Was unzureichende Bildung kostet - Bertelsmann Stiftung
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2. Der analytische Rahmen: <strong>Bildung</strong> und Wirtschaftswachstum<br />
In endogenen Wachstumsmodellen schließlich wird das langfristige Wachstum einer Volkswirtschaft<br />
durch innovationsbedingten technologischen Wandel bestimmt (z.B. Lucas 1988; Romer<br />
1990). Der <strong>Bildung</strong> der Bevölkerung kommt dabei eine entscheidende Rolle bei der Erzeugung<br />
und Implementierung der Innovationen zu. Als wichtigster Produktionsfaktor im Forschungs- und<br />
Entwicklungssektor wird das Humankapital zum Motor des technologischen Fortschritts, der die<br />
langfristigen Wachstumsraten erhöht.<br />
All diese Mechanismen schreiben der <strong>Bildung</strong> eine wichtige Rolle beim Wirtschaftswachstum<br />
zu. Ihre Wirkung kann zumindest in der kurzen bis mittleren Frist empirisch kaum auseinander<br />
gehalten werden. Allerdings erweist sich in der im Folgenden beschriebenen empirischen Wachstumsforschung<br />
der Zusammenhang zwischen dem Niveau der <strong>Bildung</strong> und der Wachstumsrate<br />
als am stärksten. Dementsprechend liegt dem hier verfolgten Ansatz letztlich die Vorstellung der<br />
endogenen Wachstumsmodelle zugrunde, nach der der <strong>Bildung</strong>sstand der Bevölkerung die langfristige<br />
Wachstumsrate einer Volkswirtschaft erhöht. Da bei der Innovationstätigkeit in Deutschland<br />
mehr inkrementelle als radikale technologische Veränderungen dominieren (vgl. Harhoff<br />
2008), dürfte in diesem Zusammenhang gerade auch den Basiskompetenzen eine entscheidende<br />
Bedeutung zukommen.<br />
2.2 Ökonometrische Schätzungen der Wachstumseffekte von<br />
<strong>Bildung</strong>skompetenzen<br />
Die modernen makroökonomischen Wachstumstheorien zeigen Wirkungsmechanismen auf, wie<br />
das Humankapital der Bevölkerung das langfristige Wirtschaftswachstum beeinflussen kann. Zur<br />
Quantifizierung der volkswirtschaftlichen Kosten <strong>unzureichende</strong>r <strong>Bildung</strong> ist es unabdingbar, die<br />
Größe des Zusammenhangs zwischen <strong>Bildung</strong> und Wirtschaftswachstum zu kennen. Für die vorliegende<br />
Studie wird dazu auf die Ergebnisse der Arbeiten von Hanushek und Wößmann (2008,<br />
2009) zurückgegriffen, die die langfristigen volkswirtschaftlichen Wachstumseffekte von kognitiven<br />
Testleistungen empirisch geschätzt haben. 5<br />
Aufbauend auf die grundlegenden Beiträge der empirischen Wachstumsforschung von Barro (1991)<br />
und Mankiw, Romer und Weil (1992) waren es Hanushek und Kimko (2000), die <strong>Bildung</strong>skompetenzen<br />
erstmals in Wachstumsregressionen berücksichtigt haben, welche die Determinanten des<br />
langfristigen Wirtschaftswachstums in einem Querschnitt von Ländern untersuchen. 6 Hanushek<br />
und Wößmann (2008, 2009) erweitern und verfeinern die Datengrundlage und Analyse. Um die<br />
durchschnittlichen <strong>Bildung</strong>skompetenzen der Bevölkerung in möglichst vielen Ländern zu messen,<br />
bringen sie die Schülerleistungen aller 36 internationalen Vergleichstests in Mathematik<br />
und Naturwissenschaften, 7 die zwischen 1964 und 2003 durchgeführt wurden, mit empirischen<br />
5<br />
Für eine kurze deutschsprachige Zusammenfassung siehe auch Wößmann (2009a).<br />
6<br />
Vgl. Krueger und Lindahl (2001) und Pritchett (2006) für Überblicksartikel über die ausgiebige Literatur zur Rolle von quantitativen Maßen der<br />
<strong>Bildung</strong> in empirischen Wachstumsmodellen. Hanushek und Wößmann (2008) geben einen Überblick über die zahlreichen Beiträge, die qualitative<br />
Kompetenzmaße der <strong>Bildung</strong> berücksichtigen. Dazu gehören etwa auch Barro (2001), Wößmann (2003) und Ciccone und Papaioannou (2009).<br />
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