PDF (2,8 MB) - kunst verlassen
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Service-Kunst Anmerkungen<br />
sebüro“ 14 hatte buchen, oder der wirklich nur Spaß hatte haben<br />
wollen. Ästhetisch Unbeleckte, jugendliche Konsum- und Pophedonisten<br />
werden zur gekürten Klientel, weil sie einvernehmlich<br />
jenem Aktivismus der Clubs und Arrangements entsprechen,<br />
deren Tabubrüche gegenüber einem auf Betrachtung und Reflexion<br />
nicht verzichtenden Werkbegriff diese Projekte doch erst<br />
als Innovation innerhalb der Kunst profilierte. Pointiert: Der<br />
progressive Kunstvereinsleiter kann dem neugierig unvoreingenommenen<br />
Betrachtungsnovizen die Hand reichen, die er den<br />
in Bezug auf Kunstkompetenz dazwischen Stehenden verweigern<br />
müßte. 15<br />
Vorläufer. Kunsthistorische Problemstellungen<br />
Was hätte – abgesehen von Kuriosum und Polemik – dafür<br />
sprechen können, mit der Gegenüberstellung von Chindogu und<br />
der humorvollen Fraktion der Als-ob-Kunst bzw. der Service-<br />
Kunst zu beginnen? Der Grund dafür lag in der Bereitung eines<br />
15 Eine groteske Situation, die im Prinzip auch auf dem Leipziger<br />
Symposium „schau-vogel-schau“ zu beobachten war, etwa wenn anläßlich<br />
der Projektvorstellung von „Knowbotic Research“ bestallte Kunstfachleute<br />
mit unbestallten „Gutmenschen“ aus dem Publikum von zwei<br />
Richtungen her, (humanitär hier, <strong>kunst</strong>kritisch emanzipativ dort), in<br />
künstlerischem Sozialeudämonismus konvergierten und ihre anderweitig<br />
verständlichen Diskrepanzen überwinden konnten.<br />
Man unternehme es einmal, Ulf Wuggenigs nach allen Regeln empirischer<br />
Sozialforschung argumentierenden Text über die Akzeptanz von<br />
Fabrice Hyberts Kunst-Supermarkt in verschiedenen – auf Kenntnisse<br />
innerhalb des zeitgenössischen Kunstbetriebs bezogenen – Rezipientenkreisen<br />
gegen den Strich zu bürsten: Aus seinen z. T. paradoxen<br />
Ergebnissen mag sich zwar einerseits eine Bestätigung des von Bourdieu<br />
analysierten „distinguierten Habitus“, sowie auch der hoffnungsfroh zur<br />
Kenntnis genommene Nachweis unvermuteter Öffnung und Akzeptanz<br />
in uneingeweihten Kreisen ableiten lassen, andererseits verfälscht<br />
doch gerade die unfreiwillige Konvergenz der ästhetisch unbedarft<br />
sich über endlich einmal benutz-, betast- und verstehbare Kunstartikel<br />
Freuenden mit den ästhetisch versiert auf Veränderungen im Kunstbetrieb,<br />
auf emanzipative und nicht bloß musealisierende Funktionen des<br />
Museums Hoffenden die Interpretation. Vgl. Ulf Wuggenig: „Stimmen<br />
von Marcel Duchamp und Martin Heidegger, Klänge von John Cage<br />
und Vivaldi [Ergebnisse einer Befragung des Publikums von Fabrice<br />
Hyberts „1–1=2“ im Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris]“, In<br />
„OUMEURT“, S. 139 – 153.<br />
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