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Was unzureichende Bildung kostet - Bertelsmann Stiftung

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2. Der analytische Rahmen: <strong>Bildung</strong> und Wirtschaftswachstum<br />

PISA-Punkte langfristig mit einem zusätzlichen jährlichen Wachstum von 1,265 Prozentpunkten<br />

einhergehen. Der Einfluss der kognitiven Leistungen auf das Wirtschaftswachstum ist also beträchtlich:<br />

Langfristig gehen 50 zusätzliche PISA-Punkte – das entspricht in etwa dem Abstand<br />

zwischen Deutschland und den PISA-Spitzenreitern in Finnland, Korea oder Hongkong – mit<br />

einem zusätzlichen jährlichen Wachstum von gut 0,6 Prozentpunkten einher.<br />

Allerdings gibt es Gründe, dass zur Schätzung des Effektes der <strong>Bildung</strong> nicht für Maße der institutionellen<br />

Rahmenbedingungen der Volkswirtschaft wie Eigentumssicherheit und Offenheit<br />

kontrolliert werden sollte. So belegen etwa Glaeser, La Porta, Lopez-de-Silanes und Shleifer (2004),<br />

dass wirtschaftliche Rahmenbedingungen langfristig vom <strong>Bildung</strong>sstand der Bevölkerung abhängen,<br />

etwa indem eine gut gebildete Bevölkerung die Basis für eine funktionierende Demokratie<br />

und den Erhalt einer freiheitlichen und effektiven Wirtschaftsordnung ist. Insofern würde eine<br />

Kontrolle für die institutionellen Rahmenbedingungen den langfristigen Gesamteffekt der <strong>Bildung</strong>skompetenzen<br />

unterschätzen. Ohne diese Kontrollvariablen ist der Einfluss der kognitiven<br />

Fähigkeiten mit 1,980 allerdings deutlich größer. Auch in weiteren alternativen Wachstumsmodellen<br />

von Hanushek und Wößmann (2009) ist der Schätzkoeffizient größer als derjenige, den<br />

wir in dieser Studie verwenden. Da ein kleinerer Wachstumskoeffizient einen geringeren Einfluss<br />

der <strong>Bildung</strong>sleistungen auf das Wirtschaftswachstum bedeutet, werden die in dieser Studie berechneten<br />

Kosten <strong>unzureichende</strong>r <strong>Bildung</strong> eher unter- als überschätzt (vgl. auch Abschnitt B.5 im<br />

Anhang B). Die vorliegenden Analysen basieren also auf einer eher konservativen Schätzung.<br />

Die Tatsache, dass ein besserer Durchschnitt in den Schülerleistungen mit einem höheren Wirtschaftswachstum<br />

einhergeht, sagt noch nichts darüber aus, was wichtiger ist: Spitzenleistungen,<br />

aufgrund derer möglicherweise die Innovationen der Zukunft hervorgebracht werden, oder eine<br />

gute <strong>Bildung</strong>sbasis in der breiten Bevölkerung, um moderne Wirtschaftsmethoden umsetzen zu<br />

können. Um die separaten Wachstumseffekte von Basiskompetenzen und Spitzenleistungen schätzen<br />

zu können, spezifizieren Hanushek und Wößmann (2009) alternativ ein kombiniertes Wachstumsmodell,<br />

das beide Dimensionen berücksichtigt. Dazu berechnen sie anhand der Mikrodaten<br />

der internationalen Vergleichstests, welcher Anteil der Bevölkerung eines Landes über 600 PISAäquivalente<br />

Punkte (Spitzenleistungen, eine Standardabweichung über dem OECD-Durchschnitt)<br />

und welcher Anteil zumindest 400 Punkte (als Maß einer mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />

Grundlagenkenntnis, eine Standardabweichung unter dem OECD-Durchschnitt) erzielt. 9<br />

Das Ergebnis der alternativen Spezifikation als kombiniertes Wachstumsmodell belegt, dass nicht<br />

die eine oder die andere, sondern beide Dimensionen – der Anteil der Schüler mit Spitzenleistungen<br />

wie auch der Anteil der Schüler, die zumindest Grundfähigkeiten erzielen – einen separat signifikanten<br />

Einfluss auf das Wirtschaftswachstum haben (siehe Anhang A.2 für Details). Es kommt<br />

also sowohl auf die Spitze als auch auf die Breite an. Dabei weisen die geschätzten Koeffizienten<br />

9<br />

Ein äquivalentes Wachstumsmodell mit dem 420 Punkte erreichenden Anteil liegt leider nicht vor (vgl. Anhang A.2).<br />

21

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