Ausgabe Stuttgart Sommersemester 2012 - campushunter.de
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50 I Schaeffler<br />
Größter Großlagerprüfstand <strong>de</strong>r Welt<br />
in Betrieb genommen<br />
» Nach weniger als zwei Jahren Konstruktions- und Bauzeit hat<br />
Schaeffler im November <strong>de</strong>n mo<strong>de</strong>rnsten, größten und leistungsfähigsten<br />
Großlagerprüfstand <strong>de</strong>r Welt in Betrieb genommen. Auf <strong>de</strong>m Prüfstand<br />
können Großlager bis 15 Tonnen und 3,5 Meter Außendurchmesser, wie<br />
sie insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>r Windkraft eingesetzt wer<strong>de</strong>n, mithilfe eines<br />
breiten Simulationsprogramms unter praxisähnlichen Bedingungen getestet<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Der neue Prüfstand wird in erster Linie zum Test von Rotorlagerungen<br />
für Windkraftanlagen <strong>de</strong>r Multi-Megawatt-Klasse eingesetzt und wird<br />
zu einem noch besseren Verständnis <strong>de</strong>s Gesamtsystems, <strong>de</strong>r<br />
Einflussfaktoren und <strong>de</strong>r Zusammenhänge im Antriebsstrang von<br />
Windkraftanlagen führen.<br />
Aufbau und Funktionsprinzip <strong>de</strong>s Großlagerprüfstands<br />
Der Prüfstand simuliert realitätsnah beispielsweise statische und dynamische<br />
Kräfte sowie Momente, die auf Rotorlager und Drehverbindungen<br />
einwirken. Getestet wer<strong>de</strong>n können alle Rotorlagerungskonzepte für<br />
Windkraftanlagen bis sechs Megawatt Leistung. Die Funktionsuntersuchungen<br />
geben Aufschluss über Wälzlagerkinematik, Wälzlagertemperatur<br />
und Reibungsverhalten, Beanspruchungen und Verformungen. Die dafür<br />
benötigten Daten liefern mehr als 300 Sensoren an und in <strong>de</strong>n Lagern.<br />
Die wichtigste Komponente <strong>de</strong>s Prüfstands ist <strong>de</strong>r Belastungsrahmen.<br />
An ihm sind jeweils vier hydraulisch betriebene Radial- bzw.<br />
Axialzylin<strong>de</strong>r befestigt. Sie erzeugen die realen Lasten und Momente, die<br />
in einer Windkraftanlage auftreten. Dabei simulieren die Radialzylin<strong>de</strong>r das<br />
Gewicht einer Rotornabe mit Rotorblättern; die Axialzylin<strong>de</strong>r generieren<br />
die Windlasten.<br />
Bei großen Anlagen können Rotor und Nabe weit über 100 Tonnen<br />
wiegen. Dieses Gewicht wirkt auf das Lager und erzeugt die so genannte<br />
statische Radiallast sowie das statische Nickmoment. Entsprechend groß<br />
sind die vier Radialzylin<strong>de</strong>r dimensioniert. Je<strong>de</strong>r Zylin<strong>de</strong>r kann maximal<br />
ein Meganewton Kraft erzeugen, was einer Gewichtskraft von<br />
100 Tonnen entspricht. Noch mehr „Power“ haben die Axialzylin<strong>de</strong>r. Je<strong>de</strong>r<br />
von ihnen verfügt über ein Kraftpotenzial von 1,5 Meganewton für die<br />
Simulation <strong>de</strong>r statischen Axiallast sowie <strong>de</strong>r dynamischen Nick- und<br />
Giermomente. Dieses Nicken und Gieren ist vergleichbar mit <strong>de</strong>m Heben<br />
und Senken bzw. Drehen <strong>de</strong>s Kopfes.<br />
Über <strong>de</strong>n Antriebsstrang mit seinem Planetengetriebe lassen sich die<br />
verschie<strong>de</strong>nen Windgeschwindigkeiten simulieren. Der Aufspannrahmen<br />
verkörpert <strong>de</strong>n Anschluss <strong>de</strong>r Gon<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Windkraftanlage. Bekanntlich<br />
weht <strong>de</strong>r Wind ganz selten mit konstanter Größe o<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r gleichen<br />
Richtung. Vielmehr wirkt er mit unterschiedlicher Intensität und an<br />
unterschiedlichen Stellen auf die Windkraftanlage. In Abhängigkeit <strong>de</strong>r<br />
Stellung <strong>de</strong>r drehen<strong>de</strong>n Rotorblätter wer<strong>de</strong>n unterschiedliche Momente<br />
an <strong>de</strong>r Rotornabe erzeugt.<br />
Aus all <strong>de</strong>m folgt, dass Windkraftanlagen aufgrund <strong>de</strong>r ständig<br />
wechseln<strong>de</strong>n Windverhältnisse äußerst komplexen Bedingungen unterliegen.<br />
Eine Herkulesaufgabe nicht nur für <strong>de</strong>n Prüfstand, son<strong>de</strong>rn auch<br />
für SARA (Schaeffler Automation System for Research & Development<br />
Applications). SARA generiert die Sollwerte entsprechend <strong>de</strong>n Windlasten,<br />
regelt die hochdynamischen Servozylin<strong>de</strong>r, steuert und regelt alle<br />
Aggregate, sorgt für die Messung und Speicherung aller Daten, ist<br />
zuständig für die telemetrische Lagermesstechnik, visualisiert alle Soll-,<br />
Ist- und Grenzwerte, wertet die Messdaten aus und erstellt die<br />
Protokolle. ■<br />
Die jeweils vier hydraulisch betriebene Radial- bzw. Axialzylin<strong>de</strong>r<br />
(rechte Bildhälfte) erzeugen die realen Lasten und Momente, die in einer<br />
Windkraftanlage auftreten. Dabei simulieren die Radialzylin<strong>de</strong>r<br />
das Gewicht einer Rotornabe mit Rotorblättern; die Axialzylin<strong>de</strong>r generieren<br />
die Windlasten.<br />
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