PDF (2,8 MB) - kunst verlassen
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Anmerkungen Christian Janecke<br />
tes – sich zurückkehren, ohne dabei schlicht in Aussagelosigkeit<br />
zurückzusacken? Dies erlauben nur diejenigen Intentionsbewegungen,<br />
die von vorneherein Vermeintlichkeit bzw. Vorgeblichkeit<br />
mit einkalkulieren. Der gemäß Intentionsbewegung in der Service-Kunst<br />
vorliegende Aufforderungs- oder Ankündigungscharakter<br />
hinsichtlich vermeintlicher Praxis erfährt Sublimierung,<br />
lenkt auf das – diese Projektierung erst einfädelnde – Werk als<br />
solches zurück: Erst die Vorgeblichkeit des Benutzungsangebotes<br />
eröffnet dem Betrachter jenes Spiel bzw. jenen spielerischen<br />
Umweg über sympathetischen oder tatsächlichen Mitvollzug<br />
zurück zur Betrachtung eben dieses Mitvollzuges und mithin des<br />
Werkes selbst. Erst in der Vermeintlichkeit des Angebotes muß<br />
die Zielhandlung die Ausdrucksbewegung nicht ausschließen und<br />
könnte sich das Werk der Service-Kunst als musterbeispielhafte<br />
und sich bewahrende Gestalt erweisen – für erklärte Sozialaktivisten<br />
freilich eine befremdliche Aussicht.<br />
Schluß – vorläufig<br />
Vielleicht ist Service-Kunst als Teil einer Palette von Ansätzen<br />
und Möglichkeiten zur Rehabilitierung des Theatralen, bzw.<br />
vorsichtiger: des Vorgeblichen zu begreifen, welches sonst eher<br />
in Formen der Massenunterhaltung (z. B. Erlebnisparks) sich<br />
bewahren konnte. In der Service-Kunst geht es aber nicht um<br />
tumpe Zerstreuung, weil das angebotene Erlebnis nicht als Droge<br />
trüben Alltag kompensieren muß. Im Gegenteil: meist sind es<br />
ja sehr schlichte und häufig vertraute Verrichtungen, derer sich<br />
der Betrachter-Benutzer anbequemen soll. Dadurch wird seine<br />
Aufmerksamkeit frei für die Tatsache, daß sie ihm offeriert werden,<br />
und welche Rolle er im ganz buchstäblichen Sinne spielen<br />
könnte.<br />
Wolfgang Kemp 73 hat anhand des von Yvonne Rainer verwendeten<br />
Ausdrucks „warping“ („warp“ ist der Kettenfaden beim<br />
Weben, bedeutet im übertragenen Sinne soviel wie „verdrehen“,<br />
S. 29 f.<br />
74 Hofmann bezweifelt die Authentizität des kollektiven Kunst-Spie-