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PDF (2,8 MB) - kunst verlassen

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Service-Kunst Anmerkungen<br />

aus dem Werk kommt diesem ästhetisch nie wieder zugute; der<br />

Aufforderungs- bzw. Ankündigungscharakter der NS-Kunst ist<br />

irreversibel, während bei Service-Kunst die Intentionsbewegung<br />

unter dem Zeichen der Vorgeblichkeit steht. Das bedeutet, daß<br />

dem Aufforderungs- bzw. Ankündigungscharakter der Werke<br />

nicht wirklich Handlung, Aufbruch in Außerästhetisches folgen<br />

muß, weil eben als das Wesentliche dieser Intentionsbewegung<br />

ihre Attitüde erkannt und wohlwollend, aber bestenfalls musterbeispielhaft<br />

von Wenigen nur mitvollzogen werden muß. In<br />

der Vorgeblichkeit kehrt sich also der <strong>kunst</strong>flüchtige Impetus der<br />

Intentionsbewegung auf das Werk zurück.<br />

Die zweite Paralle zu Werken anderer bzw.<br />

älterer Kunst hängt mit der ersten zusammen, und sie bezieht<br />

sich auf die von Gregor Paulsson 72 für die Kunstwissenschaft<br />

fruchtbar gemachte Unterscheidung zwischen Zielhandlung und<br />

Ausdrucksbewegung: Eine Zielhandlung wird nach Paulsson dargestellt,<br />

wenn z.B. ein Mensch von A nach B geht, das Gehen<br />

also anschauliches Mittel zum Zweck ist. Würde dieses Gehen<br />

aber um seiner selbst willen dargestellt, spräche man nicht länger<br />

vom „Gehen“, sondern vielleicht vom dargestellten „Schreiten“, so<br />

daß man es mit einer „Ausdrucksbewegung“ zu tun hätte. Häufig<br />

wird auf Meisterwerken der Malerei dargestellte „Zielhandlung“,<br />

also Darstellung eines Handelns wozu, in eine „Ausdrucksbewegung“,<br />

also ein Handeln als Handeln gewandelt, so daß dann beides<br />

virulent ist. Dieser Prozeß aber verlief und verläuft künstlerisch<br />

stets im nuancenreichen Übergang, also transitorisch.<br />

Wie sollte aber eine Intentionsbewegung – z.B. ein im Bild dargestellter<br />

Aufbruch zum Marschieren, oder in der Service-Kunst<br />

der projektierte Aufbruch zur Nutzung eines offerierten Angebo-<br />

<strong>kunst</strong>“, In: „Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft“,<br />

Bd. XII., 1967, S. 129 – 153, bes. S. 132 ff. Paulson meint etwas ganz<br />

ähnliches wie ich, wenn er den „Übergang einer Zielhandlung in eine<br />

Ausdruckshandlung […] als Derivation“ bezeichnet und sie in der Bildenden<br />

Kunst belegt findet (z. B. Dürers Zeichnungen in Maximilians<br />

Gebetbuch). (S. 135). Allerdings geht es Paulson vorrangig um Beispiele<br />

für Zwischenstellungen im Sinne von Mischformen, während es mir<br />

darauf ankommt, innerhalb einzelner Bilder/Werke einen Übergang<br />

von Zielbewegung zu Ausdrucksbewegung zu beschreiben.<br />

73 Vgl. Wolfgang Kemp: „Zeitgenössische Kunst und ihre Betrachter“,<br />

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