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Heft 18 /2010 - Deutsche Gesellschaft für Logotherapie und ...

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Rezensionen<br />

schildert den Weg der Abwanderung der Glücksfrage in den Bereich der Psychologie.<br />

Die zitierte Literatur <strong>und</strong> deren Auswertung überzeugen auch den<br />

Fachmann. Kapitel 6 ist dem Begriff des sinnerfüllten Lebens durch Selbsttranszendenz<br />

in der Perspektive der Existenzanalyse <strong>und</strong> <strong>Logotherapie</strong> gewidmet.<br />

Kapitel 7 beschäftigt sich mit „Kirche als der sakramentale Erfahrungsraum<br />

einer sinnorientierten Zuordnung von immanentem Glück <strong>und</strong><br />

transzendentem Heil“ (S. 311 bis 356). Im Schlussteil, „Fazit <strong>und</strong> Ausblick“,<br />

fasst János Vik seine Ergebnisse zusammen. Im Folgenden konzentriert sich<br />

der Rezensent auf Kerngedanken, die ihm wichtig sind.<br />

In abendländischer Sicht war es Aristoteles, der den Begriff eudaimonia als<br />

das Glück bzw. Glückseligkeit des ganzen Lebens geprägt hat. Gemeint hat<br />

er damit die ethische Substanz eines Menschen als das F<strong>und</strong>ament seiner<br />

Glückseligkeit, die eigene schöpferische Tätigkeit <strong>und</strong> Tüchtigkeit miteinschließt.<br />

Für Aristoteles zählt weniger „das Gute an sich“ [wie dies bei Platon<br />

der Fall ist], sondern mehr Gewicht hat bei ihm das „durch Handeln erreichbare<br />

Gut“ (prakton agathon). Damit bringt er den Begriff der Tugend (arete)<br />

ins Spiel. Diese ist, abgekürzt formuliert, eine spezifische Fähigkeit <strong>und</strong><br />

Seelenkraft des Menschen, welche „Mäßigung <strong>und</strong> Modellierung der Sinnlichkeit“<br />

[des nicht gelenkten Begehrens] ermöglicht. Dazu muss ein Mensch<br />

erzogen werden, er braucht Zeit, Anstrengung, Lernen <strong>und</strong> Gewöhnung. Erst<br />

nach alledem entsteht Haltung. So kommt Aristoteles – wie der Verfasser<br />

ausführt – zu der Einsicht: „Das menschliche Gut“ [als eudaimonia, als Glückseligkeit]<br />

„ist den besten <strong>und</strong> vollkommensten Tugenden gemäße Tätigkeit<br />

der Seele“, <strong>und</strong> zwar so, dass „dies ein volles Leben hindurch dauert“ (S. 46).<br />

Interessant ist an dieser Stelle, der subtile Zusammenhang zwischen der Lust<br />

der Seele [im Zuge einer Tätigkeit, die leicht <strong>und</strong> ungehindert vollzogen wird]<br />

<strong>und</strong> der Lust des Somatischen. Der Verfasser zeigt, dass <strong>für</strong> Aristoteles die<br />

Lust nicht ein negatives, verachtenswertes „Ding“ ist. Lust ist insofern ein<br />

Teil der eudaimonia, als diese sich in Lebensformen realisiert, in denen Tätigkeiten<br />

vorherrschen, welche die Sphäre der Animalität <strong>und</strong> der reinen physischen<br />

Bedürfnisbefriedigung übersteigen. Diese Tätigkeiten aber sind die des<br />

Geistes [des Nous], wie: Denken, Staunen, nach Weisheit streben <strong>und</strong> Freude<br />

haben an der Kontemplation. Diese ist die sogenannte theoria als das schweigende<br />

Vernehmen der Wirklichkeit. Mit dem Geist ist „ein göttliches Element<br />

im Menschen“ mitgegeben <strong>und</strong> diesem „göttlichen Element“ entsprechend<br />

zu leben, bringt die Glückseligkeit mit sich. Das ist <strong>für</strong> Aristoteles die<br />

theoria, die Betrachtung bzw. contemplatio als höchste, reinste, bei sich bleibende<br />

Aktivität <strong>und</strong> Stabilität. Wie der Autor ausführt, bedeutet dies eine<br />

bestimmte Lebensweise, „die im Denken, Reden <strong>und</strong> Handeln die Vernunft<br />

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