Jahresbericht 2007 - Landeslabor Berlin - Brandenburg
Jahresbericht 2007 - Landeslabor Berlin - Brandenburg
Jahresbericht 2007 - Landeslabor Berlin - Brandenburg
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Der Rückbau der radioaktiv kontaminierten bzw. aktivierten Anlagenteile des KKR wird ausschließlich durch den Bun-<br />
deshaushalt finanziert. Die Rückbaukosten, einschließlich Entsorgungskosten, sollen ca. 400 Mio. EUR betragen.<br />
Das Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes <strong>Brandenburg</strong> (MLUV), als<br />
oberste Aufsichts- und Genehmigungsbehörde und das Landesamt für Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Flur-<br />
neuordnung als Strahlenschutzaufsichtsbehörde, beaufsichtigen und kontrollieren den gesamte Rückbauprozess des<br />
stillgelegten KKR. Die Rückbauarbeiten erfolgen in einzelnen Genehmigungsetappen. Der Abschluss der gesamten<br />
Arbeiten ist für 2012 geplant. Seit dem 09.05.2001, genau 35 Jahre nach Inbetriebnahme des Kraftwerkes, ist der<br />
Standort kernbrennstofffrei. Die letzen abgebrannten Brennelemente wurden in Castor-Behälter eingelagert und in<br />
das Zwischenlager Nord (ZLN) verbracht. Bereits beendet sind die Demontagen der Anlagen im Maschinenhaus wie<br />
Turbine und Generator, der Rückbau der Hilfssysteme und der Komponenten des Primärkühlkreislaufes, die Demon-<br />
tage der Ausrüstungen der speziellen Wasseraufbereitung und der Abbau des Lagers für feste radioaktive Abfälle.<br />
Ein weiterer bedeutsamer Schritt beim Rückbau des KKR war die Demontage und der anschließend durchgeführte<br />
Bahntransport des unzerlegten Reaktordruckbehälters ins ZLN. Der Reaktordruckbehälter (RDB) ist ohne Einbauten,<br />
die vor Ort zerlegt wurden, ca. 110 t schwer, ca. 11 m lang und hat einen Durchmesser von ca. 3 m. In ihm liefen 24<br />
Jahre lang bei einem Druck von 100 bar und einer Temperatur von bis zu 265 °C geregelte Kernspaltungsprozesse<br />
zur Erzeugung von Wärmeenergie ab, die mittels Turbine und Generator in Elektroenergie umgewandelt wurde. Der<br />
RDB und seine Einbauten wurden während der Betriebsphase teilweise aktiviert und kontaminiert. Aus Kostengründen<br />
und zur Minimierung der Strahlenbelastung des Demontagepersonals hatte die EWN sich entschlossen, den RDB<br />
nicht am Ort zu zerlegen, sondern ihn unzerlegt in das Zwischenlager Nord zu transportieren, dort zwischen zu lagern<br />
und erst nach einer 30- bis 50-jährigen Abklinglagerung zu zerlegen. Bei Anwendung dieser Technologie wird nicht<br />
nur die Strahlendosis der mit der Zerlegung und Transport befassten Mitarbeiter bzw. der Aufwand zur Minimierung<br />
der Strahlenbelastung erheblich reduziert, es verringert sich auch die Anzahl der erforderlichen Transporte radioakti-<br />
ver Reststoffe beziehungsweise Abfälle. Mit dieser Verfahrensweise, für deren Anwendung das MLUV am 23. Juli<br />
<strong>2007</strong> der EWN GmbH die Genehmigung erteilte, beschritt die Genehmigungsinhaberin Neuland bei der Demontage<br />
kerntechnischer Anlagen in Deutschland.<br />
Zur Vermeidung einer eventuellen Kontaminationsverschleppung wurde der RBD vor dem Ausbau mit einer Farb-<br />
schicht versehen. Die Einhaltung der für den Transport und die Zwischenlagerung vorgeschriebenen Ortsdosis-<br />
leistungswerte am RDB wurde mit einer Abschirmung aus bis zu 150 mm dicken Stahl sichergestellt.<br />
Seitens der Deutschen Bahn AG sollte im Winterzeitraum <strong>2007</strong>/2008 der Bahnbetrieb zwischen dem Bahnhof Rheins-<br />
berg und Herzberg eingestellt werden. Da der Transport noch vor diesem Winterzeitraum realisiert werden sollte,<br />
stand nur ein enges Zeitfenster zur Verfügung. Der Bahntransport des unzerlegten Reaktordruckbehälters erfolgte am<br />
30.10. <strong>2007</strong> mittels Schwerlasttransportwaggons. Erstmalig wurde damit in Deutschland ein Reaktordruckbehälter<br />
über öffentliches Territorium transportiert. In Vorbereitung des Transportes wurden durch die Strahlenmessstelle Ora-<br />
nienburg des LLB am 29.10.<strong>2007</strong> radiologische Messungen am Reaktordruckbehälter und am Fahrzeug zur Überprü-<br />
fung der Einhaltung verkehrsrechtlicher Grenzwerte durchgeführt.<br />
<strong>Landeslabor</strong> <strong>Brandenburg</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2007</strong><br />
15