Was unzureichende Bildung kostet - Bertelsmann Stiftung
Was unzureichende Bildung kostet - Bertelsmann Stiftung
Was unzureichende Bildung kostet - Bertelsmann Stiftung
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
4. Das Ergebnis: Die volkswirtschaftlichen Kosten <strong>unzureichende</strong>r <strong>Bildung</strong><br />
Es wird deutlich, dass die Dauer der Reformumsetzung durchaus wichtige Konsequenzen für den<br />
Gesamtwert der Reform hat. Erreicht die Reform bereits nach 5 Jahren ihre volle Umsetzungskraft,<br />
so steigt der Gesamtwert der Reformeffekte auf 3,1 Billionen Euro – 283 Milliarden Euro mehr als<br />
bei einer 10jährigen Umsetzungsdauer. Benötigt die Reform hingegen 20 Jahre bis zur vollständigen<br />
Umsetzung, so sinkt der Gesamtwert auf 2,3 Billionen Euro, 493 Milliarden Euro weniger als<br />
im Basisszenario.<br />
Der Vergleich dieser Szenarien verdeutlicht, dass sich schnelles Handeln auszahlt. Zügige <strong>Bildung</strong>sreformen<br />
sind erforderlich, damit langfristig hohe wirtschaftliche Erträge generiert werden<br />
können. Langsames Handeln hingegen bedeutet, dass die langfristigen, stärkeren Wachstumseffekte<br />
erst später in der Zukunft wirksam werden, so dass die heutige Bevölkerung und selbst die<br />
heute Neugeborenen nur wenig von ihnen profitieren werden.<br />
4.5 Eine alternative Spezifikation des Wachstumsmodells mit<br />
Grundkompetenzen<br />
Im Basisszenario wird angenommen, dass höhere durchschnittliche Kompetenzen der Erwerbsbevölkerung<br />
mit einem bestimmten Wachstumseffekt einhergehen, der unabhängig davon ist, ob die<br />
Verbesserung bei den besten oder bei den schlechtesten Schülern stattfindet. Obwohl dies zumindest<br />
näherungsweise durchaus naheliegend scheint, ist aus theoretischer Sicht auch denkbar, dass<br />
die Beseitigung <strong>unzureichende</strong>r <strong>Bildung</strong> am unteren Ende der <strong>Bildung</strong>sverteilung einen volkswirtschaftlichen<br />
Effekt hat, der größer oder kleiner ist als eine allgemeine Anhebung der Kompetenzen<br />
in allen Bereichen des Leistungsspektrums. Der volkswirtschaftliche Effekt einer Verbesserung<br />
des Basiskompetenzniveaus am unteren Ende könnte deshalb besonders groß sein, weil in diesem<br />
Bereich externe Effekte, etwa in Form von Kriminalitätsvermeidung und Stärkung der Demokratie,<br />
besonders stark wirken dürften. Auch ist die Entlastung der sozialen Sicherungssysteme in<br />
diesem Bereich besonders groß. Schließlich dürften die Basiskompetenzen der Mitarbeiter besonders<br />
wichtig sein im Bereich der inkrementellen Innovationen, die in Deutschland eine besonders<br />
wichtige Rolle spielen. Andererseits dürften für die Generierung bahnbrechender Innovationen<br />
eher Spitzenforscher relevant sein, so dass in diesem Bereich Spitzenkompetenzen einen größeren<br />
Effekt haben könnten als Basiskompetenzen. Insofern ist es letztlich eine empirische Frage, ob<br />
eine Kompetenzverbesserung am unteren Ende dieselben volkswirtschaftlichen Effekte erzeugt<br />
wie eine verteilungsneutrale Verbesserung oder eine Verbesserung am oberen Ende.<br />
Um die volkswirtschaftlichen Effekte einer Kompetenzverbesserung an beiden Enden der Verteilung<br />
separat abbilden zu können, werden in der im Abschnitt 2.2 beschriebenen alternativen<br />
Spezifikation eines kombinierten Wachstumsmodells die Effekte von Basis- und Spitzenleistungen<br />
separat geschätzt (siehe auch Anhang A.2 für Details). Wie dort erläutert, ergeben sich in diesem<br />
Modell je nach konkreter Spezifikation unterschiedliche Schätzkoeffizienten. Die umfassendste<br />
Spezifikation kontrolliert neben einer Reihe institutioneller Kontrollvariablen wie der Sicherheit<br />
der Eigentumsrechte und der Offenheit der Volkswirtschaft außerdem auch für den Anteil der<br />
46