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Anmerkungen Christian Janecke<br />

jüngsten Kunst, ein Modethema der letzten Jahre geworden ist,<br />

wehrt man sie innerhalb der Service-Kunst ab, denn Theatralität<br />

impliziert stets ein Moment des Nur-Gespielten. Deshalb war es<br />

wahrscheinlich kein Zufall, daß der Katalog zur ambitionierten<br />

Eröffnungsausstellung der Galerie für Zeitgenössische Kunst in<br />

Leipzig, „ONTOM“ 48 , den Begriff der „Theatralität“ gegen<br />

den des – mittlerweile brandaktuellen – „Performativen“ 49<br />

ersetzt hatte, denn das Performative zielt nicht primär auf verkörpernde<br />

Darstellung, sondern auf Vollzug. Vermutlich hätte<br />

man sich und die Künstler mit einem ernstgemeinten Konzept<br />

des Theatralen kompromittiert, weil es die Erläuterung der den<br />

z. T. service-künstlerischen Aktionen innewohnenden Ostentation,<br />

des eben nicht praxisrelevanten So-Tuns-als-ob, des Spielens<br />

mit dem Anschein von Offerierung nahegelegt hätte. Dem<br />

Gaumen gönnte man mithin das Als-ob der Service-Kunst, verdaut<br />

wurden sie nach antitheatralem Muster. Die originäre, im<br />

Falle der Service-Kunst auch das (Schau-)Spielen umfassende,<br />

Verkörperungsleistung hätte aber treffend mit dem Begriff der „The-<br />

48 „ONTOM“ (Angaben s. o.,). vgl. hier die Texte von Jan Winkelmann<br />

und insbesondere Dorothea von Hantelmann „Performative<br />

Ästhetiken in der zeitgenössischen Kunst“ (beide Aufsätze o. S.).<br />

49 Hier seien nur einige neuere Forschungen im Anschluß an Judith<br />

Butler, aber auch aus allgemein theaterwissenschaftlicher sowie die<br />

Gattung „Performance“ mit dem Begriff der „Performativität“ verbindender<br />

Forschung genannt: Erika Fischer-Lichte (Hg.) „Kulturen des<br />

Performativen“, In „Paragrana“ 7 (1998) 1; dies.: „Grenzgänge und<br />

Tauschhandel. Auf dem Weg zu einer performativen Kultur“, in dies./u.<br />

a. (Hg.): „Theater seit den 60er Jahren. Grenzgänge der Neo-Avantgarde“,<br />

Tübingen/Basel 1998; Andrew Parker/Eve Kosovsky Sedgwick<br />

(Hg.): „Performativity and Performance“, New York/London 1995;<br />

Marvin Carlson: „Performance: A Critical Introduction“, London/New<br />

York 1996; Ruth Sonderegger: „Hauptsache Performativ“, in „Texte zur<br />

Kunst“ , März 2000, 10. Jg., Heft 37, (Themenband u. a. zu „Performance“),<br />

S. 219 – 223; Eckhard Schumacher: „Passepartout. Zu Performativität,<br />

Performance, Präsenz“, ebd. S. 95 – 103; Peggy Phelan/Jill<br />

Lane (Hg.): „The Ends of Performance“, New York/London 1998; Elin<br />

Diamond (Hg.): Performance and Cultural Politics“, London/New York<br />

1996; Philip Auslander: „Liveness. Performance in mediatized culture“,<br />

New York/London 1999; Lizbeth Goodman/Jane De Gay (Hg.): „The<br />

Routledge Reader in Politics and Performance“, London 2000.<br />

50 Vgl. hierzu vom Verfasser: „Inszeniertes Als-ob“, S. 35.

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