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Was unzureichende Bildung kostet - Bertelsmann Stiftung

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Vorwort<br />

Vorwort<br />

Mehr als ein Fünftel der 15-jährigen Jugendlichen in Deutschland verfügt nicht über die notwendigen<br />

Basiskompetenzen, die für eine aktive und selbstbestimmte Teilhabe an Wirtschaft und<br />

Gesellschaft unentbehrlich sind. Die PISA-Studien bezeichnen diese Gruppe als Risikoschüler, da<br />

sie maximal auf Grundschulniveau lesen und rechnen können: Ihr <strong>Bildung</strong>sniveau ist unzureichend.<br />

Die betroffenen Jugendlichen werden zudem Probleme haben, einen Ausbildungs- bzw.<br />

Arbeitsplatz zu finden und in ihrem Erwerbsleben immer wieder von Arbeitslosigkeit bedroht<br />

sein. Darüber hinaus trägt aber auch die Gesellschaft an den Folgen der <strong>unzureichende</strong>n <strong>Bildung</strong>.<br />

Wie hoch diese Folgekosten langfristig sind, weil uns Wirtschaftswachstum entgeht, ist<br />

Gegenstand der vorliegenden Studie. Sie wurde von dem renommierten <strong>Bildung</strong>sökonom Ludger<br />

Wößmann und seinem Mitarbeiter Marc Piopiunik im Auftrag der <strong>Bertelsmann</strong> <strong>Stiftung</strong> erstellt.<br />

Die Studie ist Teil unseres Projektes „Folgekosten <strong>unzureichende</strong>r <strong>Bildung</strong>“, das deutlich machen<br />

will, wie wichtig ein chancengerechtes und leistungsstarkes <strong>Bildung</strong>ssystem für jeden Einzelnen<br />

und für die gesamte Gesellschaft ist.<br />

Die Autoren der Studie ermitteln die Folgekosten <strong>unzureichende</strong>r <strong>Bildung</strong>, indem sie die Wachstumseffekte<br />

einer Reform berechnen, welche die <strong>unzureichende</strong> <strong>Bildung</strong> innerhalb der nächsten<br />

zehn Jahre schrittweise reduziert. Das Wirtschaftswachstum mit <strong>Bildung</strong>sreform wird dann über<br />

einen Betrachtungszeitraum von 80 Jahren – der durchschnittlichen Lebenserwartung eines heute<br />

geborenen Kindes – mit dem Wirtschaftswachstum ohne <strong>Bildung</strong>sreform verglichen. Die jährlichen<br />

Erträge der Reform werden abdiskontiert, um sie in heutigen Geldwerten ausdrücken zu<br />

können, und schließlich summiert. Die Studie zeigt, dass durch eine <strong>Bildung</strong>sreform Erträge in<br />

Höhe von 2.808 Milliarden Euro bis ins Jahr 2090 möglich sind – mehr als das gesamte heutige<br />

Bruttoinlandsprodukt Deutschlands. Diese Erträge entsprechen spiegelbildlich den Folgekosten<br />

<strong>unzureichende</strong>r <strong>Bildung</strong> durch entgangenes Wirtschaftswachstum. In den einzelnen Bundesländern<br />

ist die Höhe der zu erwartenden Erträge je nach Ausgangslage durchaus unterschiedlich. Die<br />

Wachstumseffekte sind aber so groß, dass sie für alle Bundesländer ein deutlicher Ansporn für<br />

<strong>Bildung</strong>sreformen sein sollten.<br />

2.808 Milliarden Euro – dieser immense Betrag und der lange Zeitraum wecken zunächst einmal<br />

eine gewisse Skepsis. Wie soll eine derart langfristige Berechnung von Wachstumseffekten ausgerechnet<br />

in Zeiten der Wirtschaftskrise möglich sein? Sicherlich ist jede langfristige Projektion<br />

mit Unsicherheiten behaftet, da Annahmen über die zukünftige Entwicklung getroffen werden<br />

müssen. In der Studie wird deshalb durchgehend mit äußerst zurückhaltenden Annahmen<br />

gearbeitet, so dass die Erträge konservativ berechnet werden. Mit ihren weit vorausschauenden<br />

Betrachtungen betritt diese Untersuchung zudem bildungspolitisches Neuland. Doch genau wie in<br />

der Klimadiskussion ist dieser langfristige Betrachtungshorizont auch in der <strong>Bildung</strong> notwendig.<br />

<strong>Bildung</strong>sreformen können ihre Wirkungen erst allmählich entfalten, haben dann aber nachhaltige<br />

und beeindruckende Effekte für die Gesellschaft. Eine solche Reform braucht Zeit, um bei den<br />

pädagogischen Fachkräften und den Kindern und Jugendlichen anzukommen. Besser ausgebildete<br />

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