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Kein schöner Land in dieser Zeit. Verlorene ... - Reimar Oltmanns

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Rechtsanwalt Hans-Eberhard Schmitt-Lermann antwortet für Hausladen : "Das gehört überhaupt<br />

nicht zum Gesprächsgegenstand. Sonst müssten wir jetzt den Begriff der Intervention klären. Wir<br />

müssten die Interventionsrechte der Westmächte nach dem Deutschlandvertrag genauer<br />

anschauen. Wir müssten von Vietnam und den vielen anderen amerikanischen Interventionen<br />

reden. Wollen Sie das?"<br />

Oberregierungsrat Herzer: "Wenden wir uns e<strong>in</strong>em anderen Thema zu. Wo sehen Sie die<br />

Kritikpunkte an der DDR?"<br />

Hausladen: "Es gibt bestimmt <strong>in</strong> jedem <strong>Land</strong> und an jedem System Punkte, die zu<br />

kritisieren s<strong>in</strong>d. Ich habe mich aber mit den Gesetzen der DDR nicht beschäftigt, und ich kann nur<br />

D<strong>in</strong>ge kritisieren, über die ich mich e<strong>in</strong>deutig <strong>in</strong>formiert habe.<br />

Regierungsdirektor Krüger: "Sie wissen ganz genau, worauf wir h<strong>in</strong>auswollen. Aber Sie wollen<br />

sich dumm stellen. Im ganzen Wahlkampf (Bundestagswahl 1976) war von der Bedrohung durch<br />

die kommunistische Gefahr die Rede. Aber da haben Sie offenbar immer weggehört."<br />

Oberregierungsrat Herzer: "Was verstehen Sie unter 'Diktatur des Proletariats'?"<br />

Hausladen:"Das ist für mich e<strong>in</strong> wissenschaftlicher Begriff, mit dem ich mich nicht<br />

beschäftigt habe."<br />

Oberregierungsrat Herzer: "Sie müssen doch etwas darüber aussagen können - der Begriff<br />

gibt noch viel her. Sie wollen doch Lehrer werden und müssen dazu was wissen."<br />

Hausladen:"Also <strong>dieser</strong> Begriff kommt vor allem bei Marx und Len<strong>in</strong> vor, und zwar ... ".<br />

Oberregierungsrat Herzer: " ... ... da kommen wir der Sache schon näher. Frau Teichmann,<br />

schreiben Sie auf: Ich bejahe die Diktatur des Proletariats im S<strong>in</strong>ne von Marx und Len<strong>in</strong> ..."<br />

Hausladen: "... ... ne<strong>in</strong>, das habe ich überhaupt nicht gesagt. Wenn ich den Begriff Diktatur<br />

nehme, b<strong>in</strong> ich natürlich gegen jede Art von Diktatur, ob <strong>in</strong> Ost oder West."<br />

Oberregierungsrat Herzer: "Welche Gründe hatten Sie, mit Ihren K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> die DDR zu<br />

fahren?"<br />

Hausladen:"E<strong>in</strong>es me<strong>in</strong>er Bildungsziele, die ich <strong>in</strong> <strong>dieser</strong> Schülergruppe verfolgt habe, war<br />

die Erziehung des E<strong>in</strong>zelnen zur Geme<strong>in</strong>schaft. Die Schüler <strong>dieser</strong> Gruppe kamen hauptsächlich<br />

aus k<strong>in</strong>derreichen und f<strong>in</strong>anziell schwächeren Familien. Wenn man bedenkt, dass e<strong>in</strong> dreitägiger<br />

Aufenthalt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Jugendherberge ca. 50 Mark pro K<strong>in</strong>d kostet, nahmen wir natürlich e<strong>in</strong>en<br />

dreiwöchigen Aufenthalt für 30 Mark (<strong>in</strong> der DDR) gerne an."<br />

Oberregierungsrat Herzer: "Wenn das nichts weiter gekostet hat, können Sie sich dann nicht<br />

vorstellen, dass die dabei e<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>tergedanken, zum Beispiel der Bee<strong>in</strong>flussung der K<strong>in</strong>der, gehabt<br />

haben?"<br />

Hausladen:"Ich b<strong>in</strong> der Me<strong>in</strong>ung, dass jeder Aufenthalt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen <strong>Land</strong> und jeder<br />

zwischenmenschliche Kontakt e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf K<strong>in</strong>der und Erwachsene ausübt."<br />

Oberregierungsrat Herzer: "Glauben Sie nicht, dass da bei den K<strong>in</strong>dern Propaganda betrieben<br />

wurde?"<br />

Hausladen:Ne<strong>in</strong>, davon habe ich nichts bemerkt. Da ich das Vertrauen der Eltern und<br />

damit die Verantwortung für die K<strong>in</strong>der hatte, wäre ich bestimmt sofort abgereist, wenn <strong>dieser</strong><br />

Aufenthalt für propagandistische Zwecke missbraucht worden wäre."<br />

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