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Heft 18 /2010 - Deutsche Gesellschaft für Logotherapie und ...

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Sinnfindung an der Grenze<br />

Mutter: Ja, das ist gut; <strong>und</strong> wenn das denn geht, dann würde ich auch gerne<br />

die Krankensalbung empfangen. Ich habe das ja schon einmal bei meinem<br />

Mann erlebt.<br />

Nach der Krankensalbung verabschiede ich mich bei Frau NN <strong>und</strong> sage ihr zu, dass<br />

sie sich jederzeit über das Krankenhauspersonal bei mir melden darf, wenn ich wieder<br />

kommen soll.<br />

Als Letztes sage ich noch zu ihr:<br />

Seelsorger: Wenn Sie Ihrem Sohn wirklich helfen wollen, <strong>und</strong> wenn Sie die<br />

Kraft dazu haben, dann sagen Sie Ihrem Sohn noch das, was Sie ihm vor fünf<br />

Jahren auch gesagt haben, nämlich dass Sie ihn gehen lassen, wenn er gehen<br />

möchte. Sagen <strong>und</strong> zeigen Sie ihm, wie sehr Sie ihm <strong>für</strong> alles Gute <strong>und</strong> Schöne,<br />

das Sie durch ihn erfahren haben, danken. Und sagen Sie ihm noch: „Georg,<br />

wenn du nicht mehr die Kraft hast <strong>für</strong> das Leben hier, in dieser sichtbaren<br />

Welt, dann darfst du auch gehen“.<br />

Danach informiere ich den Krankenhausseelsorger über unser Gespräch, damit er<br />

vielleicht einen Anknüpfungspunkt hat <strong>für</strong> sein Gespräch mit den Angehörigen am<br />

Nachmittag.<br />

Nach einigen Tagen erzählt er mir, dass die Angehörigen, die Mutter <strong>und</strong> die<br />

jüngste Schwester, sich tatsächlich in der von mir vorgeschlagenen Weise von Herrn<br />

NN verabschiedet hatten, <strong>und</strong> ihm die Erlaubnis gaben, zu gehen. Herr NN ist noch<br />

in der darauf folgenden Nacht gestorben.<br />

Der Autor<br />

Florian Wöss<br />

Pfarrer <strong>und</strong> Logotherapeut (DGLE)<br />

Heilpraktiker <strong>für</strong> Psychotherapie<br />

Ludwigstraße 16<br />

84524 Neuötting<br />

florian-woss@web.de<br />

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