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PDF (2,8 MB) - kunst verlassen

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262<br />

Anmerkungen Christian Janecke<br />

risch modernen Ideal eines „allgemeinen“ Betrachters mit „sensus<br />

communis“ 63 zu verabschieden.<br />

Soweit das Problem in bezug auf das Umfeld.<br />

Was die Service-Kunst speziell anbelangt, scheint sie in dieser<br />

Frage merkwürdig unentschieden: Als die Künstlergruppe<br />

„Novaphorm“ in der Berliner Galerie Arndt & Partner64 ihre<br />

selbstkreierten Düfte anläßlich der Vernissage olfaktorischer<br />

Begutachtung preisgab, durfte man sich fragen, ob manche Nase<br />

wirklich nur dank der erprobten Düfte, oder nicht auch über die<br />

als naiv eingestufte – wenn auch als zum Konzept gehörige und<br />

daher begrüßte – Freude der wenigen zufällig hineingeschlenderten<br />

Passanten gerümpft wurde. Einerseits liebäugelt, wie es<br />

der Verbalprogrammatik der Service-Kunst zu entnehmen ist,<br />

diese nicht nur mit potentiell jedem Kunstinteressierten, sondern<br />

darüberhinaus und manchmal ausdrücklich mit Otto-Normalverbraucher.<br />

Das hindert die Macher jedoch nicht daran, die<br />

Zugangsmöglichkeiten zu den Dienstleistungsangeboten über die<br />

hochselektive Distribution der Kunstwelt einzuschränken, in der<br />

Wendung Kemps: 65 „Szene<strong>kunst</strong>“ statt „Kunstszene“. Die Veröffentlichung<br />

des Privaten (z. B. Nan Goldin oder Tracy Emin)<br />

findet in der Service-Kunst ihre Umkehrung in der (Re-)Privatisierung<br />

des Öffentlichen. Man bleibt unter sich. Mag sein, daß<br />

sich hierin der Versuch ankündigt, Restautonomie zu bewahren66<br />

, widersprüchlich dazu verhält sich jedoch der Versuch<br />

nicht bloß der Service-Kunst, sondern des skizzierten weiteren<br />

Umfeldes bis in die Filiationen subkultureller Infrastruktur, den<br />

„Stützpfeiler des bürgerlichen Kunstbegriffs – die Autonomie“,<br />

ins „Wanken“ 67 19� 296 19<br />

zu bringen; und zwar nicht bloß vermittels<br />

tionen und Positionszuschreibungen“, In ders. (Hg.): „Zeitgenössische<br />

Kunst und ihre Betrachter“, S. 13 – 43, hier S. 39.<br />

66 In einem Gespräch mit dem Verfasser geäußerte Vermutung Bernhard<br />

Kerbers (Berlin).<br />

67 So die Terminolgie Marius Babias‘ im Vorwort zu: „Im Zentrum der<br />

Peripherie“, S. 9 – 26, hier S. 25.<br />

68 „Die Gleichgültigkeit hat die Empörung ersetzt. Heute erlebt die<br />

Kunst die Autonomie, die sie angestrebt hat, nicht mehr als Befreiung,

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