PDF (2,8 MB) - kunst verlassen
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Service-Kunst Anmerkungen<br />
vielmehr dessen Vermittlung über diverse Medien und Kanäle der<br />
Kunstwelt.<br />
Wenn der Sprung von „Real<strong>kunst</strong>“ zu „Realitätskünsten“ im<br />
Sinne des „Modells“ bzw. der „Situation“ also nicht so unproblematisch<br />
ist, wie Thomas Wulffen es vorschlägt, so bleibt dennoch<br />
festzuhalten, daß viele Künstler des fraglichen Umfeldes<br />
die Möglichkeit, den „Real-Ort“ bzw. die „Real-Zeit“ im Sinne<br />
einer Integration <strong>kunst</strong>externer Orte bzw. Zeitabläufe zu thematisieren,<br />
nutzten – namentlich Raimund Kummer und Hermann<br />
Pitz, aber auch Horst Hoheisel und Hans Haacke. Ihnen ging es<br />
bei der „Entwendung“ 32 präexistenter außerkünstlerischer Kontexte<br />
ins Ästhetische weniger um eine Neuauflage der Duchampschen<br />
Provokation, also eine Übersetzung von Nicht<strong>kunst</strong> in<br />
Kunst durch Plazierung im Verabredungskontext des Museums,<br />
sondern um ein Heben des latent Ästhetischen aus Außerkünstlerischem,<br />
anfangs durch fotografische Dokumentationen von<br />
Alltagskonstellationen, die im Sinne der „Real<strong>kunst</strong>“ sozusagen<br />
unfreiwillig manifeste Sprachmittel moderner Kunst paraphrasierten,<br />
später durch an sich schon rahmendes, weil benennendes<br />
Aufgreifen vorgefundener Umstände, so daß man für die näheren<br />
Erben: Res Ingold und Guillaume Bijl, aber mit gewissem Recht<br />
auch noch für die Service-Kunst die stets virulente außerkünstlerische<br />
Wirklichkeit (an einem Ort 16<br />
real verstreichende Zeit) mitbedenken<br />
muß. Mit anderen Worten und am Beispiel: Wenn bei<br />
Rirkrit Tiravanija getafelt wird , dann durchbricht außerkünstlerische<br />
Wirklichkeit stellenweise im Sinne der Real-Ort- und<br />
Real-Zeit-Systeme jene Sublimierung ins Bild bzw. in darstellende<br />
Verkörperung, die im übrigen ja nachgewiesen werden soll.<br />
‚Real<strong>kunst</strong>‘ ist noch in weiterer Hinsicht aufschlußreich: Sie<br />
weist nämlich exemplarisch auf ein Phänomen, das die rezeptionsästhetische<br />
Kunstgeschichtsforschung zum systematischen Untersuchungsgegenstand<br />
erhoben hat: eine Analyse nicht nur der<br />
sich verändernden Formen der Kunst, sondern der sich historisch<br />
S. 53.<br />
32 Vgl. Uwe M. Schneede: „Bildschwelle und Bildgrenze. Prinzipien in<br />
Raimund Kummers Arbeit“, In: „Raimund Kummer“, Kat. Kunstraum<br />
1 6 � 294<br />
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