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Heft 18 /2010 - Deutsche Gesellschaft für Logotherapie und ...

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uhige Beständigkeit als revolutionäre Umstürze in seinem Lebensablauf <strong>und</strong><br />

gibt so – wie der Buchtitel bereits vorwegnimmt – einen perfekten Jedermann<br />

ab, der dem Leser einen Spiegel vorhält.<br />

Das Buch liest sich angenehm, weil sprachlich brillant geschrieben, aber<br />

sein Inhalt deprimiert. Denn es fehlt – wie eingangs angedeutet – eine selbsttranszendente<br />

Dimension, die den körperlichen Einschränkungen Jedermanns<br />

bis hin zu seinem Tod, der ihn bei seiner letzten Herzoperation ereilt, einen<br />

Sinn verleihen könnte.<br />

Die Biographie seines Lebens, die zunehmende Vereinsamung <strong>und</strong> Angst<br />

suggeriert die vollkommene Bedeutungslosigkeit eines durchschnittlichen<br />

Menschenlebens. Letztlich scheinen nicht berufliche Erfolge oder ein geglücktes<br />

Privatleben das Leben des Menschen mit Wert <strong>und</strong> Sinn zu erfüllen. Das<br />

alles wird zunichte gemacht durch die Vergänglichkeit des Fleisches.<br />

In den anrührendsten Passagen des Buches findet der Leser seine eigenen<br />

wohlbekannten Regungen wieder: die Hilflosigkeit im Angesicht von Schmerzen<br />

<strong>und</strong> Krankheit, das vergebliche Bedürfnis nach Trost <strong>und</strong> Zuwendung,<br />

die Angst, seine Identität an die Krankheit zu verlieren <strong>und</strong> ein alles überwältigendes<br />

Gefühl der Scham, anders zu sein als die anderen. Diese Ausschnitte<br />

zeigen in bestürzender Authentizität, was jedermann schon erfahren<br />

<strong>und</strong> durchgemacht hat.<br />

Um so offener bleibt die Frage, wie so ein säkulares Leben anders als in<br />

einem Zustand der Panik <strong>und</strong> der Angst zu ertragen sei. Wäre denn Jedermanns<br />

Leben anders verlaufen, hätte er ihm einen Wert, einen Sinn zuerkannt,<br />

der zwar außerhalb menschlichen Wissens in der Transzendenz wurzelt,<br />

aber doch erfahr- <strong>und</strong> erlebbar sein kann? Dieses Gnadengeschenk versagt<br />

der Autor seinem Jedermann, <strong>und</strong> so endet das Buch mit den lapidaren<br />

Sätzen:<br />

Herzstillstand. Er war nicht mehr, befreit vom Sein, ging er ins Nichts, ohne es<br />

auch nur zu merken. Wie er es be<strong>für</strong>chtet hatte von Anbeginn.<br />

Cornelia Schenk<br />

88<br />

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