Ausgabe Stuttgart Sommersemester 2012 - campushunter.de
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108 I Universität Hohenheim<br />
Flughafen, Krankenhaus, Wohnanlage:<br />
Sie sind überall: Computer an Arbeitsplätzen, in<br />
Wohnungen und unterwegs. Und dank schierer<br />
Anzahl mausern sie sich zunehmend<br />
zu Stromfressern. Doch Wirtschaftsinformatiker<br />
<strong>de</strong>r Universität Hohenheim sehen auch enorme<br />
Einsparmöglichkeiten. Wenn Unternehmen, öffentliche<br />
Einrichtungen und private Nutzer Teile<br />
<strong>de</strong>r Computer-Leistung zentralisieren, verbraucht<br />
<strong>de</strong>r Einzelne weniger Strom. Wie das geht, untersucht<br />
das Forschungsprojekt MIGRATE! in drei großangelegten<br />
Feldversuchen. Mit 1,2 Millionen Euro För<strong>de</strong>rsumme<br />
vom Bun<strong>de</strong>sministerium für Wirtschaft und Technologie<br />
gehört das Projekt zu <strong>de</strong>n Schwergewichten <strong>de</strong>r<br />
Forschung an <strong>de</strong>r Universität Hohenheim.<br />
Kann man mit einer Cloud Energie sparen? Computer durchdringen<br />
immer weiter die Arbeits- und Lebenswelt. Die Zahl <strong>de</strong>r IT-Geräte in<br />
Unternehmen und Privathaushalten steigt rasant an. „Oft merken wir es<br />
gar nicht“, gibt Prof. Dr. Stefan Kirn zu be<strong>de</strong>nken, „aber IT steckt heute<br />
auch in Geräten, von <strong>de</strong>nen wir es überhaupt nicht erwarten, zum Beispiel<br />
in <strong>de</strong>r Waschmaschine o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Heizung.“<br />
In <strong>de</strong>n nächsten 10 Jahren wird <strong>de</strong>r gesamte IT-Stromverbrauch in<br />
Unternehmen und Privathaushalten noch einmal jeweils um 16% zunehmen,<br />
trotz aller Verbesserungen durch energiesparen<strong>de</strong> Chips und<br />
Elektronik. „Bei weiter steigen<strong>de</strong>n Strompreisen wird <strong>de</strong>r IT-Stromverbrauch<br />
zunehmend zu einem Kostenthema für Unternehmen, aber auch<br />
für Privathaushalte. Hinzu kommen die durch IT verursachten CO2-Emis sionen“, so Prof. Dr. Kirn.<br />
Riesige Datenmengen zentralisieren<br />
Stromsparen heißt Zentralisieren – so lässt sich <strong>de</strong>r zentrale Gedanke<br />
<strong>de</strong>s Forschungsprojekts MIGRATE! auf <strong>de</strong>n Punkt bringen. „Wenn wir<br />
einen Computer nutzen, dann wird Strom für drei Aufgaben verbraucht:<br />
das Speichern von Daten, das Rechnen mit Daten und die Übertragung<br />
von Daten an an<strong>de</strong>re Geräte“, erklärt Projektleiter Dr. Jörg Leukel.<br />
Hier setzt das Konzept <strong>de</strong>r Wirtschaftsinformatiker an. Denn die ersten<br />
bei<strong>de</strong>n Aufgaben könnte <strong>de</strong>r Zentralrechner einer Cloud übernehmen.<br />
Der Vorteil solcher Zentralrechner ist, dass sie wesentlich energieeffizienter<br />
als Minicomputer arbeiten. Dies gelingt ihnen, in <strong>de</strong>m sie<br />
viele Einzelaufgaben zusammenführen und so ihre IT-Ressourcen besser<br />
auslasten. Minicomputer arbeiten oft in einem unteren Lastbereich,<br />
<strong>de</strong>r mehr Energie pro Rechenleistung verbraucht.<br />
<strong>campushunter</strong> ® .<strong>de</strong> <strong>Sommersemester</strong> <strong>2012</strong><br />
startet Praxistest Cloud Computing<br />
<strong>Stuttgart</strong> als Testregion: Forschungsprojekt MIGRATE! will Stromrechnung<br />
durch vernetzte Computer drücken / 1,2 Millionen Euro<br />
För<strong>de</strong>rsumme<br />
Diese I<strong>de</strong>e ist auch für <strong>de</strong>n <strong>Stuttgart</strong>er<br />
Flughafen interessant. Denn <strong>de</strong>r ist im<br />
Prinzip ein Gewerbegebiet, auf <strong>de</strong>m sich<br />
etwa 150 Unternehmen nie<strong>de</strong>rgelassen<br />
haben. „Alle diese Unternehmen beziehen<br />
Wasser, Strom und Sicherheitstechnik<br />
vom Flughafen<br />
– und sie haben alle ihre<br />
eigene Datenverarbeitung mit<br />
vielen lokalen Computern“,<br />
sagt Prof. Dr. Kirn. Der Flughafen<br />
will <strong>de</strong>shalb in Zukunft mit einer<br />
Cloud Energie sparen.<br />
Eine Unmenge an IT-Systemen gibt es auch im <strong>Stuttgart</strong>er<br />
Robert-Bosch-Krankenhaus. Denn auch im Gesundheitswesen<br />
wird immer mehr digitalisiert – von <strong>de</strong>r Notaufnahme über das Bettenmanagement<br />
bis zur Medikamentenausgabe. „Die IT in Krankenhäusern<br />
wächst ständig, und damit auch <strong>de</strong>r Energieverbrauch. Dies ist bereits<br />
ein Thema für die Geschäftsführung gewor<strong>de</strong>n“, sagt Dr. Leukel.<br />
Foto: Aka/pixcelio<br />
In einer Großwohnsiedlung in Fellbach bei <strong>Stuttgart</strong> führt Dr. Leukel<br />
ein weiteres Experiment durch: „Wir untersuchen, wie durch konsequente<br />
Nutzung sehr kleiner, aber über die Cloud vernetzter Computer<br />
<strong>de</strong>r einzelne Wohnungsnutzer seinen Energieverbrauch senken kann“,<br />
erklärt er. Im privaten spielen Datenschutz und –sicherheit, wie auch in<br />
Unternehmen, eine große Rolle. Daher arbeiten die Wirtschaftsinformatiker<br />
eng mit IT-Rechtsexperten und Konsumforschern zusammen.<br />
Dr. Leukel will mit MIGRATE! nicht nur die Einsparmöglichkeiten<br />
durch sogenannte Clouds ergrün<strong>de</strong>n. Zum Projekt gehört es auch, Verfahren<br />
und Software-Werkzeuge für die Umstellung auf Cloud-basierte<br />
Lösungen zu entwickeln.<br />
Dazu gehören zum Beispiel eine generelle Blaupause, wie sich<br />
Cloud-Projekte umsetzen lassen. Ein Ergebnis sollen auch konkrete Geschäftsmo<strong>de</strong>lle<br />
sein. Und ein Leitfa<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>m zum Beispiel IT-Abteilungen<br />
in Unternehmen berechnen können, ob sich eine Cloud rechnet.<br />
■<br />
Redaktion: Weik/Klebs<br />
Mehr Informationen unter:<br />
Prof. Dr. Frank Brettschnei<strong>de</strong>r, Institut für Kommunikationswissenschaft<br />
Telefon: 0711/459-24030<br />
E-Mail: frank.brettschnei<strong>de</strong>r@uni-hohenheim.<strong>de</strong>