PDF (2,8 MB) - kunst verlassen
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Service-Kunst Anmerkungen<br />
Lagern gespeist wird: Auf der einen Seite wittert man ästhetischen<br />
Eskapismus, und mit Blick auf frühere Ausbruchsversuche<br />
aus dem ästhetischen Raum hinaus auf die Straße und hinein in<br />
<strong>kunst</strong>fremde Institutionen winkt man ab, sieht man künstlerische<br />
Autonomie gefährdet 39 ; auf der anderen Seite widmet man<br />
sich der möglichen Praxisrelevanz solcher Kunst, wobei sich das<br />
Lager nochmals in Euphoriker und Skeptiker spaltet. Eine radikale<br />
Befürworterin wie Nina Felshin katapultiert den im Titel<br />
ihrer Anthologie: „But is it Art? The spirit of Art as Activism“ 40<br />
immerhin noch infragestehenden Kunstanspruch bereits im Vorwort<br />
mit der Gegenfrage: „But does it matter?“. Gemäßigtere<br />
Befürworter der Praxisrelevanz (meist Kuratoren entsprechender<br />
Ausstellungen) verweisen auf reale Interventionsmöglichkeiten<br />
von Künstlern und begegnen der skeptischen Fraktion aus dem<br />
gleichen Lager mit dem Hinweis auf die Vorzüge partikularen<br />
und semiprofessionellen Handelns von Künstlern außerhalb der<br />
Kunstwelt: „Künstlerinitiativen“, so beteuert denn auch Wolfgang<br />
Zinggl, „benutzen ihre Institutionen. Das mediale und bildungspolitische<br />
Kapital dieser Institutionen ermöglicht aufgrund<br />
des gesellschaftspolitischen Stellenwerts von Kultur einen schnellen<br />
und unbürokratischen Zugang zu Entscheidungsträgern.<br />
Lästige Instanzenwege können umschifft werden. Der begrenzte<br />
Projekteinsatz setzt Energieschübe frei und beschleunigt die<br />
Realisierung.“ 41<br />
Die bereits erwähnten Skeptiker geben die Marginalität solcher<br />
Eingriffe zu bedenken, für sie sind es bestenfalls Tropfen auf den<br />
39 Zur allgemeinen Feindseligkeit gegenüber progressiven, auf außerkünstlerische<br />
Wirkungen zielenden Ansätzen vgl. das Resümee bei<br />
Marius Babias: „Im Zentrum der Peripherie“, S. 18 f.<br />
40 Nina Felshin: „But is ist Art?“, S. 13. Vgl. hierzu Christian Höller:<br />
„Fortbestand durch Auflösung. Aussichten interventionistischer Kunst“,<br />
in „Texte zur Kunst“, (5. Jg.) Nr. 20, Nov. 1995, S. 109 – 117, bes.<br />
Abschnitt 2.<br />
41 Wolfgang Zinggl: „Die WochenKlausuren“, In Marius Babias: „Im<br />
Zentrum der Peripherie …“, S. 298 – 306, zit. S. 305; hierzu wohlwollend<br />
Claudia Wahjudi: „Kunst macht Arbeit. Die Wiener WochenKlausuren<br />
in Berlin-Kreuzberg“, in „Kunstforum International“, Bd. 141,<br />
Juli/Sept. 1998, S. 470 – 471.<br />
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