Download - Freud Lacan Gesellschaft - Psychoanalytische ...
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Ihre indifferente Gläubigkeit nur schlimmer. Ich mußte jeden Eigennamen,<br />
jedes Zitat überprüfen, die lange Liste der Helfer, die Miller<br />
am Ende des Buches anführt, ist eine einzige Peinlichkeit.<br />
Dem Leser soll nicht vorenthalten werden, was <strong>Lacan</strong> in diesem<br />
Seminarjahr umgetrieben hat, aber auf die Form, in die es gebracht<br />
wird, wäre es angekommen. Ein Problem ist, daß im Buch wie geschrieben<br />
aussieht, was nicht geschrieben ist. Daß er spreche wie<br />
geschrieben, <strong>Lacan</strong> mag es behauptet haben, es ist ein Irrtum. Und in<br />
diesem Seminar besonders. Denn die Übellaunigkeit, die humeur<br />
malsaine. die der Entwurf einer psychoanalytischen Ethik mit sich<br />
führt, mit Notwendigkeit, wie <strong>Lacan</strong> betont - etwas sehr Wichtiges in<br />
diesem Seminar, vielleicht sein Gravitationszentrum -, verlangt im<br />
Geschriebenen einen anderen Umgang als in der Rede. Ich weiß nicht,<br />
welchen, aber es wäre mir schon eingefallen.<br />
Gerade in diesem Punkt wird klarer, weshalb die "Ethik" das<br />
einzige Seminar ist, aus dem <strong>Lacan</strong> ein Buch, eine Schrift machen<br />
wollte. Die humeur malsaine ist dafür sicher ein Grund. Wußte der<br />
Transkriptor, daß er vor diesem Problem stand? Er hat sich entzogen.<br />
So haben wir jetzt auf obszöne Weise die Ausstellung eines gespreizten<br />
Jargons, zum Beispiel in den Kapiteln über höfische Liebe: Namen<br />
über Namen statt einer einzigen Liedzeile aus der Troubadourlyrik,<br />
Vorführung von Wissen, das sich keinem einzigen Text aussetzt, mit<br />
Ausnahme des einen von Daniel Arnaud, der aber ausschließlich zur<br />
Exposition der Phantasie vom Loch, von der Leere dient, die auf dem<br />
ganzen Buch lastet. Le das Ding. wie es aussieht, das Zentrale an der<br />
"Ethik" - ein theoretischer Flop.<br />
Als Student hätte ich mir solches von meinen Lehrern nicht bieten<br />
lassen, habe es auch nicht. Und was nutzt der Hinweis, den ich<br />
tatsächlich vor kurzem (in Paris) bekommen habe, daß <strong>Lacan</strong> vor<br />
einem illiteraten Publikum spreche, vor Juristen und Medizinern.<br />
Wenn daran etwas ist, macht es die Performance nur schlimmer. Hätte<br />
er ihnen doch ein paar Zeilen aus dieser reichen Literatur vorgelesen.<br />
Genau das hat er nicht. Es gibt ein schreiendes Unvermögen in diesem<br />
Buch, dessen Dokument wertvoll ist, doch es geht unter in der<br />
grandiosen Selbstinszenierung.<br />
Es ist jetzt vorbei. Ich hab es zu Ende gebracht und abgeschickt.<br />
Yoel und Du, Ihr habt ein glücklicheres Genre gewählt mit dem lidele.<br />
Singbar soll's sein und spielbar für Euch. Und wenn ihr am 28. März<br />
in Antwerpen Premiere habt, möchte ich dort sein, möchte hören, wie<br />
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