Heft 18 /2010 - Deutsche Gesellschaft für Logotherapie und ...
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78<br />
Rezensionen<br />
hat (siehe sein Buch „Unsere Tiefe ist hell. Wertimagination – als Schlüssel<br />
zur inneren Welt“ 2005).<br />
In der innerlich liegenden Sphäre des Geistes befindet sich das sogenannte<br />
„geistig Unbewusste“, [der Rezensent spricht lieber vom geistig Unterbewussten],<br />
<strong>und</strong> aus ihm werden, während der begleiteten Wertimagination,<br />
bestimmte Wertgestalten ausgebildet <strong>und</strong> mit den Gefühlskräften als Bilder<br />
erfasst, die dann eine heilende, ermutigende Kraft <strong>und</strong> Energie entfalten, die<br />
der Imaginand in sich selbst – in seinem Körper <strong>und</strong> in den „Räumen der<br />
Seele“ – wahrnimmt <strong>und</strong> sich zu Nutze macht. „Die Wertgestalten [der Lebensbejahende,<br />
der Mutige, der Liebende, der heilende Arzt usw.] gehören<br />
zu unserer inneren Ausstattung“, schreibt Böschemeyer, „<strong>und</strong> bleiben uns<br />
auch dann erhalten, wenn sie uns nicht bewusst sind. Sie sind uns zugehörig,<br />
aber sie gehören uns nicht. (…) Gerade die Begegnung mit diesen lebendigen<br />
Vertretern der inneren Welt ist <strong>für</strong> die Erkenntnis <strong>und</strong> Aneignung der verborgenen<br />
Lebenskräfte <strong>und</strong> damit <strong>für</strong> die Weiterbildung der Persönlichkeit<br />
besonders wichtig. Darüber hinaus führen sie uns in Tiefen, in die der Verstand<br />
uns niemals führen könnte“ (S. 24).<br />
Im Februar 2007 begann U. Böschemeyer den körperlich behinderten Uli<br />
in die Tiefe – man könnte auch sagen: „in das weite Land der Seele“ – zu<br />
begleiten. Die beiden kamen relativ schnell voran.<br />
In der ersten Wertimagination sah Uli nur Farben, doch schon in der zweiten<br />
kommen ihm klare, deutliche Bilder. Der Rezensent möchte nicht alle<br />
Details hier erwähnen, denn jeder Leser sollte sich selbst mit der spannenden<br />
Entfaltung der Bilder <strong>und</strong> deren Wirkung in Ulis Leben vertraut machen.<br />
Was dabei den Außenstehenden bewegen kann, ist das Zarte, das Behutsame,<br />
das Vorsichtige, wodurch der 71-jährige Therapeut <strong>und</strong> der 15-jährige<br />
Junge sich auch seelisch begegnen. Uli kann nicht sprechen, er braucht<br />
ein Laptop, um sich mitzuteilen. Und der technisch unbegabte Böschemeyer,<br />
wie er sich selbst mit leisem Humor charakterisiert, lässt sich darauf ein <strong>und</strong><br />
lernt mit der Zeit, mehr <strong>und</strong> mehr in Ulis Gesicht zu lesen. Böschemeyer will<br />
dem Jungen Mut machen, „das stärkere Ich“ in Uli wachrufen, ihn in die<br />
Kraftsphäre der größeren Hoffnung hineinführen, die sich auf den Sinn <strong>und</strong><br />
auf den umfassenderen Zusammenhang bezieht (vgl. S. 35). Uli lernt zu erfühlen<br />
z. B. den „inneren Indianer“ [Symbol <strong>für</strong> Stärke], den „inneren Arzt“<br />
[Symbol <strong>für</strong> Heilung] <strong>und</strong> den „inneren Musiker“ [Symbol <strong>für</strong> Harmonie].<br />
Der „innere Glückssucher“ oder der „Lebenskünstler“ wird von Uli auch<br />
entdeckt <strong>und</strong> damit die in ihm schlummernde Fähigkeit angeregt, trotz bleibender<br />
Behinderung „das jeweils Beste aus einer Situation herauszuleben“<br />
(S. 42).