PDF (2,8 MB) - kunst verlassen
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Service-Kunst Anmerkungen<br />
der geforderten Haltung, beantworten kann oder will, der also<br />
naiv auf tatsächliche Partizipation pocht.<br />
Näher als am Versuch der „Reintegration von Kunst in<br />
Lebenspraxis“, die eher auf die eigentlich doch marginale Praxisrelevanz<br />
der Service-Kunst abheben müßte, erscheint mir in<br />
Bezug auf die Partizipation am Programm der Service-Kunst,<br />
bzw. zugespitzer: in Bezug auf das Mitfigurieren in der Service-<br />
Kunst eine Parallele zu einem Phänomen, das Oskar Bätschmann<br />
für die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts untersucht hat. Bätschmann<br />
bezog Lebende Bilder, den Brauch, Skulpturen bei Fackellicht<br />
zu betrachten und die Bedeutung des Pygmalion-Stoffes für<br />
die Herausarbeitung eines „Problems des Selbstbewußtseins und<br />
der Geschichtlichkeit, die das Subjekt bedrängen“, mit ein: „Die<br />
Verwandlung des Werkes in der Betrachtung ist der paradoxe Versuch,<br />
ihm als Subjekt eine Zeit zu verschaffen, die der Geschichtlichkeit<br />
nicht untersteht. Die Dauer des Lebendigen ist der Ort<br />
des Eros.“ 83 Wahrscheinlich ist es gewagt, im Sprung über 250<br />
Jahre von der Aktualität dieses Topos für Service-Kunst zu sprechen,<br />
andererseits begünstigt die (nicht nur) service-künstlerische<br />
Interdependenz von Publikum und Künstlern in einer Szene<strong>kunst</strong><br />
Haltungen und Begehrlichkeiten, denenzufolge von einer<br />
Selbstaffektion des Betrachters gesprochen werden kann, der als<br />
nunmehr Mitfigurierender in der Kunst sich doch zugleich von<br />
weiterer Konsequenz in Unbelangbarkeit dispensiert. Nirgends<br />
als nur innerhalb des Mitfigurierens greift der pygmalionische<br />
Topos.<br />
Was das Moment der „Kristallisation“ des Service anbelangt,<br />
so könnte es auch mit dem Begriff der „Mortifikation“ in Zusammenhang<br />
gebracht werden, den Renate Berger als Pendant zu<br />
„Metamorphose“ auf den leibhaftigen Gebrauch der Puppe und<br />
83 Oskar Bätschmann: „Pygmalion als Betrachter. Die Rezeption von<br />
Plastik und Malerei in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts“, erstmals<br />
in: „Jahrbuch des Schweizerischen Instituts für Kunstwissenschaft“,<br />
1974 – 77, S. 179 – 195, Neuabduck in überarbeiteter Fassung bei<br />
Wolfgang Kemp: „Der Betrachter ist im Bild. Kunstwissenschaft und<br />
Rezeptionsästhetik“, Berlin 1992, S. 237 – 278, (hier zit.) S. 258.<br />
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