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Download - Freud Lacan Gesellschaft - Psychoanalytische ...

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Levinas kommt von der Analyse des Leidens her. Eher gegen<br />

Heidegger gewandt, betont er einen Sinn im Leiden: Leiden sei die<br />

Unmöglichkeit des Nichts, und in ihm gebe es die Nähe des Todes.<br />

Diese Nähe "ist eine Erfahrung der Passivität des Subjekts" (42), und,<br />

von einem bestimmten Moment an, die Erfahrung, daß wir nicht mehr<br />

können können. Wir gelangten in ihr an eine Grenze, wo das Subjekt<br />

seine Herrschaft als Subjekt verlöre. Damit ist der Tod die Unmöglichkeit,<br />

einen Entwurf zu haben. Über ihn seien wir in Beziehung mit<br />

etwas absolut anderem, dessen Existenz aus Anderheit gebildet sei.<br />

Beide, Levinas und Israel, betonen die Passivität des Subjekts dem<br />

Tode gegenüber. Israel sieht in ihm ein Nicht-Wissen, Levinas stellt<br />

vor ihn ein Nicht-mehr-können-Können. Erkennt Israel im Schöpferischen<br />

die Möglichkeit, den Todestrieb zu überwinden, d. h. Subjekt<br />

zu bleiben, so liegt für Levinas diese Möglichkeit im Eros und in der<br />

Vaterschaft. "Die Zukunft ist das, was nicht begriffen wird. Das ist<br />

das andere. Das Verhältnis zur Zukunft ist das eigentliche Verhältnis<br />

zum anderen ... Da, wo alle Möglichkeiten unmöglich sind, da, wo<br />

man nicht mehr können kann, ist das Subjekt noch Subjekt durch den<br />

Eros. Die Liebe ist nicht eine Möglichkeit, sie verdankt sich nicht<br />

unserer Initiative, sic ist ohne Grund, sie überfällt uns und verwundet<br />

uns und dennoch überlebt in ihr das Ich." Die Leidenschaft der<br />

Wollust bestehe darin, zu zweit zu sein. Die Wollust sei kein Vergnügen<br />

wie ein anderes, sie sei kein einsames Vergnügen wie Essen und<br />

Trinken.<br />

Von dieser Betrachtung her sieht Levinas die außergewöhnliche<br />

Stellung des Weiblichen ... Angesichts des Todes könne man nur in<br />

Verbindung mit ihm in der Anderheit eines Du Ich bleiben, d. h. in der<br />

Vaterschaft. Womit wir wieder beim Schöpferischen und Israel wären.<br />

Für ihn ist die Liebe die Voraussetzung ftir einen immerwährenden<br />

Schöpfungsprozess. Sein Plädoyer für die Liebe enthält kulturkritische<br />

Tendenzen, wenn er schreibt, Liebe habe im wissenschaftlichen<br />

Diskurs keinen Platz, vollbringe aber das Wunder, Lustlplaisir in<br />

Genießen/jouissance zu transformieren, um damit zum "gefährlichen<br />

Gegner des Systems von Produktion und Konsum" zu werden.<br />

Fortwährender Schöpfungsprozeß, Vaterschaft, fortwährend soll<br />

geschöpft werden, fortwährend soll in der Vaterschaft der Tod überwunden<br />

werden. Liegt darin nicht doch eine Form der Wiederholung, der<br />

restitutiven Wiederholung im Sinne einer Unsterblichkeit? Wird<br />

damit nicht doch der Tod und die Unvollkommenheit geleugnet?<br />

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