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PDF (2,8 MB) - kunst verlassen

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Anmerkungen Christian Janecke<br />

lich geforderte Leistung des Rezipienten läuft jedoch auf ein<br />

Zwischending hinaus, auf betrachtete Benutzung, oder genauer<br />

noch: auf ein Spiel zwischen Betrachten, Benutzen, betrachteter<br />

Benutzungsmöglichkeit und der Betrachtung der Benutzung<br />

durch Andere. Ähnlichkeiten bestehen im letzteren Fall zum sog.<br />

„exemplarischen Betrachter45 “, der beispielsweise bei interaktiver<br />

Kunst einen (oder den einzigen) der vorgesehenen Plätze<br />

einnimmt, um in der Interaktion mit dem Werk – nun „exemplarisch“<br />

im Sinne von „anstelle Anderer“ – dieses zu erfüllen. Während<br />

es in solchen Fällen indes wenig hilft, dem Einen über die<br />

Schulter zu gucken, weil man abwarten muß, um sich dann doch<br />

auf seinen eigenen, individuellen Pfad der Interaktion zu begeben,<br />

verläuft bei der Service-Kunst das Betrachten der Benutzung<br />

durch Andere und das von Anderen betrachtete eigene<br />

Benutzen tatsächlich gleichberechtigt unter dem Modus betrachteter<br />

Stellvertreterschaft, weil die solcherart erzeugte Atmosphäre<br />

ihrerseits bereits zum Werk bzw. zu dessen Rezeption gehört – am<br />

offensichtlichsten etwa in einem Kunstclub 46 18� 295 18<br />

, wo bereits das<br />

Dabeisein und eben nicht erst das pflichtbewußte Ordern eines<br />

Drinks zur angemessenen Rezeption bzw. Partizipation gehört.<br />

Gerade letzteres erscheint mir wesentlich, insofern der überwiegende<br />

Teil dieser Kunst in geselligen Situationen frequentiert<br />

wird, also auf Vernissagen, was im Klartext heißt, daß die Künstler<br />

auf den Tusch des Augenblicks setzen müssen, daß sie schon auf-<br />

45 Vgl. Dieter Daniels: „Über Interaktivität“, in Wolfgang Kemp<br />

(Hg.): „Zeitgenössische Kunst und ihre Betrachter“ (Jahresring 43/Jahrbuch<br />

für moderne Kunst), Köln 1996, S. 85 – 100, hier S. 95 f.<br />

46 z. B.: „ELEKTROLUX“/Novaphorm TM Club. Im Haus Schwarzenberg<br />

(Berlin-Mitte) konzipierten und betrieben Lisa Junghanß und Martin<br />

Eder eine Art Nachtclub mit selbstkomponierter Musik, Ausschank<br />

und Viedeoanimation. In baulicher Hinsicht handelte es sich um ein<br />

provisorisch aus transparenter Folie umspanntes, schneckenförmiges<br />

Gebilde, das als Raum im Raum seinerseits wie eine Plastik inmitten<br />

einer weitläufigen und heruntergekommenen Fabriketage stand. Vom<br />

14. 2. – 4. 4. 1998 existierte hier ein Treffpunkt für die Kunstszene.<br />

(Zur Frage einer Öffnung solcher Angebote auch für Nichteingeweihte<br />

vgl. unten im Text.)

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