Download - Freud Lacan Gesellschaft - Psychoanalytische ...
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"Sie (die Verdammung, h. h.) bereitete den Boden fLir eine fiktionalistisehe<br />
Auffassung von Theorie, die ftlr das Selbstverständnis der neuzeitlichen<br />
Wissenschaft konstitutiv ist, ... So gelangen wir zu der<br />
paradoxen Feststellung ... während die idealistische Interpretation<br />
von Wirklichkeit philosophisch oder ideologisch außer Kurs gesetzt<br />
ist, hat sie in Wahrheit sich anonym durchgesetzt". Also, die Hypothese<br />
vom Todestrieb wird besser nicht verworfen, sie wird umgearbeitet.<br />
Gegen die Umwandlung in einen Tötungstrieb stellt Israel ruhig<br />
fest, daß der Todestrieb nicht den anderen betrifft, sondern das<br />
Subjekt selbst. Auch hier gelte, das Subjekt sei nicht Herr dieses<br />
Triebes. Eine Gleichstellung von Todestrieb und Autoaggression<br />
lehnt er ebenfalls ab. Der Todestrieb habe keine Absicht. Er lasse sich<br />
weder dem Guten noch dem Bösen zuordnen. Erinnern wir uns<br />
wieder: Gut und Böse sind Kategorien, die Adam nach dem Sündenfall<br />
erwarb. Gott: "Siehe, der Mensch ist geworden wie unsereiner und<br />
weiß, was gut und böse ist". (Genesis 3, 22). Wenn nach Gotthard<br />
Günther der Sündenfall das Entstehen der menschlichen Reflexion<br />
beschreibt, läge das Geschehen des Todestriebes vor der Reflexion.<br />
Dazu Hegel (Zitat bei G. G.: Schöpfung. Reflexion und Geschichte):<br />
"Die erste Reflexion des erwachenden Bewußtseins war, daß die<br />
Menschen bemerkten, daß sie nackt waren ... In der Scham nämlich<br />
liegt die Scheidung des Menschen von seinem natürlichen und sinnlichen<br />
Sein." Bei Quinzio (Die jüdischen Wurzeln der Moderne) finden<br />
wir den Hinweis, daß im jüdischen Denken "Gut und Böse erkennen,<br />
Macht haben über alles bedeute". Es ist ein Wissen.<br />
Israel fahrt fort, der Todestrieb habe keine Absicht, er sei einfach<br />
nur ökonomisch. Sein Resultat sei ein Minimum an Energieverbrauch.<br />
Der hier angedeuteten Kategorie des Nützlichen oder dem Nützlichkeitsprinzip,<br />
dem Prinzip angeblichen materiellen Nutzens, ordnet<br />
Bataille (Die Aufhebung der Ökonomie) folgendes zu: das Ziel der<br />
Lust, Erwerbung und Erhaltung von Gütern, Fortpflanzung und Erhaltung,<br />
Kampf gegen den Schmerz. Dazu Goethe: "So wie sie sich an<br />
mich verschwendet, bin ich mir ein wertes Ich, hätte sie sich weggewendet,<br />
augenblicks verlör ich mich" (Suleika). Israel weiter, der<br />
Todestrieb ist nicht bösartiger als irgendein anderer Stoffwechsel vorgang,<br />
weil der Tod keine Bedrohung darstelle. Er sei unausweichlich.<br />
"mors certa, hora incerta". Wir seien Wesen zum Tode. Die Wahrheit,<br />
die hinter all den Betrachtungen stehe, sei die, daß wir über unseren<br />
Tod nichts wissen könnten. Alle psychologisierenden Thesen (Ag-<br />
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