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PDF (2,8 MB) - kunst verlassen

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268<br />

Anmerkungen Christian Janecke<br />

tes – sich zurückkehren, ohne dabei schlicht in Aussagelosigkeit<br />

zurückzusacken? Dies erlauben nur diejenigen Intentionsbewegungen,<br />

die von vorneherein Vermeintlichkeit bzw. Vorgeblichkeit<br />

mit einkalkulieren. Der gemäß Intentionsbewegung in der Service-Kunst<br />

vorliegende Aufforderungs- oder Ankündigungscharakter<br />

hinsichtlich vermeintlicher Praxis erfährt Sublimierung,<br />

lenkt auf das – diese Projektierung erst einfädelnde – Werk als<br />

solches zurück: Erst die Vorgeblichkeit des Benutzungsangebotes<br />

eröffnet dem Betrachter jenes Spiel bzw. jenen spielerischen<br />

Umweg über sympathetischen oder tatsächlichen Mitvollzug<br />

zurück zur Betrachtung eben dieses Mitvollzuges und mithin des<br />

Werkes selbst. Erst in der Vermeintlichkeit des Angebotes muß<br />

die Zielhandlung die Ausdrucksbewegung nicht ausschließen und<br />

könnte sich das Werk der Service-Kunst als musterbeispielhafte<br />

und sich bewahrende Gestalt erweisen – für erklärte Sozialaktivisten<br />

freilich eine befremdliche Aussicht.<br />

Schluß – vorläufig<br />

Vielleicht ist Service-Kunst als Teil einer Palette von Ansätzen<br />

und Möglichkeiten zur Rehabilitierung des Theatralen, bzw.<br />

vorsichtiger: des Vorgeblichen zu begreifen, welches sonst eher<br />

in Formen der Massenunterhaltung (z. B. Erlebnisparks) sich<br />

bewahren konnte. In der Service-Kunst geht es aber nicht um<br />

tumpe Zerstreuung, weil das angebotene Erlebnis nicht als Droge<br />

trüben Alltag kompensieren muß. Im Gegenteil: meist sind es<br />

ja sehr schlichte und häufig vertraute Verrichtungen, derer sich<br />

der Betrachter-Benutzer anbequemen soll. Dadurch wird seine<br />

Aufmerksamkeit frei für die Tatsache, daß sie ihm offeriert werden,<br />

und welche Rolle er im ganz buchstäblichen Sinne spielen<br />

könnte.<br />

Wolfgang Kemp 73 hat anhand des von Yvonne Rainer verwendeten<br />

Ausdrucks „warping“ („warp“ ist der Kettenfaden beim<br />

Weben, bedeutet im übertragenen Sinne soviel wie „verdrehen“,<br />

S. 29 f.<br />

74 Hofmann bezweifelt die Authentizität des kollektiven Kunst-Spie-

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