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Kein schöner Land in dieser Zeit. Verlorene ... - Reimar Oltmanns

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anderen Bundesländern müssen unsere Kollegen weniger abführen. Dann kann man nur die<br />

Konsequenzen ziehen und gehen."<br />

Die Chefärzte rechnen aber mit e<strong>in</strong>em günstigen Vergleich, weil sie schon heute wissen,<br />

dass der zuständige CDU-Kultusm<strong>in</strong>ister Professor Wilhelm Hahn (1964-1978; *1908+1996) harte<br />

Schritte scheut. (Hahns M<strong>in</strong>isterium zahlte noch 54.000 Mark "Unterrichtsgeldabf<strong>in</strong>dung" an den<br />

Heidelberger Physiker He<strong>in</strong>z Filthuth, als der Professor schon wegen Millionenbetrügereien im<br />

Gefängnis saß). Theologie-Professor Hahn glaubt: "Professoren s<strong>in</strong>d doch heute be<strong>in</strong>ahe das, was<br />

früher die Juden und <strong>in</strong> den sechziger Jahren die Studenten waren."<br />

Der Stuttgarter Untersuchungsausschuss hat für die "verfolgten Professoren" ke<strong>in</strong> Mitleid.<br />

Die Politiker von CDU, SPD und FDP kritisierten nämlich nicht nur die Privatgeschäfte der<br />

Professoren. Sie deckten auch auf, dass <strong>in</strong> den Instituten ihres <strong>Land</strong>es "Schwarzarbeit" bereits<br />

selbstverständlich und zur Gewohnheit geworden war dass Diebstähle sich häuften und F<strong>in</strong>anz-<br />

Manipulationen zur Tagesordnung gehörten. Der stellvertretende Ausschussvorsitzende Kurt<br />

Bäntle (SPD) vermutet: "Der Kultusm<strong>in</strong>ister ist doch nur deshalb nicht e<strong>in</strong>geschritten, weil er<br />

selber bei e<strong>in</strong>em Kl<strong>in</strong>ikchef Privatpatient ist." - Klassen-Gesellschaften.<br />

POSTSCRIPTUM. -Es brauchte 27 Jahre, ehe das Bundesverfassungsgericht <strong>in</strong> Karlsruhe<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Rechtssprechung höchstrichterlich urteilte: Der Gesetzgeber - Bundestag und <strong>Land</strong>tage -<br />

darf Nebene<strong>in</strong>künften von Beamten Grenzen setzen. Geklagt hatte e<strong>in</strong> Professor für Steuerrecht<br />

an der Fachhochschule Worms. Er hatte von 1997 an mit Referaten bis zu 45.000 Mark im Jahr<br />

dazu verdient. Nun muss er dem <strong>Land</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz im Jahre 2007 umgerechnet 17.000 Euro<br />

erstatten. Nach <strong>Land</strong>esrecht - und das ist hier jeweils für die Bundesländer entscheidend - darf er<br />

bei se<strong>in</strong>er Tätigkeit für öffentlich rechtliche Stellen höchsten 6.000 Euro im Jahr behalten.<br />

Entscheidend für die Richter war das so genannte "Anrechnungspr<strong>in</strong>zip" im Beamtenrecht. E<strong>in</strong>e<br />

Doppelbesoldung aus öffentlichen Mitteln widerspreche dem Gedanken der "E<strong>in</strong>heit des<br />

öffentlichen Dienstes". Auch das etwaige Argument, das Honorar werde aus der Privatwirtschaft<br />

beglichen, wiesen die Verfassungsrichter zurück.<br />

E<strong>in</strong>e parlamentarische Anfrage der Grünen im Berl<strong>in</strong>er Abgeordnetenhaus aus dem Jahre<br />

2007 förderte zu Tage, was geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> nicht mehr für möglich gehalten wurde : alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

beziehen elf Mediz<strong>in</strong>-Professoren jährliche Nebene<strong>in</strong>künfte von mehr als e<strong>in</strong>er Millionen Euro.<br />

Spitzenverdiener war e<strong>in</strong> Radiologe mit 2,5 Millionen Euro. Durchschnittlich beträgt das Honorar<br />

erwähnter Wissenschaftler pro Tag um die 2.000 Euro – Tag für Tag ganz nebennbei –<br />

Nebenverdienst genannt. Trotz aller stillschweigend e<strong>in</strong>gesteckter "Gew<strong>in</strong>nsteigerungen" - e<strong>in</strong><br />

Erfahrungswert ist gleich geblieben: Im Schnitt delegieren Professoren laut e<strong>in</strong>er Studie zwei<br />

Drittel ihrer Lehrverpflichtung und vier Fünftel ihrer Forschung an ihre aus öffentlichen Mitteln<br />

entlohnten Mitarbeiter. "Dabei werden sie vom Staat, also von uns allen, dafür bezahlt, dass sie mit<br />

ganzer Kraft forschen und lehren." (manager magaz<strong>in</strong> Ausgabe 3/2007).<br />

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