweisen <strong>und</strong> ihn zitieren; dass sie bei der Gr<strong>und</strong>frage nach der Erkenntnis<br />

der Wirklichkeit auch Jesus, Buddha, den Dalai Lama, ebenso auch<br />

Meister Eckhart <strong>und</strong> Dietrich Bonhoeffer als Zeugen anrufen, ist Zeichen nicht<br />

nur <strong>für</strong> „guten Geschmack“, sondern Ausdruck einer seelischen Sensibilität<br />

der Autoren gegenüber einer „transzendenten Dimension der Wirklichkeit“,<br />

die jenseits jeder Physik, auch der Quantenphysik, von Ewigkeit zu Ewigkeit<br />

ist, wirkt <strong>und</strong> lebt. Womit erneut das eine Gr<strong>und</strong>wort unserer Sprache, nämlich<br />

die Seele als unvergängliche Seele, <strong>und</strong> dann auch das andere Basiswort,<br />

nämlich der Geist als ewiges, urgründig wirkendes Leben <strong>und</strong> Sein in Erinnerung<br />

gerufen wird, um auch den Autoren dieses durch <strong>und</strong> durch lesenswerten<br />

Buches anzuempfehlen <strong>und</strong> quasi ans Herz zu legen, dass sie in der vielleicht<br />

schon bald erscheinenden zweiten Auflage diesen zwei Gr<strong>und</strong>worten<br />

<strong>und</strong> den mit ihnen gemeinten Wirklichkeitsbezirken mehr Aufmerksamkeit<br />

widmen mögen.<br />

Wie Viktor Frankl in seiner Dimensionalontologie gezeigt hat, ist bei der<br />

Herausarbeitung eines neuen Menschenbildes – das immer ein „Wahr-Bild“<br />

des Menschen sein sollte <strong>und</strong> muss – nicht das Leib-Seele-Problem das ei-

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