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PDF (2,8 MB) - kunst verlassen

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Anmerkungen Christian Janecke<br />

hafte“. Die Nachahmung weist, wie Plessner schreibt, „auf eine<br />

Bildbedingtheit der Äußerungsmöglichkeiten, welche den Nachahmenden<br />

innerlich mit umformen“. 55 Das spielerische Nachahmen<br />

verdoppelt nicht Vorhandenes, sondern es formt – besonders<br />

dort, wo nicht etwa ein Bild, sondern der Künstler selbst in<br />

schauspielerisch-theatraler Hinsicht Medium der Nachahmung<br />

ist – den Nachahmenden innerlich mit um, öffnet ihm neue<br />

Blickrichtungen. Man hätte also, wenn man schon den Topos<br />

„Praxisrelevanz“ partout nicht aufgeben will, eher bei den dienstleistenden<br />

Künstlern statt in der Sphäre ihrer Kunden, alias ihres<br />

Publikums, nach außerkünstlerischer „Veränderung“ zu suchen!<br />

Die Service-Künstler verstehen sich zwar<br />

nicht als Performance-Künstler, aber es gibt einen aufschlußreichen<br />

Zusammenhang, den ich herausarbeiten will.<br />

Zunächst könnte man einen Reflex des bisher besprochenen<br />

Antitheatralen sogar noch in der diesbezüglich unverdächtig<br />

scheinenden Gattung der Performance – jünger als andere<br />

Formen der Aktions<strong>kunst</strong> – aufspüren: dort wo sie Authentizität<br />

gerade durch die performance-typische Kongruenz von Darstellung<br />

und tatsächlicher Befindlichkeit des Performers erheischen<br />

will. Zwar betont Performance originäre, meist textabstinente<br />

Verkörperung via Leib und drängt insofern – in Relation zu konventionellem<br />

Theater – zu einem eher theatralischen Theater 56 ;<br />

indem aber Darstellen und Sichbefinden anschaulich als kongruent<br />

vorgeführt werden, bestätigt Performance den antitheatralen<br />

Realitätszwang, ohne doch zugleich auf mystifizierte Kompensation<br />

des im Lebensalltag verlorenen Ineins von Darstellen und<br />

Sichbefinden überhaupt verzichten zu wollen.<br />

theater, den akademischen Realismus und die Milieuschilderungen des<br />

Naturalismus wandten. Sinngem. in M. Brauneck/G. Schneilin (Hg.):<br />

„Theaterlexikon. Begriffe und Epochen, Bühnen und Ensembles“, (3.<br />

überarb. Neuaufl.), Hamburg 1992, S. 1032; vgl. neuerdings Hans<br />

Thies Lehmann: „Postdramatisches Theater“, Frankfurt a. M. 1999, wo<br />

das Erbe entsprechender Bestrebungen für die 80er und 90er Jahre ausgebreitet<br />

wird.<br />

57 Vgl. vom Verf.: „Dienstleistungstheater. Schlingensief grüßt die Service-Kunst“.

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