Was unzureichende Bildung kostet - Bertelsmann Stiftung
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2. Der analytische Rahmen: <strong>Bildung</strong> und Wirtschaftswachstum<br />
aufgrund der hohen Multikollinearität zwischen Basis- und Spitzenleistungsanteil zum Teil relativ<br />
große Standardfehler auf, und je nach konkreter Spezifikation des Wachstumsmodells ergeben sich<br />
unterschiedliche Schätzkoeffizienten. Deshalb wird sich das Basisszenario zur Berechnung der<br />
Kosten <strong>unzureichende</strong>r <strong>Bildung</strong> im Folgenden auf das zuvor beschriebene Wachstumsmodell mit<br />
Durchschnittskompetenzen beziehen. Die Ergebnisse des kombinierten Modells werden in alternativen<br />
Spezifikationen verwendet, um die Kosten <strong>unzureichende</strong>r <strong>Bildung</strong> unter der Annahme zu<br />
berechnen, dass die Verbesserung der Leistungen von schlechten Schülern einen anderen Einfluss<br />
auf das Wirtschaftswachstum haben kann als die Verbesserung der Leistungen von Schülern, die<br />
schon zu den Besten gehören (vgl. Abschnitt 4.5).<br />
2.3 Hinweise auf zugrunde liegende Kausalität<br />
Der signifikante und robuste Zusammenhang zwischen <strong>Bildung</strong>sleistungen und Wirtschaftswachstum<br />
ist noch nicht notwendigerweise ein Beweis dafür, dass es sich dabei um einen kausalen Effekt<br />
der <strong>Bildung</strong>skompetenzen auf das Wachstum handelt. Prinzipiell könnte ja auch eine umgekehrte<br />
Kausalität vorliegen, oder der Zusammenhang könnte aufgrund von weiteren, im Modell nicht<br />
berücksichtigten Faktoren zustande kommen (vgl. dazu Bils und Klenow 2000 für den Fall der<br />
quantitativen <strong>Bildung</strong>smaße).<br />
Zahlreiche zusätzliche von Hanushek und Wößmann (2009) durchgeführte Untersuchungen legen<br />
aber nahe, dass es sich bei der Korrelation tatsächlich auch um einen kausalen Effekt der <strong>Bildung</strong>skompetenzen<br />
handelt. Zunächst ziehen sie die Analyse zeitlich auseinander: Werden nur die bis<br />
Anfang der 1980er Jahre durchgeführten Tests betrachtet, so haben diese den gleichen signifikanten<br />
Effekt auf das spätere Wirtschaftswachstum seit Anfang der 1980er Jahre. Eine umgekehrte<br />
Kausalität von Wachstum auf Schülerleistungen ist auch deshalb wenig wahrscheinlich, weil sich<br />
zeigt, dass zusätzliche Ressourcen im Schulsystem, die vielleicht durch schnelleres Wachstum<br />
möglich wären, nicht systematisch mit besseren PISA-Leistungen einhergehen (vgl. Wößmann<br />
2007 für einen Überblick). Mehr Geld bringt nicht automatisch bessere Leistungen hervor.<br />
Ein weiterer Kausalitätstest besteht darin, im Rahmen einer so genannten ökonometrischen<br />
Instrumentvariablenschätzung nur denjenigen Teil der Variation in den <strong>Bildung</strong>sleistungen<br />
zu nutzen, der sich aus institutionellen Unterschieden zwischen den Schulsystemen wie etwa<br />
Zentralabitur, Dezentralisierung der Entscheidungsbefugnisse und Anteil privat geleiteter Schulen<br />
ergibt. Damit können sonst mögliche Verzerrungen aufgrund unbeobachtet bleibender Länderunterschiede<br />
ausgeschlossen werden. Die Ergebnisse belegen wiederum eine Kausalität von im<br />
Schulsystem generierten Leistungen auf das Wirtschaftswachstum.<br />
Dass die Ergebnisse nicht durch andere Faktoren wie etwa eine unterschiedlich effektive Organisation<br />
marktwirtschaftlicher Prozesse zustande kommen, lässt sich auch durch folgende Untersuchung<br />
ausschließen: Bei einer Betrachtung der Immigranten verschiedener Länder auf dem U.S.-<br />
amerikanischen Arbeitsmarkt zeigt sich, dass Immigranten, die ihre <strong>Bildung</strong> in ihrem Heimatland<br />
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