PDF (2,8 MB) - kunst verlassen
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Anmerkungen Christian Janecke<br />
neutralen Vergleichsfeldes, welches die Frage nach dem Werk als<br />
solchem und nach seiner möglicherweise nur spielerischen Offerte,<br />
also auch nach der Vermeintlichkeit der Benutzungsaufforderung<br />
nicht von vorneherein ausschließt – ein Vergleichsfeld, das aber<br />
unversehens einer einseitigen Auseinandersetzung weicht, sobald<br />
man sich dem kräftig, allerdings monokulturell beackerten <strong>kunst</strong>kritischen<br />
Umfeld der Service-Kunst widmet – was nach einer<br />
Bemerkung zum geistesgeschichtlichen und einem Streifzug zum<br />
<strong>kunst</strong>geschichtlichen Hintergrund getan sei; anschließend werden<br />
die eingangs gesponnenen Fäden wieder aufgegriffen.<br />
Geistesgeschichtlich oder bescheidener: zeitgeistgeschichtlich<br />
betrachtet, führen verschiedene Wege zur Service-Kunst, wobei<br />
ich einschränke, daß das im folgenden Skizzierte eher Hintergrund<br />
für das Umfeld der Service-Kunst, als für diese selbst ist.<br />
Die von Stephan Schmidt-Wulffen 16 für ein Verständnis<br />
des Künstlerisch-Politischen fruchtbar gemachte Foucaultsche<br />
Unterscheidung zwischen dem universellen und dem spezifischen<br />
Intellektuellen wäre zu nennen, und zwar für Künstler der 70er<br />
und der 90er Jahre. Wenn man der Deutlichkeit und Kürze halber<br />
geneigt ist, der dekadentypischen Abrundung zu folgen, so<br />
wäre das Intermezzo der 80er Jahre bezüglich des Mainstream<br />
eher durch entpolitisierende, sinnliche Opulenz, aus der Sicht<br />
der heute erfolgreichen Kuratoren durch restaurative Tendenzen<br />
(Kiefer, Baselitz) gekennzeichnet. Diedrich Diedrichsen 17<br />
rekapituliert die Vorwürfe, die in dieser Zeit zwischen Kunst<br />
und Politik hin und her gingen: „Konsumismus“, später: „Theoriefeindlichkeit“,<br />
skandierte die politische Linke, „Weltfremdheit“,<br />
später: „Ihr labert ja nur“, konterten die Künstler. Dem<br />
stehe, so Diedrichsen, die integrative Re-Politisierung der 90er<br />
16 Stephan Schmidt-Wulffen: „Künstlerisches Handeln und politisches<br />
Selbstverständnis in den 70er und 90er Jahren“, In: „Lost Paradise.<br />
Positionen der 90er“, (zugleich Katalog Kunstraum Wien 1994), hg. v.<br />
Barabara Steiner, Stuttgart 1995, S. 148 – 154, hier S. 148.<br />
17 Diedrich Diedrichsen: „Gefühlte Paprika – Die politische Subjektivität<br />
der Boheme“, in „Texte zur Kunst“ Nr. 11, S. 65 – 79, bes. Abschn.<br />
II., zit. S. 74.